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Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums hier: Bau- und Finanzierungsvorlage der Museografie (Ausstellungsgestaltung) der neuen Dauerausstellung

Vorlagentyp: M

Inhalt

S A C H S T A N D : Vortrag des Magistrats vom 10.11.2017, M 218 Betreff: Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums hier: Bau- und Finanzierungsvorlage der Museografie (Ausstellungsgestaltung) der neuen Dauerausstellung Vorgang: l. Beschl. d. Stv.-V. vom 16.07.2015, § 6161 (M 91) 1. Es wird zustimmend zur Kenntnis genommen, dass die Kostenberechnung für die Museografie des Jüdischen Museums einen Mittelbedarf in Höhe von 5.193.127 € vorsieht, der wie folgt gedeckt werden kann: - 2.674.722 € waren bereits Teil des o.g. Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung vom 16.07.2015, § 6161 (M 91). Die zwischenzeitlich dazu erarbeiteten Pläne werden ergänzend zur Kenntnis genommen. - Das Land Hessen fördert die Museografie der Dauerausstellung durch eine Projektförderung von insgesamt 2 Mio. €. Der Annahme dieser Mittel zur Erhöhung des Museografie-Budgets wird zugestimmt. - Weitere Drittmittel in Höhe von 518.405 € sind vom Jüdischen Museum einzuwerben. Es wird zur Kenntnis genommen, dass eine Ausfallbürgschaft der Freunde und Förderer des JMF e. V. vorliegt, sollte die Einwerbung in der notwendigen Höhe nicht gelingen. 2. Die vorgelegte Gestaltung der neuen Dauerausstellung im Umfang von insgesamt brutto 5.193.127 € wird bewilligt. 3. Es dient zur Kenntnis, dass für diese Investitionsmaßnahme nach Fertigstellung der neuen Dauerausstellung jährliche zusätzliche Folgekosten anfallen: • Kapitalkosten (Finanzierung und Abschreibung) 401.457 € p.a. • Sachkosten 127.730 € p.a. 4. Die notwendigen Folgekosten sind für die jeweiligen Haushaltsjahre anzumelden. Begründung: A. Zielsetzung Anlass und Ziel der Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums bzw. der Neuen Gestaltung der Dauerausstellung Das Jüdische Museum befindet sich an zwei Standorten im Stadtgebiet, dem Jüdischen Museum im Rothschild-Palais am Untermainkai 14 und 15 und dem Standort Museum Judengasse an der Battonnstr. 47. Die Stadtverordneten haben mit dem Grundsatzbeschluss zur Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums vom 2. Februar 2012 sowie mit dem Beschluss des Wettbewerbsergebnisses vom 12. September 2013 als auch mit dem Beschluss der Bau- und Finanzierungsvorlage vom 16. Juli 2017 bestätigt, dass eine Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums unabdingbar ist, um einen adäquaten Museumsbetrieb und den Ausbau der Sammlung gewährleisten zu können. Nur auf diesem Weg können auch neu hinzugekommene Aufgaben des Museums, wie die Präsentation der jüngst erhaltenen Sammlung der Familie Frank oder auch das ergänzende Programm zur Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle bewerkstelligt werden. Mit dem Beschluss der Bau- und Finanzierungsvorlage der Museografie für die neue Dauerausstellung konkretisiert sich nun der letzte notwendige Baustein für die gesamte Neukonzeption des Jüdischen Museums Frankfurt. Der Standort Museum Judengasse wurde gem. des neuen Dauerausstellungkonzepts Teil der zukünftigen Dauerausstellung und erzählt am authentischen Ort der Judengasse das Leben der Frankfurter Juden bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Neuausstattung des Museum Judengasse wurde bereits am 29.01.2015 von der STVV beschlossen, § 5553 und im März 2016 in Betrieb genommen. Nun folgt die Neugestaltung der Dauerausstellung im Rothschild Palais. Sie präsentiert an einem authentischen Ort die Geschichte und Kultur der Juden in Frankfurt von der Emanzipation bis zur unmittelbaren Gegenwart und geht dabei insbesondere auf Tradition und Ethik des modernen Judentums sowie die Geschichte bedeutender Frankfurter Familien, darunter die Rothschilds und die Familie von Anne Frank, ein. Für die Gesamtmaßnahme inkl. Drittmittel (3.830.000 €) steht ein Budget in Höhe von 53.068.000 € zur Verfügung (siehe auch M 91, § 6161 vom 16.07.2015). Für die Neuausstattung des Museums Judengasse wurden 3.815.000 € (inkl. 565 T € Drittmittel) erforderlich. Für die Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums inkl. Museografie im Rothschildpalais sind 49.252.400 € (inkl. 2.518 T € Drittmittel) festgesetzt. Veränderung des Planungsprozesses zur neuen Dauerausstellung des Jüdischen Museums Frau Dr. Mirjam Wenzel hat ihr Amt als neue Direktorin des Jüdischen Museums am 1.1.2016 als Nachfolgerin von Prof. Dr. Raphael Gross angetreten. Nach ihrem Amtsantritt erhielt sie in Abstimmung mit dem damaligen Kulturdezernenten die Möglichkeit, den Stand der Planungen für die neue Dauerausstellung des Jüdischen Museum zu überprüfen, insbesondere um ihre Erfahrungen als Leiterin der Medienabteilung des Jüdischen Museums Berlins in den Planungsprozess einzubringen. In mehreren Workshops mit allen beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie externen Expertinnen und Experten wurden durch die Definition von Zielgruppen Defizite erkannt und Wege skizziert, eine genauere Besucherorientierung sowie bislang zu wenig berücksichtigte Zielgruppen wie jüngere Besucherinnen und Besucher zu erreichen. Zudem wurde das Medienkonzept der Ausstellung auf den Prüfstand gestellt und im Rahmen der von Frau Dr. Wenzel initiierten Gesamtentwicklung zu einem digitalen Museum eine stärkere Vernetzung der Dauerausstellung mit der innovativen digitalen Strategie des Museums angestrebt. So wird z.B. den Besucherinnen und Besuchern ein mobiles Objekt ausgehändigt, momentan "Schlüssel" genannt, mit dessen eingebautem Chip an verschiedenen Stationen der Ausstellung Daten eingesammelt werden können, um diese zuhause und in Verbindung mit der Website des Museums weiter zu verwenden und tiefer in die Materie einsteigen zu können. Die aus den Zielgruppenuntersuchungen und aus der neu entwickelten digitalen Strategie erkannten Anforderungen führten zu der Notwendigkeit, die inhaltlichen Planungen teilweise neu zu konzipieren und daraus folgend auch die gestalterischen Planungen entsprechen zu überarbeiten und zu verändern. B. Alternativen: Keine, da aufgrund der bereits beschlossenen Bauaufgabe die Neugestaltung der Dauerausstellung unabdingbar ist und das Budget für die Museografie bereits mit der Bau- und Finanzierungsvorlage für die Gesamtmaßnahme beschlossen wurde. C. Lösung: Die neue Dauerausstellung des Jüdischen Museums Frankfurts Über den neuen Museumsvorplatz betreten die Besucher*innen von der Wallanlage aus kommend den neuen Haupteingang im Erweiterungsbau des JMF. Über die Foyers erreicht man den Übergang in die Bestandsgebäude und fährt mittels der Aufzüge in die 3. Ebene, zum Beginn des Ausstellungsrundgangs der neuen Dauerausstellung. Ausstellungsgliederung und -gestaltung Der Ausstellungsrundgang beginnt mit einem Raum, der zentrale Fragen der jüdischen Zeitgeschichte in Frankfurt aufwirft und jüdisches Leben in der Gegenwart porträtiert. Diesem ersten, großen Raum schließen sich fünf kleinere Räume an, die einen Überblick über jüdische Geschichte und Kultur in Frankfurt seit 1800 geben und die Schwierigkeiten der jüdischen Emanzipation, die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus, die Aufbruchsbewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowie die systematische Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung der Frankfurter Juden unter der nationalsozialistischen Herrschaft thematisieren. Dieser kulturhistorischen Präsentationen stehen drei Räume zur Seite, die Werke von Moritz Daniel Oppenheim als einen Spiegel der jüdischen Emanzipation und Ludwig Meidner als Reflexion über die jüdische Erfahrung des 20. Jahrhunderts vorstellen. Das darunter liegende Stockwerk beschäftigt sich mit jüdischer Tradition und Ethik seit der Haskala. Hier wird die Auseinandersetzung des Frankfurter Rabbiners Samson Raphael Hirsch mit den Rabbinern Stein und Geiger präsentiert, die zu einer Gemeindespaltung führte und die Begründung der Neo-Orthodoxie nach sich zog. Die wertvolle Sammlung an Zeremonialobjekten wird in drei Räumen nach ästhetischen Kriterien inszeniert. Ein Wechselausstellungsraum mit zeitgenössischen Kunstwerken schließt sich dieser Präsentation an. Ihr zur Seite steht eine Videoinstallation, in der alle in Frankfurt derzeit amtierenden Rabbiner ethische Fragen der Gegenwart beantworten. Den Abschluss des Stockwerks bildet eine interaktive Foto-Installation zur Frage: Was ist Dir heilig? Im ersten Stockwerk werden drei verschiedene Frankfurter Familien jeweils über drei Generationen hinweg vorgestellt. Den Auftakt bildet die aus Osteuropa emigrierte Familie Senger, die sich als Kommunisten verstanden und mitten in Frankfurt überlebten, ohne von den Nationalsozialisten als Juden erkannt zu werden. Auf die Präsentation ihrer außergewöhnlichen Familiengeschichte folgt die Frankfurter Familie Rothschild im 19. Jahrhundert, deren Selbstverständnis als jüdische Familie, deren wirtschaftliche Investitionen und Unternehmungen und deren Lebensstil über drei Generationen hinweg dargestellt werden. Dem zur Seite stehen drei historische Räume des Rothschild-Palais, einem ehemaligen Wohnhaus der Rothschilds, in denen u.a. die Geschichte des Hauses und dessen vielseitige Nutzung über zwei Jahrhunderte hinweg präsentiert werden. Den Abschluss des Ausstellungsrundgangs bildet die Präsentation der Familie von Anne Frank, die ausgehend von dem reichen dem Museum vom Anne Frank Fonds Basel überlassenen Objektbestand Einblicke in die Lebenskultur einer bürgerlichen Familie aus Frankfurt gibt. Die Gestaltung der neuen Dauerausstellung im Rothschild Palais umfasst drei unterschiedliche Erzählformen, nämlich: 1. Räume, in denen originale Objekte (insbesondere Zeremonialobjekte und Bildende Kunst) im Zentrum stehen: diese sollten mit der entsprechenden Wirkung räumlich inszeniert werden. 2. Räume mit Medieninstallationen (insbes. Film und Video) und zeitgenössischen Kunstwerken, die ein ästhetisches Erlebnis ermöglichen sollen. 3. Räume, die anhand von Briefen, Fotografien, Dokumenten, 3 D-Objekten eine Geschichte erzählen und dabei häufiger auf Reproduktionen zurückgreifen. Die Gestaltung wird einen signifikanten Unterschied in der Präsentation von Reproduktionen und Originalen vornehmen und abwechslungsreiche Darstellungsformen für Reproduktionen finden (hinterleuchtet, als interaktives Digitalisat o.ä.). Grundlage für alle Fragen der Gestaltung ist der Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention, der eine gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen am Ausstellungsbesuch fordert. Es werden daher verschiedene Angebote für Personen mit Einschränkungen und eine inkludierende Ausstellungsgestaltung entwickelt. D. Kosten 1. Der Investitionsbedarf der Maßnahme wird auf brutto 5.193.127 € (siehe Kostendeckblatt) berechnet. 2.674.722,00 € wurden am 16.07.2015 durch die Stadtverordneten im Rahmen der Bau- und Finanzierungsvoralge zur Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums als Budget der Museografie beschlossen, § 6161. Das Land Hessen hat zudem eine Projektförderung für die neue Dauerausstellung in Höhe von 2 Mio. € am 27.11.2015 bewilligt. Weiterhin werden 518.405 € zur Deckung aller Kosten benötigt. Zur Deckung dieser Finanzierunglücke hat das JMF entsprechende Drittmittel beantragt. Da bisher noch kein positiver Bescheid zu diesen Anträgen vorliegt, werden die Freunde und Förderer des JMF e. V. diesen Betrag finanzieren, sollten diese Anträge abgelehnt oder in einer geringeren Höhe bewilligt werden 2. Finanzierungsbedarf: Der Mittelabfluss der Kosten für die Gesamtmaßnahme ist in den vergangenen Haushalten festgelegt worden und wird für jede Haushaltsanmeldung erneut überprüft. 3. Jahresfolgekosten für die Unterhaltung der Dauerausstellung a) Sachkosten Energiekosten ca. 21.220 € p. a. Wartungskosten der Medienstationen ca. 11.900 € p. a. Verbrauchskosten ca. 65.670 € p. a. Leasingkosten ca. 9.520 € p. a. Reinigung Museografie (Vitrinen, etc.) ca. 19.420 € p. a. b) Kapitalkosten Kalkulatorische Verzinsung: 36.783 € Abschreibung: 364.674 € 3. Jahreserträge Die Jahreserträge durch Eintrittseinnahmen, Katalogverkauf u.a. dienen seit Jahren neben den von den Museen eingeworbenen Drittmitteln bei allen Museen zur Finanzierung von Ausstellungen und Veranstaltungen. Anlage 1_Kostenberechnung (ca. 164 KB) Anlage 2_Grundrisse (ca. 1,6 MB) Anlage 3_Museografie (ca. 4,8 MB) Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage: Vortrag des Magistrats vom 09.12.2011, M 227 Vortrag des Magistrats vom 28.06.2013, M 118 Vortrag des Magistrats vom 12.12.2014, M 237 Vortrag des Magistrats vom 29.05.2015, M 91 Zuständige Ausschüsse: Kultur- und Freizeitausschuss Ausschuss für Planung, Bau und Wohnungsbau Haupt- und Finanzausschuss Beratung im Ortsbeirat: 1 Versandpaket: 15.11.2017 Beratungsergebnisse: 16. Sitzung des Kultur- und Freizeitausschusses am 30.11.2017, TO I, TOP 10 Im Rahmen des Tagesordnungspunktes erläutert die Leiterin des Jüdischen Museums, Frau Dr. Mirjam Wenzel, den Inhalt der Vorlage M 218 anhand einer Powerpoint-Präsentation und beantwortet die an sie gerichteten Fragen. Bericht: TO II Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen: Der Vorlage M 218 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt. Abstimmung: CDU, SPD, GRÜNE, AfD, LINKE., BFF, FRAKTION und FRANKFURTER Sonstige Voten/Protokollerklärung: FDP und ÖkoLinX-ARL (= Annahme) 16. Sitzung des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau am 04.12.2017, TO I, TOP 27 Bericht: TO II Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen: Der Vorlage M 218 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt. Abstimmung: CDU, SPD, GRÜNE, AfD, LINKE., FDP, BFF, FRAKTION und FRANKFURTER 17. Sitzung des OBR 1 am 05.12.2017, TO I, TOP 32 Beschluss: Der Vorlage M 218 wird zugestimmt. Abstimmung: Einstimmige Annahme 17. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 12.12.2017, TO II, TOP 8 Bericht: TO II Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen: Der Vorlage M 218 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt. Abstimmung: CDU, SPD, GRÜNE, AfD, LINKE., FDP, BFF und FRANKFURTER 19. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 14.12.2017, TO II, TOP 34 Beschluss: Der Vorlage M 218 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt. Abstimmung: CDU, SPD, GRÜNE, AfD, LINKE., FDP, BFF, FRAKTION, FRANKFURTER und ÖkoLinX-ARL Beschlussausfertigung(en): § 2115, 19. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung vom 14.12.2017 Aktenzeichen: 41 39