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Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums hier: Bau- und Finanzierungsvorlage

Vorlagentyp: M

Inhalt

S A C H S T A N D : Vortrag des Magistrats vom 29.05.2015, M 91 Betreff: Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums hier: Bau- und Finanzierungsvorlage Vorgang: l. Beschl. d. Stv.-V. vom 29.01.2015, § 5553 (M 237) 1. Das Büro Staab Architekten wurde auf der Grundlage des o.g. Beschlusses vom 12.09.2013, § 3625, mit der Umsetzung seines Entwurfs beauftragt. Die zwischenzeitlich erarbeiteten Pläne und die Kostenberechnung dienen zur Kenntnis. 2. Die Höhe der gesamten Neubau- und Sanierungsarbeiten für das Jüdische Museum inklusive der Neuausstattung des Museums Judengasse in Höhe von 3.250.000 € sind nach wie vor auf 50 Mio. € begrenzt. Für den Neubau und die Sanierung werden davon Mittel in Höhe von 44.060.000 Mio. € benötigt und bewilligt. Darin sind nicht die Kosten für die Museografie in Höhe von 2.675.000 Mio. € enthalten, für die Ende 2015 eine ergänzende Bau- und Finanzierungsvorlage vorgelegt wird. Bis einschließlich 2016 sind Mittel in Höhe von 21.162.000 € in der Produktgruppe 21.26 im Haushalt eingestellt. Die noch notwendigen Mittel in Höhe von 28.838.000 € einschließlich der Museografie sind im Finanzplanungszeitraum des Investitionsprogrammes zum Entwurf des Doppelhaushaltes 2015/16 in der Produktgruppe 21.26 bereits vorgesehen. 3. Der Neubau und die Sanierung des denkmalgeschützten Rothschild-Palais sind weitgehend parallel durchzuführen. Für die Mitarbeiter, die Bibliothek, das Archiv und die Objekte der Dauerausstellung sind u. a. interimsweise Flächen anzumieten. Für die Herrichtung und Ausstattung der Liegenschaft zur Unterbringung der bisher ausgestellten Museumssammlung und des Nachlasses Familie Frank Elias in der Eschborner Landstraße sowie deren erforderlichen Umzug und die notwendigen konservatorischen Arbeiten an den Objekten werden einmalige Kosten in Höhe von 506.050 € und jährliche Kosten für Mieten der Depotflächen einschließlich Nebenkosten in Höhe von 45.880 € bis zur Fertigstellung eines möglichen Zentraldepots für alle Museen anfallen. Hinsichtlich der interimsmäßigen Unterbringung der Mitarbeiter, für die Umzüge und die Herrichtung der Liegenschaft Berliner Straße werden einmalige Mittel in Höhe von 327.700 € und jährliche Kosten für Mieten von Büro- und Archivflächen einschließlich Nebenkosten in Höhe von 142.000 € bis voraussichtlich 2018 (Rückzug in den sanierten Altbau) anfallen. In diesem Zusammenhang sind im Ergebnishaushalt in der Produktgruppe 21.26 bereits in 2015 (750 T €) und in 2016 (400 T €) bereitgestellt. Darüber hinaus benötigte Mittel sind für die entsprechenden Haushalte anzumelden. 4. Es dient zur Kenntnis, dass für diese Investitionsmaßnahme nach Fertigstellung des Neubaus und nach Inbetriebnahme des gesamten Museums jährliche zusätzliche Folgekosten anfallen: 1. Kalkulatorische Verzinsung 1.542.478 € p.a. 2. Abschreibung 1.802.000 € p.a. 3. Sachkosten 765.200 € p.a. 4. Personalkosten 305.880 € p.a. Die notwendigen jährlichen Folgekosten zu 3. und 4. sind für die entsprechenden Haushalte anzumelden. 5. Es dient zur Kenntnis, dass durch den vermuteten Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauer im Bereich des vorgesehenen Baufelds ein terminliches Risiko besteht. 6. Es dient zur Kenntnis, dass der Beschluss zur Erweiterung des Jüdischen Museums aufgrund des engen Baufeldes die Fällung von insgesamt acht Bäumen auf dem zu bebauenden Grundstück zur Folge hat. Begründung: A. Zielsetzung Anlass und Ziel der Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums Das Jüdische Museum befindet sich an zwei Standorten im Stadtgebiet, dem Jüdischen Museum im Rothschild-Palais am Untermainkai 14 und 15 und dem Standort Museum Judengasse an der Kurt-Schumacher-Straße 10. Am Standort Rothschild Palais wird seit 1988 im ehemaligen Stadtpalais der Familie Rothschild aus dem 19. Jahrhundert jüdische Geschichte und Kultur von der Antike bis zur Gegenwart erforscht und vermittelt. Ein Schwerpunkt, insbesondere im Sammlungsbereich, liegt dabei auf der historischen und kulturellen Entwicklung der Juden in Frankfurt. Zum Haupthaus kam 1992 die Dependance Judengasse an der Kurt-Schumacher-Straße hinzu, in deren Zentrum die seit 1987 freigelegten archäologischen Reste des Frankfurter Ghettos stehen. Im Osten schließt direkt die Gedenkstätte ‚Neuer Börneplatz' und der ‚Jüdische Friedhof Battonstraße' an. Die Stadtverordneten haben mit dem Grundsatzbeschluss zur Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums vom 2. Februar 2012 sowie mit dem Beschluss des Wettbewerbsergebnisses vom 12. September 2013 bestätigt, dass eine Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums unabdingbar ist, um einen adäquaten Museumsbetrieb und den Ausbau der Sammlung gewährleisten zu können. Nur auf diesem Weg können auch jüngere Aufgaben des Museums, wie die Präsentation der jüngst erhaltenen Sammlung der Familie Frank oder auch das ergänzende Programm zur Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle bewerkstelligt werden. Auf Grundlage des Wettbewerbsergebnisses wurde Staab Architekten GmbH aus Berlin mit der weiteren Ausarbeitung der Planung beauftragt. Nun liegt der weiterentwickelte Entwurf mit der detaillierten Kostenberechnung für die Sanierung der Bestandsbauten und für den Neubau vor. Die frühzeitig beauftragten Museografen haben zunächst die Ausstellungsgestaltung für das Museum Judengasse entwickelt und vorangetrieben; dieses Konzept wurde mit der Bau- und Finanzierungsvorlage am 29. Januar 2015, § 5553 von den Stadtverordneten beschlossen. Seit Anfang des Jahres arbeiten die Museografen gemeinsam mit den Wissenschaftlern des Jüdischen Museums an der Konzeption zur Dauerausstellung im Rothschild-Palais am Untermainkai 14 und 15. Dazu wird Ende 2015 eine entsprechende Bau- und Finanzierungsvorlage vorgelegt werden. Aktuell wird lediglich das veranschlagte Budget für die Museografie und die entsprechenden Honorare nachrichtlich im Kostendeckblatt dargestellt. B. Alternativen: Keine, da aufgrund der starken Überalterung der Ausstellung und des Instandsetzungsstaus in den Räumlichkeiten ein weiterer Ausstellungsbetrieb mit pädagogischem Programm nicht möglich wäre. Zudem könnte die neue Sammlung der Familie Frank der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht und das ergänzende Programm zur Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle nicht bewerkstelligt werden. C. Lösung: Das neue Jüdische Museum Das Jüdische Museum Frankfurt ist eines der führenden Jüdischen Museen in Europa und das erste, das 1988 in Deutschland nach dem Holocaust eröffnet wurde. Es spiegelt damit die zentrale Bedeutung wider, die die jüdische Gemeinde für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt über acht Jahrhunderte hatte. Frankfurt ist wie keine andere Metropole im deutschsprachigen Raum durch Familien wie die Rothschilds, Literaten wie Ludwig Börne, Wissenschaftler wie Max Horkheimer und Theodor Adorno oder Politiker wie Leopold Sonnemann und Ludwig Landmann geprägt worden. Auch nach 1945 ist Frankfurt wieder ein Zentrum jüdischen Lebens geworden und hat mit Persönlichkeiten wie Ignatz Bubis, Salomon Korn, Dieter Graumann, Daniel Cohn-Bendit oder Dan Diner das politische und intellektuelle Leben der Bundesrepublik bereichert. 27 Jahre nach der Eröffnung der Ausstellungen im Rothschild-Palais und 23 Jahre nach der Eröffnung des Museums Judengasse verwirklicht das Jüdische Museum Frankfurt eine neue Vision für das 21. Jahrhundert. Die neuen Dauerausstellungen im Rothschild-Palais und im Museum Judengasse werden zusammen mit dem architektonisch unverwechselbaren Erweiterungsbau neben dem Rotschildpalais ein in Europa neuartiges Zentrum jüdischer Geschichte und Kultur schaffen: Ein visuell, emotional und kognitiv einzigartiger Ort des Wissens, des Schauens und der Debatten auch über kontroverse Themen, der die Traditionen des Jüdischen Lehrhauses und der Aufklärung mit modernen und attraktiven Museumsangeboten verbindet und die Besucherinnen und Besucher zu einer Entdeckungsreise einlädt. Das Projekt Neues Jüdisches Museum verfolgt dabei grundlegende Ziele: Es zeigt erstmals 800 Jahre jüdischer Geschichte in einer europäischen Perspektive und präsentiert das Rothschild-Palais, die archäologischen Reste der Judengasse und den mittelalterlichen Friedhof als herausragende Zeugnisse der Stadtgeschichte. Mit dem Pädagogischen Zentrum und dem Familie Frank Zentrum als integrierte Einrichtungen werden neue Wege der Vermittlung vor allem an junge Menschen beschritten. Das Museum mit seinem Archiv und seiner Bibliothek wird ein Ort der Forschung sein; Ausstellungen, Kinderwerkstatt und Veranstaltungsräume werden ein regionales ebenso wie ein breites internationales Publikum ansprechen, das sich hier mit Geschichte und Gegenwart des Judentums auseinandersetzen kann. Städtebauliche Situation Die klassizistischen Villen des heutigen Jüdischen Museums am Untermainkai liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zum westlichen Abschluss der Wallanlagen. Diese Stadtvillen entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, erbaut durch den damaligen Stadtbaumeister Johann Friedrich Christian Hess. Auf historischen Stadtplänen erkennt man eine Bebauung mit Wirtschaftsgebäuden entlang der Hofstraße, die den Straßenraum begrenzt. Die nahezu schmucklose Nordseite der Bestandsgebäude wurde als eine Art Rückseite gestaltet und war zu einem Hof hin ausgerichtet, ganz anders als die repräsentative Fassade hin zum Untermainkai. Durch den Neubau der Erweiterung erfährt der Gebäudebestand eine Neuinterpretation dieses Straßen- und Stadtraums. Mittels der neuen Bauflucht entlang der Hofstraße wird dieser Straßenraum ganz neu gefasst im Zusammenspiel mit seiner Nachbarbebauung. Zudem entsteht als Fortführung der Wallanlage mit dem Museumsvorplatz ein neuer, geschützter Ort zum Verweilen. Die neue Eingangssituation über den Museumsplatz in den Erweiterungsbau hinein schafft eine offene und einladende Atmosphäre und eine verkehrstechnisch sichere Situation; dies ist besonders wichtig für die vielen Kinder- und Jugendgruppen, die das Museum besuchen und sich hier treffen und versammeln können. Der Erweiterungsbau Um den neuen Baukörper sensibel in seine heterogene Umgebung einzupassen, wurde eine polygonale Kubatur gewählt, deren Form aus Anlässen der direkten Umgebung situativ entwickelt wurde. Die Formfindung des neuen Stadtbausteins orientiert sich zum einen an den Satteldächern der bestehenden Villen am Untermainkai. Zum anderen folgt die Formfindung dem Wunsch der Zonierung des Außenbereichs, der sich zwischen den historischen Villen und dem Erweiterungsbau aufspannt. Durch die Annäherung des neuen Baukörpers an das runde Treppenhaus des Hauses am Untermainkai 14 wird der Zwischenraum in zwei Bereiche gegliedert: Im vorderen Bereich öffnet sich der Außenraum durch die polygonale Gebäudeform auf die Wallanlagen und bildet den Eingangshof. Von der Hofstraße aus befahrbar entsteht ein introvertierter Bereich, der die Anlieferung und den Wirtschaftshof vom öffentlichen Bereich abgrenzt. Dritter Parameter der Formfindung ist das Einpassen des Neubaus in die bestehende städtebauliche Situation, wobei die Neigungswinkel des polygonalen Grundrisses aus den Fluchten der historischen Villen und dem Nachbargebäude an der Hofstraße entwickelt werden. Dieser durch seine formale Ausprägung in die Stadtstruktur eingepasste Stadtbaustein wird nun über einen eingeschossigen Zwischenbau mit den bestehenden Villen verbunden. Der natürliche Topographieverlauf mit seiner leichten Hanglage lässt die Ausbildung dieses eingeschossigen Zwischenbaus so zu, dass die Zugehörigkeit des Erweiterungsbaus zu den denkmalgeschützten Villen ablesbar wird. Dieser Eindruck wird durch ihre Farbigkeit und ihre verwandte Materialität unterstützt. Dieser Zwischenbau bildet Basis und Verbindung zugleich und ermöglicht es, das Bauvolumen der Erweiterung sinnvoll und sensibel mit den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden zu verknüpfen. Räumliche Organisation und öffentliche Bereiche Der Besucher betritt das Jüdische Museum durch den neuen Haupteingang im Erweiterungsbau, passiert die aufgrund der aktuellen Sicherheitslage notwendige Sicherheitskontrolle, den Heimannbogen, der die Besucher auf mitgeführte Metallgegenstände detektiert, und eine Taschenkontrolle und gelangt in das großzügige Foyer, welches sich zum Außenraum sowie zum unteren Foyer mit der Anbindung an den Baubestand öffnet. Der große Veranstaltungssaal schließt sich unmittelbar an die westliche Gebäudekante des Foyers an. Foyer und Veranstaltungssaal können bei größeren Veranstaltungen über die zweiflügeligen Türen zusammengeschaltet werden. Ein mit einer Dachverglasung versehenes, zentrales Atrium belichtet die breite Verbindungstreppe zwischen oberem und unterem Foyer. Daran gliedern sich die vertikale Erschließung der Besucher sowie die Gastronomie und die Bibliothek an. Das untere, ein Halbgeschoss tiefer liegende Foyer nimmt neben der Verbindung zur Wechselausstellung auf der Ebene U1 sowie der Erschließung der Dauerausstellung in den Altbauten auch den Museumsshop sowie die Zugänge zu Garderobe und zentraler WC-Anlage auf und wird über den zum Eingangsbereich orientierten Lichthof belichtet. Über die zentrale Treppenanlage im Atrium gelangt der Besucher von der Ebene des oberen Foyers aus zu dem ein Halbgeschoss höher gelegenen Café-Bereich, welcher sich zum Atrium hin öffnet. Die angegliederte Terrasse befindet sich über dem unteren Foyer und ist somit den Sicherheitsforderungen gemäß nicht unmittelbar von außen zugänglich, da der Lichthof die Terrasse vom Museumsplatz trennt. Ein weiteres Halbgeschoss höher befindet sich die ebenfalls zum Atrium geöffnete Bibliothek mit einem zentral angeordneten Lesebereich, der sowohl durch eine großzügige Verglasung nach Westen als auch durch die verglaste Öffnung zum Atrium Licht erhält und von den beiden Räumen für die Freihandbereiche flankiert wird. Der Bereich der Aufsicht und der Bibliothekarin wird in den Lesesaal integriert. Die neuen Räume der Wechselausstellung liegen im Untergeschoß des Neubaus und werden über eine großzügige Treppe vom unteren Foyer aus erschlossen. Ein großer polygonaler Raum wird um zwei kleinere, etwas niedrigere Bereiche erweitert, welche sich gemeinsam mit der größeren Ausstellungshalle um einen zentralen Vorbereich gruppieren und entweder zur Vorbereitung einer neuen Wechselausstellung oder als eigener Ausstellungsbereich genutzt werden können. Das angegliederte Interimslager ermöglicht die Vorbereitung der von Leihgebern zur Verfügung gestellten Objekte für die jeweilige Ausstellung. Nicht-öffentliche Bereiche Nicht einsehbar für den Besucher liegt der interne Wirtschaftshof des Museums, welcher über die Hofstraße erschlossen wird und sich entlang der östlichen Grundstücksgrenze erstreckt. Hierüber erfolgen Anlieferung, Mitarbeiterzugang und Müllentsorgung. Der im nord-östlichen Gebäudeteil positionierte Lastenaufzug verbindet sämtliche dort untergebrachten Vorbereitungsräume der Wechselausstellung wie Lagerräume und Werkstätten und bewerkstelligt die Andienung der Wechselausstellung. Er ermöglicht zudem auch die Anlieferung für die Gastronomie. Die beiden obersten Geschosse sind ausschließlich für die nicht-öffentliche Nutzung bestimmt und nehmen neben den Vorbereitungsräumen für die Wechselausstellung und Technikflächen auch Lager für das Ausstellungsmobiliar und das Archiv mit einer Kompaktregalanlage auf, welches sich somit in räumlicher Nähe zu der unmittelbar darunter gelegenen Bibliothek befindet. Der räumliche Zusammenhang von Bibliothek und Archiv ist zwingend, da die Nutzer sowohl die Archivalien als auch den Bibliotheksbestand für ihre Arbeiten benötigen. Diese Unterlagen werden in der Präsensbibliothek den Nutzern zur Verfügung gestellt Das Vorbereitungslager für die Wechselausstellung in Ebene U1 ermöglicht einen effektiven, zeitsparenden Aufbau mit kurzen Wegen. Fassadengestaltung Der Neubau hat die Aufgabe, sich in die vorgefundene und gewachsene Stadtstruktur zu integrieren und dennoch selbstbewusst den neuen Haupteingang des Museums zu formulieren. Außerdem soll eine klare Zuordnung zu den bestehenden Villen des Jüdischen Museums ablesbar werden, ohne deren Präsenz und Wirkung als beispielhafte Wohnhäuser einer großbürgerlichen Familie aus dem 19. Jhd. zu ändern. So wird die Struktur der Fassade des Neubaus aus der horizontalen Gliederung des Altbaus entnommen, transformiert und von unten nach oben mittels einer umlaufenden vor- und rückspringenden Struktur gegliedert. Die Vor- und Rücksprünge sind im Sockelbereich eng gesetzt und werden mit zunehmender Höhe des Gebäudes geringer. Die Materialität setzt die Konzeption eines Ensembles aus Neubau und Bestandsbauten fort. So ist die Fassade des Neubaus dem Altbau auch in ihrer mineralischen Materialität sowie der Farbigkeit angeglichen. Der Sockel wird in geschliffenem Beton ausgeführt, der sich mit den darüber liegenden Putzflächen verzahnt. Die fünfte Fassade (Dach) des Neubaus wird mit an die Fassade farblich angepassten Aluminiumschindeln verkleidet. Die massive Hülle wird von großzügigen Verglasungen durchbrochen. Der Veranstaltungssaal als Sonderbereich erhält eine Reihung aus schmalen, hohen, lamellenartigen Fenstern. Die untergeordneten Fenster der Nebenräume treten in ihrer Ausbildung als schmale Fensterbänder zurück. Leitlinien zum wirtschaftlichen Bauen Nach den "Leitlinien zum wirtschaftlichen Bauen 2014" sollen neu zu errichtende Gebäude zur Minimierung des Energiebedarfs dem Passivhausstandard entsprechen. Da diese Passivhausrichtlinie ursprünglich für Wohngebäude entwickelt wurde, die in großen Teilen andere technische Ausstattungsstandards vorsehen, als dies für Museen notwendig ist, wurde hier unter Berücksichtigung insbesondere der klima- und sicherheitstechnischen Anlagen ein plausibler und wirtschaftlicher Ansatz gefunden, um eine entsprechende Qualität zu sichern. Das positive Ergebnis der Vorbemessung zur Passivhausberechnung zeigt, dass hier alle Kriterien erfüllt werden können bis auf den Primärenergiebedarf, der aufgrund der für ein Museum notwendigerweise recht aufwendigen Klima- und Sicherheitstechnik leicht überschritten wird. Die Bestandsbauten Es gilt die Mängel der Bestandsbauten in Bezug auf eine barrierefreie Erschließung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes zu beheben. Gleichzeitig sollte die Dauerausstellung im Altbau vollständig neu konzipiert und mit dem Neubau funktional und konzeptionell verknüpft werden. Räumliche Organisation und öffentliche Bereiche Die Erschließung der im Altbau organsierten Dauerausstellung erfolgt in Abstimmung und mit Zustimmung der Denkmalpflege vom unteren Foyer des Neubaus über zwei neue Aufzüge, welche die Besucher direkt auf die Ebene 3 von Haus 14 führen. Der bestehende Aufzug im Auge der Wendeltreppe ist nicht ausreichend für diesen neuen Besucherrundgang dimensioniert und entspricht zudem nicht mehr den heutigen technischen Standards. Auf Ebene 3 beginnt der Rundgang der Dauerausstellung. Dieser führt über die Verbindung in Haus 15 und das dortige historische Treppenhaus bis zu den weiteren Ausstellungsebenen. Der Besucherrundgang endet auf Ebene 1. Am Ende des Rundgangs in Haus 15 gelangt man in die authentischen Rothschild-Räume, deren Ausstattung in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wieder aufgearbeitet wird als zeitgeschichtliches Zeugnis des Lebens der Familie Rothschild im 19. Jahrhundert. Nach deren Besichtigung gelangt der Besucher über ein neues Treppenmöbel wieder ins Haus 14. Die Ebene 1 bildet den Abschluss der Dauerausstellung. Über die bestehende Wendeltreppe gelangt der Besucher zurück in das untere Foyer des Neubaus. Die pädagogischen Räume finden auf Ebene 02 (heutiges 1.OG) des Hauses 14 ihren neuen Standort und verfügen somit über die kurzen Wege in verschiedene Bereiche der Dauerausstellung. Nicht-öffentliche Bereiche Die Verwaltung bleibt in den Räumen der jetzigen Dachgeschosse (Ebene 04, heute 3.OG) beider Villen. Auf der Eingangsebene der Altbauten befinden sich neben der Erschließung der neuen Dauerausstellung verschiedene Lagerräume und andere notwendige Einrichtungen, wie die Umkleide der Aufsichten deren Toiletten etc. Im Dachgeschoss auf Ebene 4 ist nach wie vor die Verwaltung des Jüdischen Museums zu finden. Die neue Dauerausstellung Zurzeit wird die Feinkonzeption für die neue Dauerausstellung im Rothschild-Palais von den Wissenschaftlern und den Museografen gemeinsam erarbeitet. Diese baut unmittelbar auf die Neukonzeption der Dauerausstellung im Museum Judengasse auf, die aktuell realisiert wird. Eine entsprechende Bau- und Finanzierungsvorlage für die Ausstellungsgestaltung wird Ende des Jahres zum Beschluss vorgelegt werden. In einer sehr frühen Phase des Entwurfs wurde mit dem Museum und den Planern unter Beteiligung der Museografen die Möglichkeit eines möglichst schlüssigen Rundgangs erörtert. Nachdem verschiedenste Möglichkeiten durchgespielt worden waren, konnten nur mit dem konzeptionellen Ansatz, die Ausstellung auf der Ebene 3 beginnen zu lassen, die meisten der diskutierten Aspekte gelöst werden. Dazu gehört auch die gleichberechtigte Führung von allen Besuchern, die mit oder mittels Rollen unterwegs sind: Rollstuhlfahrer, Kinderwagen etc. Zudem kann nun die Erzählung der Lebenswirklichkeit der Familie Rothschild in einem viel schlüssigeren Zusammenhang anhand der authentischen Räume auf der Ebene 1 im Rothschild-Palais vermittelt werden. Die Dauerausstellung des Jüdischen Museums nimmt rund 1.500 m2 der Bestandsgebäude ein und gliedert sich in drei Teile, verteilt auf drei Ebenen. Beginnend auf der Ebene 3 erkundet sie in einem historischen Überblick zunächst verschiedene Aspekte der Frankfurter jüdischen Geschichte von 1800 bis heute und setzt damit die Ausstellung im Museum Judengasse fort, die Geschichte und Kultur der Frankfurter Juden vom Mittelalter bis zum Ende des Ghettos um 1800 thematisiert. Anschließend gelangen die Besucher über das historische Treppenhaus auf die Ebene 2: Hier zeigt die Ausstellung die Kunst- und die in Europa einzigartige Judaicasammlung in eigenen, den Objekten angemessenen Präsentationen. Auf der Ebene 1 erwartet die Besucher in einem dritten Ausstellungsteil eine Ausstellung zu Familien, Familiengeschichte und -überlieferung, wobei die beiden berühmtesten Frankfurter Familien, die Rothschilds und die Franks, jeweils eigene große Abteilungen erhalten. Die Wechselausstellung Im Untergeschoss des Erweiterungsbaus liegen die neuen Räume der Wechselausstellungen. Vom Foyer II aus gelangt man über eine Treppe oder den Personenaufzug in einen Vorraum, der gleichzeitig als Verteiler dient. Die Besucher werden geradeaus in den rund 480 m2 großen und fast 4,50 m hohen Wechselausstellungraum geleitet. Die Planung von zwei Eingängen macht eine gemeinsame als auch durch die Teilung des Raums eine unabhängige Bespielung möglich. Zudem entstehen zwei mit knapp 4,00 m Höhe etwas niedrigere Seitenkabinette, einmal 90 m2 und einmal 60 m2 groß, die je nach Gestaltung der Ausstellung ebenfalls mit einbezogen und ebenso von dem Verteilerraum aus erschlossen werden können. Durch diese besonders flexible Möglichkeit, vier unterschiedliche Räume zusammen- als auch auseinanderschalten zu können, ergeben sich für die Ausstellungsgestalter vielfältige Möglichkeiten. Klimatisch als auch elektrotechnisch wurde die separate Steuerung dieser Bereiche ebenfalls berücksichtigt. Ein Lager für die Vorbereitung der von Leihgebern angelieferten Objekte findet sich mit rund 140 m2 in unmittelbarer Nähe zu den Flächen der Wechselausstellung. Es ist geplant, zwei bis vier Wechselausstellungen im Jahr zu organisieren. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass dabei aufgrund der großen Themenvielfalt der Wechselausstellungen der überwiegende Anteil der Ausstellungen durch Leihgaben bewerkstelligt werden wird. Die Größe der Räume und der hohe geforderte konservatorische Standard werden dabei in erheblich größerem Ausmaß als bisher Kooperationen mit den Jüdischen Museen in den USA, Israel oder in verschiedenen europäischen Ländern ermöglichen. Die kleineren Kabinette bieten jedoch auch die Chance, wertvolle Teile der eigenen Sammlung, die nicht in der Dauerausstellung präsentiert werden, in kleineren Ausstellungen zu präsentieren. Terminliches Risiko durch archäologische Funde Nach Erkenntnissen des Denkmalamts wird der Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauer im nördlichen Bereich des Rothschild-Palais vermutet. Erste Erkundungen im westlichen Bereich und unter der Feuerwehreinfahrt haben bereits stattgefunden und deren Ergebnisse wurden in die Überlegungen des Wettbewerbs mit einbezogen. Bei der Baugrunderkundung wurde festgestellt, dass der Bohrer jeweils ab einer Tiefe von rund 4,50 m unter der Geländeoberfläche auf ein Hindernis gestoßen ist. Nach der literarischen Recherche des städtischen Denkmalamtes hat der Gartenbaumeister der Wallanlage in Teilbereichen die Wehranlagen bis auf eine Tiefe von 4,50 m abbrechen lassen, um großkronige Bäume dort anpflanzen zu können. Die Leiterin des städtischen Denkmalamtes hat im Anschluss an die Untersuchung zugestanden, dass bei archäologischen Funden während der Erstellung der Baugrube diese vermessen und dokumentiert werden müssen, anschließend jedoch dann geräumt werden können. Dadurch wird das Risiko von notwendigen Umplanungen durch Funde bei Herstellung der Baugrube erheblich geringer. Das Risiko eines Terminverzugs durch die Vermessung und Dokumentation durch mögliche Funde bleibt jedoch unvermeidbar bestehen. Fällen und Verpflanzung von Bäumen Zur Freimachung des Baufeldes sind insgesamt fünf junge Linden in Abstimmung mit dem Grünflächenamt in das Nizza zu verpflanzen und sechs Bäume zu fällen. Bei den sechs Bäumen handelt es sich um F 1: Robinie mit einem Stammdurchmesser von 40 cm F 2: Robinie mit einem Stammdurchmesser von 28 cm F 3: Platane mit einem Stammdurchmesser von 60 cm F 4: Schnurbaum mit einem Stammdurchmesser von 48 cm F 5: Ahorn mit einem Stammdurchmesser von 55 cm F 6: Eibe mit einem Stammdurchmesser von 40 cm Aufgrund der Lage des Jüdischen Museums direkt in der Innenstadt wird nur eine unbedingt notwendige Fläche für die Baustelleneinrichtung in Anspruch genommen werden. Zu geringen Teilen werden dies Flächen des Untermainkais und der Hofstraße sein und auch in Abstimmung mit dem Grünflächenamt weitere Flächen in der Wallanlage. Diese werden nach Beendigung der Maßnahmen selbstverständlich wieder hergestellt. Um hier die notwendigen Flächen darstellen zu können, werden zwei Japanische Zierkirschen verpflanzt, für sie wird noch ein angemessener Standort zusammen mit dem Grünflächenamt gesucht. Folgende Bäume werden gefällt: F 7: Ulme mit einem Stammdurchmesser von 45 cm/45 cm F 8: Linde mit einem Stammdurchmesser von 22 cm Zudem ist eine Japanische Zierkirsche zu fällen, da diese mit ihren Wurzeln die historische und unter Denkmalschutz stehende Zaunanlage des Vestibüls schädigt. Für die gefällten Bäume werden entsprechende Ersatzpflanzungen vorgesehen, die bereits in der Landschaftsplanung berücksichtigt worden sind. D. Kosten 1. Der Investitionsbedarf der Maßnahme wird auf brutto 44.060.000 € (siehe Kostendeckblatt) berechnet. 2. Finanzierungsbedarf unter Angabe der Jahresraten Voraussichtlicher Mittelabfluss einschließlich der noch vorzulegenden Museografie und der notwendigen Mittel für das Museum Judengasse Bis 2015 13.162.000 € 2016 8.000.000 € 2017 13.000.000 € 2018 10.000.000 € 2019 5.838.000 € 3. Jahresfolgekosten für den Neubau des Jüdischen Museums a) Sachkosten Wartung und Grünpflege: ca. 33.800 € p. a. Energiekosten / Wasser: ca. 224.300 € p. a. Reinigung: ca. 77.100 € p. a. Aufsichtsdienst: ca. 430.000 € p. a. b) Kapitalkosten Kalkulatorische Verzinsung: 1.542.478 € Abschreibung: 1.802.000 € 4. Jahreserträge Die Jahreserträge durch Eintrittseinnahmen, Katalogverkauf u.a. dienen seit Jahren neben den von den Museen eingeworbenen Drittmitteln bei allen Museen zur Finanzierung von Ausstellungen und Veranstaltungen. 5. Stellenplanmäßige Auswirkungen Die qualitative und quantitative Neuausrichtung des Jüdischen Museums bringt eine personelle Ausweitung mit sich: jeweils eine/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter/innen für das Familie Frank Zentrum sowie die Erforschung von Filmen zur jüdischen Geschichte, eine/n Mitarbeiter/in für die Öffentlichkeitsarbeit und eine/n Mitarbeiter/in für die technische Koordination mit dem Schwerpunkt Medienplanung. Die Mehraufwendungen im Personalbereich belaufen sich auf 305.880 €. Wir bitten um Zustimmung. Anlage 1_Kostendeckblaetter (ca. 1,4 MB) Anlage 2_Plaene (ca. 6,9 MB) Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage: Vortrag des Magistrats vom 09.12.2011, M 227 Vortrag des Magistrats vom 28.06.2013, M 118 Vortrag des Magistrats vom 12.12.2014, M 237 Vortrag des Magistrats vom 10.11.2017, M 218 Zuständige Ausschüsse: Kultur- und Freizeitausschuss Ausschuss für Planung, Bau und Wohnungsbau Ausschuss für Umwelt und Sport Haupt- und Finanzausschuss Beratung im Ortsbeirat: 1, 7 Versandpaket: 03.06.2015 Beratungsergebnisse: 43. Sitzung des OBR 1 am 30.06.2015, TO I, TOP 31 Beschluss: Der Vorlage M 91 wird zugestimmt. Abstimmung: Einstimmige Annahme 45. Sitzung des OBR 7 am 30.06.2015, TO II, TOP 2 Beschluss: Der Vorlage M 91 wird zugestimmt. Abstimmung: Einstimmige Annahme 41. Sitzung des Kultur- und Freizeitausschusses am 02.07.2015, TO I, TOP 7 Bericht: TO II Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen: Der Vorlage M 91 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt. Abstimmung: CDU, GRÜNE, SPD und FDP Sonstige Voten/Protokollerklärung: LINKE. und BFF (= Annahme im Rahmen des Revisionsberichts) RÖMER, ÖkoLinX-ARL und REP (= Annahme) Stv. Krebs (= Ablehnung) 41. Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Sport am 02.07.2015, TO I, TOP 8 Bericht: TO II Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen: Der Vorlage M 91 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt. Abstimmung: CDU, GRÜNE, SPD, LINKE., FDP und RÖMER gegen BFF (= Annahme im Rahmen des Revisionsberichtes) 41. Sitzung des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau am 06.07.2015, TO I, TOP 14 Bericht: TO II Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen: Der Vorlage M 91 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt. Abstimmung: CDU, GRÜNE und SPD gegen LINKE. (= Annahme im Rahmen des Revisionsberichtes) Sonstige Voten/Protokollerklärung: FDP und RÖMER (= Annahme) BFF (= Annahme im Rahmen des Revisionsberichtes) 42. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 14.07.2015, TO II, TOP 13 Bericht: TO II Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen: Der Vorlage M 91 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt. Abstimmung: CDU, GRÜNE, SPD, FDP und RÖMER gegen LINKE. und BFF (= Annahme im Rahmen des Revisionsberichtes) 43. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 16.07.2015, TO II, TOP 32 Beschluss: Der Vorlage M 91 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt. Abstimmung: CDU, GRÜNE, SPD, FDP, RÖMER, ÖkoLinX-ARL und REP gegen LINKE. und BFF (= Annahme im Rahmen des Revisionsberichtes) Sonstige Voten/Protokollerklärung: Stv. Krebs (= Ablehnung) Beschlussausfertigung(en): § 6161, 43. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung vom 16.07.2015 Aktenzeichen: 41 39