Projekt „Soziale Stadt Frankfurt am Main“ - Jährlicher Bericht: Kommunales „Frankfurter Programm Aktive Nachbarschaft“ August 2022 bis Juni 2023
Vorlagentyp: B
Inhalt
S A C H S T A N D :
Bericht des Magistrats vom 24.11.2023, B
446 Betreff:
Projekt "Soziale Stadt Frankfurt am Main" - Jährlicher Bericht:
Kommunales "Frankfurter Programm Aktive Nachbarschaft" August 2022
bis Juni 2023 Vorgang: l. Beschl. d. Stv.-V. vom 11.05.2023, § 3152 - OA 870/02 OBR 3, l. B 21/23 -
1. Einleitung - Zum
Programm Gemäß dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung
vom 29. August 2002 stellt dieser Bericht die Schwerpunkte des Frankfurter
Programms - Aktive Nachbarschaft dar. Dabei wird der Zeitraum seit der
letzten Berichterstattung abgedeckt. Der Bericht bezieht sich auf die
Zeitspanne August 2022 bis Juni 2023, die, wie bereits im Vorjahr, durch
krisenhafte Ereignisse, wie die Folgen des Krieges in der Ukraine und die damit
einhergehenden Herausforderungen geprägt war. Das kommunale Frankfurter Programm - Aktive
Nachbarschaft mit seinem sozialräumlichen und integrierten Ansatz, gibt den
Rahmen für Veränderungsprozesse hin zu Quartieren und Stadtteilen, in denen ein
gutes nachbarschaftliches Miteinander gepflegt wird und mit denen die Menschen
sich identifizieren können. Hier stehen die Aktivierung, die Beteiligung, das
freiwillige Engagement und die Selbsthilfe der Bewohner:innenschaft vor Ort im
Vordergrund. Die Bewohner:innen werden als Expert:innen ihrer
Lebensverhältnisse anerkannt und gefragt. Ihre Mitsprache-, Entscheidungs- und
Gestaltungsmöglichkeiten werden gefördert und sie werden durch die
Bereitstellung von professionellen, personellen und finanziellen Ressourcen in
Form von Quartiersmanagements unterstützt. Partizipation und Inklusion als
Kernstrategien des Programms ermöglichen eine nachhaltige Integration, die
Identifikation mit dem Wohnort und Begegnungen zwischen Nachbar:innen auf
Augenhöhe. Die Quartiersmanager:innen fördern
und unterstützen diese Prozesse. Sie vernetzen und sind der Motor für gute
Ideen, die die Bewohner:innen einbringen. Auf diese Weise entstehen jährlich
rund 300 kleinere und größere Projekte in den Quartieren. Diese können aus
unterschiedlichen Handlungsfeldern stammen, ob kreative Angebote zur digitalen
Teilhabe, niedrigschwellige Bildungsangebote oder Projekte für mehr
Nachhaltigkeit. Sie dienen einem guten nachbarschaftlichen Miteinander, der
Verbesserung der sozialen und kulturellen Infrastruktur und einem lebenswerten
Wohnumfeld. Das Frankfurter Programm -
Aktive Nachbarschaft mit dem Motto "Alle können ihre Stadt gemeinsam gestalten"
hat sich innerhalb der letzten zwanzig Jahre in der Stadtlandschaft als fester
Bestandteil der sozialen Stadtentwicklung etabliert. Ziele sind, gemeinsam zu
einer funktionierenden Stadtgesellschaft beizutragen, den sozialen
Spaltungstendenzen entgegen zu wirken, und dass die Bedürfnisse verschiedener
Generationen und Kulturen gleichermaßen zum Tragen kommen. Neben diesem Bericht bieten die Jahresberichte der
Quartiersmanager:innen einen Einblick in die Entwicklungen in den einzelnen
betreuten Quartieren sowie Kurzdarstellungen der Programmgebiete. Sie sind über
das Fachteam Aktive Nachbarschaft im Jugend- und Sozialamt erhältlich. Auf der
Webseite www.frankfurt-sozialestadt.de wird ebenfalls über die Arbeit in den
Quartieren und über laufende Projekte informiert. 2. Quartiere und aktuelle Entwicklungen
Im Berichtszeitraum wurden durch das
Frankfurter Programm insgesamt 19 Quartiere betreut. Darunter befinden sich 16 Gebiete, die durch ein
professionelles Quartiersmanagement gefördert werden, das von Trägern der
freien Wohlfahrtspflege im Auftrag des Magistrats durchgeführt wird.
Gleichzeitig wurden drei weitere Sozialräume, die Gebiete New Atterberry/New
Betts, der Merianplatz und das Stadtteilbüro Bockenheim durch ein
"modulares Unterstützungsmanagement" unterstützt. Beim modularen Unterstützungsmanagement werden
geeignete Partner:innen in Stadtteilen ohne Quartiersmanagement gefördert, die
der Bewohner:innenschaft als Ansprechpartner:in zur Verfügung stehen und
Bindeglied zum städtischen Fachteam Aktive Nachbarschaft sind. In den oben
genannten Sozialräumen konnten dadurch einzelne Projekte zentral durch das
Fachteam in Kooperation mit Akteur:innen vor Ort initiiert und finanziert
werden. Die Programmgebiete 2022/23 in der
Übersicht: Quartiere mit
Quartiersmanagement: •
Atzelbergsiedlung (Seckbach) • Eckenheim • Fechenheim • Gallus • Ginnheim • Griesheim • Gutleut • Niederrad • Nordweststadt • Praunheim • Preungesheim • Riederwald • Rödelheim-West • Sindlingen • Unterliederbach • Zeilsheim Im Berichtszeitraum erfolgte keine Erweiterung des
Projektgebietes.
Quartiere mit "modularem
Unterstützungsmanagement" (Einzelprojektförderung ohne Quartiersmanagement):
• Bockenheim: Stadtteilbüro
Bockenheim • Nordend: New
Atterberry/New Betts •
Nordend: Merianplatz Aktuelle Entwicklungen im Projektgebiet
Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine:
Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine prägen
auch weiterhin die Arbeit im Frankfurter Programm - Aktive Nachbarschaft.
In den Quartieren wurden verschiedene Angebote
gestartet, etwa Wärmestuben im Rieder-wald oder eine Infobörse für Menschen mit
geringen finanziellen Mitteln im Gallus. Energieberater:innen waren mit
Unterstützung des Quartiersmanagements aktiv und brachten die Informationen
direkt zu den Menschen in die Stadtteile. Auch die Integration von Geflüchteten und
Zugewanderten forderte das Quartiersmanagement weiter heraus, insbesondere,
wenn diese in Gemeinschaftsunterkünften in Quartieren untergebracht sind.
Soziale Entwicklungen: Vermehrt erweist sich auch die Versorgung von
Obdachlosen oder Wanderarbeitern in verschiedenen Quartieren als
Herausforderungen, z.B. im Gutleut, Griesheim oder dem Gallus. Es wird deutlich, dass unter dem
steigenden Druck auch Spannungen zunehmen und sich Unzufriedenheit unter
Bewohner:innen verbreitet. Weniger Toleranz gegenüber anderen Lebensentwürfen,
rassistische Äußerungen, Konflikte und Abgrenzung sind häufiger zu beobachten.
Die Quartiersmanager:innen vermitteln und verbinden weiterhin zwischen den
Bewohner:innen und bieten in verschiedenen Formaten den Dialog an. Ängste und
das reale Erleben von knappen Ressourcen, wie Wohnraum und
Kinderbetreuungsplätzen kombiniert mit der Teuerung und globalen Krisen
schaffen große Herausforderungen und Sorgen. Hier schafft das
Quartiersmanagement Entlastung und bietet über kleine Projekte kurzfristige
Lösungen. Als Seismographen vor Ort nehmen die Quartiersmanager:innen Bedarfe
auf und melden diese an Politik und Verwaltung zurück. Sie bestärken
Bewohner:innen, selbst aktiv zu werden und sich für ihre Belange
einzusetzen. Ehrenamt Die Veränderungen in der Zusammenarbeit und bei der
Gewinnung neuer Ehrenamtlicher beschäftigt das Quartiersmanagement weiterhin
intensiv. Vielerorts zeichneten sich Generationswechsel und Umbrüche in der
Arbeit mit den Ehrenamtlichen ab. Ältere Ehrenamtliche stiegen teilweise nicht
wieder in ihre Tätigkeit ein, wollten sich weiter vor einer Corona-Ansteckung
schützen oder beendeten ihr Engagement früher als ursprünglich geplant. Neue
aktive Bewohner:innen konnten unter und nach den Coronamaßnahmen nicht im
gleichen Umfang für die laufende Arbeit mit dem Quartiersmanagement gewonnen
werden, wie vor der Pandemie. Auch wenn sich die Bewohner:innenschaft über die
Wichtigkeit von ehrenamtlichem Engagement und Solidarität einig war. Daneben
tritt anlassbezogenes, kurzfristiges Engagement noch stärker in den
Vordergrund. Viele Bewohner:innen können oder möchten sich nicht langfristig
und verbindlich festlegen. Dies führt zu einer erhöhten Belastung der
Kerngruppen von Ehrenamtlichen in den Quartieren, die mehr Aufgaben übernehmen
und sich zeitlich binden, um Projekte am Laufen zu halten. Gleiches galt auch
für die ortsansässigen Vereine und Institutionen im Quartier. Auch die Auswirkungen von hoher Inflation und
gestiegenen Energiekosten bilden sich in den Anfragen zu ehrenamtlichen
Tätigkeiten ab. Viele Menschen suchen eine bezahlte Tätigkeit und eine Art
Nebenjob im Bereich der Aktiven Nachbarschaft. Bewohner:innen sind zwar an
Themen der Aktiven Nachbarschaft interessiert und möchten sich engagieren,
können sich reines Ehrenamt aber "nicht leisten". Dies gilt insbesondere für
die Personengruppen in prekären Lebenslagen, die das Programm vorrangig
erreichen will. Das Quartiersmanagement versucht mit diesen Umständen umzugehen
und mit Aufwandspauschalen, Ehrenamtsfahrten und nicht monetären Zeichen der
Wertschätzung etwas Ausgleich für das Engagement zu schaffen. 3.Veranstaltungen und
Öffentlichkeitsarbeit Nachbarschaftspreis: Der Nachbarschaftspreis honoriert seit mehr als 20
Jahren bürgerschaftliches Engagement. Die Bedeutung von ehrenamtlichem Engagement von
Bürger:innen der Stadt Frankfurt am Main wurde während der fortlaufenden
Krisenzeit immer wieder hervorgehoben. Im September 2022 wurde der Nachbarschaftspreis im
Gesellschaftshaus Palmengarten festlich verliehen. Insgesamt lagen 44
Bewerbungen vor. Es wurden 6 Hauptpreise und 7 Anerkennungspreise
verliehen. Hauptpreise 2022 Die Hauptpreise waren mit jeweils 1.000 €
dotiert. Das Projekt Stadtteilwohnzimmer e.V.
wurde in der Kategorie "Kultur vor Ort" geehrt. Das Projekt fördert die
Zusammenkunft von Menschen, die gemeinsam Aktivitäten betreiben, die sonst im
eigenen Wohnzimmer stattfinden oder außerhalb der eigenen Wohnung. Dazu gehören
Spieleabende, Kreativaktionen, Lesungen, "Rudelsingen", aber auch Konzerte und
Discos. Besonders etabliert haben sich das jährliche Wohnzimmer-Open-Air und
das Marktplatzgebabbel. Auch verfügt das Projekt über einen Anhänger, der als
"mobiles Stadtteilwohnzimmer" dient, sodass die Veranstaltungen an
verschiedenen Orten des Stadtteils stattfinden können. In der Kategorie "Demokratie leben im Quartier" wurde
das Projekt ada_kantine geehrt. Ein Kernteam von 50 bis 60 Ehrenamtlichen kocht
freitags bis montags für bis zu 150 Menschen in Bockenheim eine warme,
vegetarische Mahlzeit mit einem solidarischen Spendenprinzip. Im Vorfeld
sammeln die Mitstreiter:innen verwertbare Lebensmittel ein, auch im
Zusammenarbeit mit der Frankfurter Tafel und dem ökologischen Landbau. In der Kategorie "Nachbarn für Nachbarn" wurde das
Projekt Spielplatz Café mobile geehrt. Schon seit 2014 ist das Schwanheimer
Spielplatz Café mobile im Sommerhalbjahr jeden Donnerstagnachmittag mit fair gehandeltem
Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken auf der Wiese vor der Kirche St. Mauritius
eine feste Institution. Das Team von mittlerweile 9 Personen hat mit dem
Spielplatz-Café einen festen wöchentlichen Treffpunkt für die ganze Familie
geschaffen. Die Besucher:innen lernen sich dort kennen, stärken ihre
nachbarschaftlichen Beziehungen und knüpfen Freundschaften. Das Projekt "Stadtteilnetzwerktreffen Riederwald"
wurde in der gleichen Kategorie geehrt. Im Februar 2015 fand im Riederwald
erstmals das "Riederwald-Forum" statt. Entstanden sind eine ganze Reihe neuer
Nachbarschaftsinitiativen, wie z. B. die Riederwälder Anwohner- und
Nachbarschaftszeitung RAZ oder der Riederwälder Kleidertausch. Fortgeführt wird
die Initiative seit 2022 unter dem Namen Stadtteilnetzwerktreffen, in dem
verschiedene Riederwälder Akteur:innen ihre Kräfte bündeln. Das Projekt ausTAUSCHbar wurde in der Kategorie
"Schöner-Bunter-Nachhaltiger" geehrt. Die Gruppe aus Sossenheim fördert den
nachhaltigen Umgang mit Gegenständen und Materialien. Dazu veranstaltet
ausTAUSCHbar Tauschbasare. Der erste fand unter dem Motto "Tauschen ist das
neue Kaufen" im März 2022 statt. Bis auf Lebensmittel, Bücher und Kleidung
konnten alle Gegenstände mitgebracht werden. Unabhängig vom Wert darf sich
jede:r Besucher:in fünf Gegenstände im Tausch gegen selbst Mitgebrachtes
aussuchen. Als besonderer Service werden alle Elektrogeräte vor Ort auf
Sicherheit überprüft. In der Kategorie "Gemeinsam lernen im Quartier" wurde
das Projekt Digitale Hilfen für Senio-ren geehrt. Das Projekt ermutigt, in
einem vertrauten und nachbarschaftlichen Umfeld die Freude am Umgang mit
digitalen Geräten zu entdecken. Senior:innen ohne Vorkenntnisse sind dabei
genauso willkommen, wie solche, die ihre Kenntnisse im Umgang mit Smartphone,
Tablet, Computer und Co vertiefen wollen. Anerkennungspreise 2023 Neben den Hauptpreisen wurden sechs
Anerkennungspreise vergeben: · Kategorie "Kultur vor Ort":
Frauenfrühstück (Ayse Köseeglu) · Kategorie "Demokratie Leben im
Quartier": Nachbarschaftstreff "nebenan" (Gruppe) · Kategorie "Nachbarn für
Nachbarn": Zukunft e.V. Beratung für Menschen mit Migrati-onshintergrund im
Gallus (Petra Fischer-Thöns) · Kategorie "Schöner, Bunter,
Nachhaltiger": Perspektiven für Kinder im Gallus e.V. (Juliane Kirchner) und
Wandgestaltungsprojekt Seckbach (Thekra Jaziri) · Kategorie "Gemeinsam lernen im
Quartier": Nachbarschafts- und Familienzentrum Ginnheim e.V. (Monika
Westmeyer) Auf die Ausschreibung des
Nachbarschaftspreises 2023, welche im Frühjahr erfolgte, wurden insgesamt 61
Bewerbungen in fünf Kategorien eingereicht. Für die Verleihung des
Nachbarschaftspreises 2023 am 07.09.2023 wurde die Veranstaltung wieder im
großen Rahmen im Gesellschaftshaus Palmengarten geplant. 4. Arbeitsschwerpunkte 2022/2023 Wirkungsorientierung Bereits im Jahr 2021 wurde begonnen das Programm
Aktive Nachbarschaft auf seine Wirkung hin zu überprüfen, mit dem Ziel
Aktivitäten passgenauer zu planen. Diese sogenannte Wirkungsorientierung ist
Teil der Qualitätssicherung und im Rahmen von einzelnen Maßnahmen oder
Projekten im Sozial- und Bildungssektor maßgebend und gängig. Die Wirkungsorientierung im Kontext des Frankfurter
Programms - Aktive Nachbarschaft geht einen Schritt weiter: die durch stetige
Evaluation sich immer weiter entwickelnde, wirkungsorientierte Methodik auf
operativer Ebene wird ergänzt durch die beteiligungsorientierte strategische
Steuerung des Gesamtprogramms. Gemeinsam mit den Quartiersmanager:innen und den
Trägervertreter:innen wird seitdem ein gemeinsamer Orientierungsrahmen
geschaffen und eine Systematisierung der Steuerung und Maßnahmenplanung der
Fachstelle und des Quartiersmanagements im Sozialraum geschaffen. In diesem Prozess wurden neun Handlungsfelder
identifiziert, in denen das Quartiersma-nagement tätig ist: 1. Nutzung,
Gestaltung und Aneignung öffentlicher Räume 2. Soziale,
kulturelle, gesundheitliche Teilhabemöglichkeiten im Stadtteil 3.
Außerschulische und nicht formale Bildung 4. Partizipation
und Teilhabe an (demokratischen) Aushandlungsprozessen 5. Aktivierung von
ehrenamtlichem Engagement und Selbstorganisation 6.
Kooperation und Vernetzung von Institutionen/Akteur:innen/Bewohner:innen im
Stadtteil 7.
Niedrigschwellige Hilfsangebote 8.
Umweltgerechtigkeit, ressourcenschonend Leben, Nachhaltigkeit 9.
Digitale Teilhabe - Teilhabe durch Digitalisierung Übergeordnet wurde sozusagen ein strategisches Dach
formuliert, das für eine langfristige Version des Frankfurter Programms -
Aktive Nachbarschaft steht. Es verdeutlicht die "großen", allgemeinen Ziele,
den politischen Auftrag an das Frankfurter Programm - Aktive Nachbarschaft und
die gesellschaftliche Herausforderung, auf die das Programm reagieren möchte
und es verkörpert eine Art Leitbild. Unter diesem strategischen Dach wird eine
wirkungsorientierte Zielesystematik für die einzelnen Handlungsfelder
erarbeitet. Hier werden einerseits die
strukturellen bzw. kulturellen Richtungsziele (Impacts) angesprochen und für
die Bewohner:innen der direkte Mehrwert (Outcomes). Der aktuell laufende Prozess trägt bereits dazu bei,
passgenauer zu planen, Ressourcen effektiv einzusetzen und Maßnahmen des
Quartiersmanagements transparenter zu gestalten. Im Folgenden werden verschiedene Quartiersprojekte
exemplarisch dargestellt. Die Projekte sind nach den aktuellen Handlungsfeldern
geordnet, in denen das Frankfurter Programm- Aktive Nachbarschaft aktiv ist. Öffentlicher Raum Bolzplatz Niederrad Im Mainfeld in Niederrad wurde im Juni ein neuer
Bolzplatz eröffnet. Das Besondere an dem Projekt ist, dass Jugendliche bereits
2016 mit der Unterstützung von Mitarbeitenden des Ju-gendtreffs einen Film
gedreht haben über ihre Wünsche für einen neuen Bolzplatz: eine
Multifunktionsanlage für Fußball und Basketball, eine Calisthenics-Anlage, ein
separater Basketballkorb, Tischtennisplatten, Graffitiwände, Bänke und Liegen.
Der Quartiersmanager und der Leiter des Jugendtreffs haben den Prozess eng
begleitet. Von April bis Dezember 2022 liefen
die Bauarbeiten für den neuen Bolzplatz. Die Bauherr-schaft hat der
Caritasverband Frankfurt e. V. übernommen, beauftragt vom Grünflächenamt der
Stadt Frankfurt am Main. Finanziert wurde der Bolzplatz vom Stadtplanungsamt
über die Förderrichtlinie "Frankfurt Programm zur Modernisierung des
Wohnbestandes". Die Gesamtkosten beliefen sich auf circa 720.000 €.
Soziale, gesundheitliche, kulturelle
Teilhabe Fliegendes Künstlerzimmer "Das fliegende Künstlerzimmer im Quartier" der Crespo
Foundation ist ein einzigartiges Format für kulturelle Bildung im öffentlichen
Raum. Seit Anfang 2023 gastiert es für zwei Jahre im Frankfurter Stadtteil
Preungesheim. Mit dem Gravensteiner Platz fand sich ein idealer Standort. Hier
wird die "Laufkundschaft", aber auch die gesamte Anwohner:innenschaft durch
gezielte und offene Angebote erreicht und angesprochen. Die Bewohner:innen werden als Expert:innen ihres
Stadtteils eingeladen, neue Impulse für die gemeinsame Zukunft zu setzen. Der
Künstlerzimmer ist ein Raum für Wünsche, Träume, Ziele und Utopien. Jeweils im Wechsel von drei Monaten
wohnen und arbeiten verschiedene Künstler:innen als "Artists-in-Residence" in
der mobilen Architektur, des fliegenden Künstlerzimmers und stoßen gemeinsam
mit den Menschen vor Ort künstlerische Prozesse an. Bereits seit Juni 2022 waren Künstler:innen,
unterstützt von Praktikant:innen aus dem Stadtteil im Rahmen des fliegenden
Künstlerzimmers aktiv und haben so die "Landung" der Architektur vorbereitet.
Einblicke in die gemeinsamen Aktionen und Berichte über Workshops in
Einrichtungen vor Ort wrden auf dem Blog des fliegenden Künstlerzimmers und auf
Instagram dargestellt. Die Crespo Foundation setzt das Programm gemeinsam
mit dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt am Main, dem
Quartiersmanagement Preungesheim, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung
sowie dem NODE Verein zur Förderung digitaler Kultur e.V. um. Die Kooperation mit der Crespo-Foundation trägt dazu
bei, die kulturelle Bildung noch stärker in den Stadtteilen zu verankern und
Menschen die Möglichkeit zu geben ihren Stadtteil mit allen Sinnen zu erleben,
z.B. durch aktives künstlerisches Schaffen oder durch die Teilnahme an
kulturellen Veranstaltungen. Das Jugend- und Sozialamt unterstützt das fliegende
Künstlerzimmer durch das Quartiersmanagement vor Ort, finanzierte die
Planungskosten und war an der Bauvorbereitung beteiligt. Gemeinsam tragen Crespo Foundation und die Stadt
Frankfurt am Main mit Ihren Ressourcen zum Gelingen dieses innovativen Projekts
bei und setzen ein starkes Zeichen für mehr Bildungsgerechtigkeit. Aktivierung von Ehrenamtlichen und
Selbstorganisation Nachbarschaftskonfliktbewältigung in Kooperation
mit dem AmkA
2022 wurde nach einem inhaltlichen
Austausch mit der Konfliktvermittlungsstelle des Amts für multikulturelle
Angelegenheiten (AmkA) in Zusammenarbeit mit Quartiersmanager:innen ein
Workshop mit dem Titel "Zusammenleben im vielfältigen Stadtteil: Was tun,
wenn ́s dicke Luft gibt?" entwickelt. Das Workshop-Angebot wird mit den jeweiligen
Quartiersmanager:innen konkretisiert und an die Gegebenheiten und Bedürfnisse
in den Stadtteilen angepasst. Das Ziel ist, Ehrenamtlichen und im Stadtteil aktiven
Menschen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie mit Konflikten im Quartier umgehen
können. Außerdem soll der Austausch zwischen verschiedenen Stadtteilen die
Perspektive erweitern und Gesprächsmöglichkeiten zum Thema Konflikte
ermöglichen. Die Teilnehmer:innen können ihr Wissen dann in ihrem
ehrenamtlichen Handeln anwenden und bei Bedarf mit anderen teilen. Die
Teilnahme ist kostenlos und wird von den Quartiersmanager:innen begleitet.
Der Workshop beschäftigt sich mit folgenden Fragen:
"Wie gehe ich auf jemanden zu, wenn es etwas zu klären gibt? Spreche ich einen
Konflikt offen an oder knallt es dann erst recht? Wie kann ich verstehen, was
gerade im Streit los ist? Und wie entwickelt er sich? Wie gehe ich Themen wie
Rassismus an, ohne jemanden zu verletzen oder zu provozieren? Wo sind meine
Grenzen bei der Schlichtung und wo bekomme ich Unterstützung?" Bisher wurde der Workshop in den Stadtteilen
Zeilsheim, Sindlingen, Unterliederbach sowie im Gutleut, Gallus und Griesheim
durchgeführt. Eine weitere Workshop-Reihe ist für
die Stadtteile Fechenheim, Riederwald, Niederrad, Goldstein und Schwanheim
geplant. #Weitergeben Mit dem Slogan "Gebt denen, die es dringender
brauchen. - Jetzt #weitergeben" warb die Spendenkampagne des Sozialdezernats
seit Ende des Jahres 2022 für Solidarität innerhalb der Stadtgesellschaft. In
Form von Geldspenden in freiwilliger Höhe können Frankfurter:innen seither über
ein eigens eingerichtetes Spendenkonto den Menschen helfen, die aufgrund der
Inflation in prekäre Verhältnisse geraten sind bzw. diese verschlimmert haben.
Das konnte zum Beispiel symbolisch
der Energiekostenzuschuss sein, der im Jahr 2022 von der Bundesregierung
beschlossen und ausgezahlt wurde, aber auch jeder andere Betrag auf den
Frankfurter:innen, zugunsten von aufgrund der Inflation in prekäre Verhältnisse
geratene Menschen, verzichten können. Teile dieser Mittel kamen 2023 auch dem
Quartiersmanagement zu Gute. Durch diese konnten z.B. Nachbarschaftsfrühstücke,
offene Kaffeeangebote, gemeinschaftliches Kochen oder Verpflegung bei kleinen
Festen und Veranstaltungsformaten ohne Kostenbeiträge für die Bewohner:innen
ermöglicht werden.
Inzwischen können sich viele
Frankfurter:innen selbst kleine Beiträge nicht mehr leisten. Es werden vermehrt
Menschen mit Hunger in den Quartieren wahrgenommen, weil das monatliche
Auskommen selbst für grundlegende Lebensmittel nicht mehr reicht. Durch die
Kampagne #weitergeben können Essensangebote auch im Quartiersmanagement
vollständig kostenlos vorgehalten werden. Niedrigschwellige Hilfsangebote Formularhilfen Während der Corona-Krise wurde eine Formularhilfe mit
Studierenden der Sozialen Arbeit und Ehrenamtlichen in den Quartieren
etabliert. Geplant war ursprünglich ein zeitlich begrenztes Projekt, um die
hohen Bedarfe der Bewohner:innen zu decken. Im Verlauf des Projekts hat sich
gezeigt, dass der Bedarf an Formularhilfe verstärkt durch die vergangenen und
aktuellen Krisen weiterhin hoch ist. In der Formularhilfe bieten Ehrenamtliche zu festen
Zeiten ihre Unterstützung an. Die Termine sind meist ausgebucht. Die Anfragen
betreffen meist den Zuständigkeitsbereich der städtischen Verwaltung. Einige
interessierte Ehrenamtliche scheuen allerdings nach genauerem Hinsehen die
Verantwortung: Komplexe Formulare, Erreichbarkeit von Ämtern, rein digitale
Zugänge und die offensichtliche Not der Betroffenen. Der Wunsch, über eine
niedrigschwellige Anlaufstelle im Stadtteil verschiedene Anliegen bei
unterschiedlichen Ämtern zu lösen, kann hier kaum eingelöst werden. Dennoch
soll dieses Angebot für die Menschen in den Quartieren weiterhin
aufrechterhalten werden. In 2023 sind Schulungen für die Ehrenamtlichen in der
Formularberatung angeboten worden, um den Ehrenamtlichen fachlich mehr
Sicherheit zu geben. 5. Ausblick Ziel des Frankfurter Programms - Aktive Nachbarschaft
wird es daher weiterhin sein, die gesellschaftliche Teilhabe der Menschen in
den Quartieren zu stärken. Es gilt, zivilgesellschaftliches Engagement unter
veränderten Bedingungen zu fördern, dem Miteinander aber auch dem sachlichen
und kritischen Diskurs mehr Raum zu geben und sozialer Ungleichheit in den
Stadtteilen entgegenwirken. Gelebte Solidarität und transparente
Aushandlungsprozesse auf Quartiersebene schaffen eine starke Stadtgesellschaft.
Diese trägt zu mehr Resilienz in den Stadtteilen bei, die urbane Lebensräume in
Zukunft stärker vorhalten müssen. Klimawandel, Populismus, Verknappung von
Ressourcen und Fluchtbewegungen zeigen ihre Auswirkungen direkt in den
Lebenswelten der Bewohner:innen. Das Quartiersmanagement und seine Partner:innen
machen wichtige gesellschaftliche Themen sichtbar und schaffen mehr
Chancengerechtigkeit für benachteiligte Personen auf Stadtteilebene. Sie
sensibilisieren auch für einen nachhaltigeren Umgang mit begrenzten Ressourcen.
Dieses Handlungsfeld wird in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung
gewinnen. Das Interesse an bürgerschaftlichem
Engagement ist weiter vorhanden, auch wenn es vielfältige und an die
Veränderungen angepasste Formen und Formate braucht, damit sich Bewohner:innen
aktiv einbringen.
Allerdings stößt das
Quartiersmanagement bei vielen belastenden und die Stadtteile prägenden
Problemen an seine Grenzen. Mobilitätsprobleme, Versorgung mit Schul- und
Betreuungsplätzen, begrenzte institutionelle Angebote aufgrund von
Fachkräftemangel, verdichtete Nutzung des öffentlichen Raums oder
sanierungsbedürftige Infrastruktur können nicht allein über Quartiersmanagement
kompensiert werden. Echte Innovation wäre mit mehr kooperativen
Strukturen zu erreichen, die auch ämter- und dezernatsübergreifend zeitnah und
an den Bedarfen der Bewohner:innen orientiert funktionieren. Im Sinne der
integrierten Stadtentwicklung, bei der die verschiedenen Fachbereiche in der
Verwaltung zusammenarbeiten, erfüllt das Quartiersmanagement hier bereits eine
wichtige Funktion als Koordinierungsstelle in den Stadtteilen mit direktem
Kontakt zu Institutionen und Bürger:innen. Mit einem möglichst flächendeckenden Ausbau des
Quartiersmanagements wäre hier auch über regionale stadtteilübergreifende
Netzwerke eine noch stärker zielgerichtete strategische Steuerung möglich.
Wirkungsvolle Angebote könnten so abgestimmt und mit weniger Aufwand für den
einzelnen Stadtteil in verschiedenen Quartieren etabliert werden. Dies wäre ein
wichtiger Baustein, um die Stadt sozial gerechter, robuster und
anpassungsfähiger zu gestalten. Vertraulichkeit: Nein
dazugehörende Vorlage:
Anregung vom
13.06.2002, OA 870
Bericht des
Magistrats vom 13.01.2023, B 21
Bericht des
Magistrats vom 22.11.2024, B 427
Zuständige Ausschüsse:
Ausschuss für
Soziales und Gesundheit Beratung im Ortsbeirat: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
8, 9, 10, 11 Versandpaket: 29.11.2023 Beratungsergebnisse: 26. Sitzung des OBR
11 am 15.01.2024, TO I, TOP 21 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 26. Sitzung des OBR 1
am 16.01.2024, TO I, TOP 51 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 25. Sitzung des OBR 7
am 16.01.2024, TO II, TOP 3 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 26. Sitzung des OBR 4
am 16.01.2024, TO II, TOP 13 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Annahme bei Enthaltung FDP
26. Sitzung des OBR 6
am 16.01.2024, TO I, TOP 34 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 27. Sitzung des OBR 2
am 22.01.2024, TO II, TOP 33 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 26. Sitzung des OBR
10 am 23.01.2024, TO II, TOP 26 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 26. Sitzung des OBR 9
am 25.01.2024, TO II, TOP 7 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Annahme bei Enthaltung FDP
26. Sitzung des OBR 3
am 25.01.2024, TO I, TOP 28 Beschluss: a) Die Vorlage B 446 wird auf Wunsch der SPD bis
zur nächsten turnusmäßigen Sitzung zurückgestellt. b) Die
Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, die Vorlage ebenfalls
zurückzustellen.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 26. Sitzung des OBR 5
am 26.01.2024, TO I, TOP 45 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 26. Sitzung des OBR 8
am 15.02.2024, TO I, TOP 28 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 24. Sitzung des
Ausschusses für Soziales und Gesundheit am 15.02.2024, TO I, TOP 12
Beschluss: nicht auf TO
Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
(Ermächtigung gemäß § 12 GOS) Abstimmung:
GRÜNE, CDU, SPD, FDP, LINKE., AfD, Volt, FRAKTION
und ÖkoLinX-ELF
Sonstige
Voten/Protokollerklärung: BFF-BIG (= Kenntnis)
27. Sitzung des OBR 3
am 22.02.2024, TO I, TOP 10 Beschluss: Die Vorlage B 446 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme Beschlussausfertigung(en):
§
4352, 24. Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit vom
15.02.2024