Projekt "Soziale Stadt Frankfurt am Main" Kommunales "Frankfurter Programm - Aktive Nachbarschaft" Jahresbericht 2009 und 2010
Vorlagentyp: B
Inhalt
S A C H S T A N D :
Bericht des Magistrats vom 12.08.2011, B
320 Betreff:
Projekt "Soziale Stadt
Frankfurt am Main" Kommunales "Frankfurter Programm - Aktive
Nachbarschaft" Jahresbericht 2009 und 2010 Vorgang: Beschl. d. Stv.-V. vom 29.08.2002, § 3544 - OA 870/02 OBR 3, l. B 84/10 -
Einleitung Mit dem Beschluss § 7347 vom 10.12.2009 (M 231) hat
die Stadtverordnetenversammlung der Ausweitung des Frankfurter Programms
- Aktive Nachbarschaft auf vier weitere Quartiere, die zu Beginn des Jahres
2010 starteten, sowie der gleichzeitigen Neueinführung eines befristeten
professionellen Unterstützungsmanagements mit jeweils einer halben
Personalstelle in vier beendeten Quartieren zugestimmt. Insgesamt wurden daher
seit Beginn des Jahres 2010 sechzehn Quartiere durch das Programm betreut.
Seit 1. März 2008: - Atzelbergsiedlung (Seckbach) - Rödelheim-West - Siedlung Taunusblick
(Zeilsheim) -
Hermann-Brill-Siedlung (Sindlingen) Seit 1. Januar 2010: - Otto-Brenner-Siedlung (Sossenheim) - Riederwald - Griesheim-Süd - Heinrich-Lübke-Siedlung (Praunheim) Seit 1. Januar 2010 im Unterstützungsmanagement:
- Griesheim-Nord - Im Mainfeld (Niederrad) - Teile der Nordweststadt - Henri-Dunant-Siedlung (Sossenheim) Seit September 2007 im "modularen
Unterstützungsmanagement" (Einzelprojektförderung ohne Quartiersmanagement) in
den ehemaligen Quartieren: - Fechenheim - Am Bügel (Bonames) - Platensiedlung (Ginnheim) Seit Januar 2008 im "modularen
Unterstützungsmanagement" (Einzelprojektförderung ohne Quartiersmanagement) in
den Quartieren: - New
Atterberry - New Betts.
Vor dem Hintergrund möglicher Segregation und sich
rasch wandelnder persönlicher, ökonomischer und gesellschaftlicher
Rahmenbedingungen kommt einem integrierenden sozialen
Stadtteilentwicklungsprogramm eine hohe Bedeutung zu. Die in den letzten zehn
Jahren gewonnenen Erfahrungen mit dem Frankfurter Programm - Aktive
Nachbarschaft zeigen, dass der partizipative und auf Potenziale der
Bewohnerinnen und Bewohner ausgerichtete Ansatz des Programms sich positiv auf
die Aktivierung des Bewohnerengagements, auf bessere nachbarschaftliche
Beziehungen und eine verbesserte Infrastruktur in sozialer, kultureller und
wirtschaftlicher Hinsicht auswirkt. In allen Quartieren wurden daher die
wesentlichen Handlungsfelder des Programms - Aktivierung der Bewohnerinnen und Bewohner - Stärkung der lokalen
Wirtschaft - Verbesserung
des sozialen und kulturellen Lebens und - Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen
weiterhin verfolgt. Das Quartiersmanagement als
vernetzender und anstoßgebender Akteur vor Ort hat - je nach der spezifischen
Ausgangs- und Bedarfslage des jeweiligen Quartiers - zahlreiche Projekte
initiiert und unterstützt, die die Ziele des Programms aufgreifen und
verfolgen. Die Maßnahmen reichten dabei von der Förderung der Stadtteilkultur,
der Einrichtung von Begegnungsstätten und Einführung von Nachbarschaftstreffs
und -festen, der Gestaltung des Wohnumfelds, der Durchführung von
"Aufräumaktionen" bis hin zu Beschäftigungsmaßnahmen, Qualifizierungsangeboten
für Jugendliche und präventiver Gesundheitsförderung für Senioren. Der Stabsstelle im Jugend- und Sozialamt oblag die
finanzielle und konzeptionelle Gesamtsteuerung sowie die ämter- und
ressortübergreifende Koordination des Programms, die Initiierung und
Durchführung von quartiersübergreifenden Projekten, die Öffentlichkeitsarbeit -
Betreuung der Pressetermine in den Quartieren, der Homepage
www.frankfurt-sozialestadt.de und die Organisation der jährlichen Verleihung
des Nachbarschaftspreises - sowie die direkte Betreuung der ehemaligen
Quartiere des modularen Unterstützungsmanagements. Zudem hat die Stabsstelle
unterstützend und koordinierend an der Einbeziehung externer Akteure wie
Wohnungsgesellschaften, sozialen Einrichtungen, Institutionen, Kirchengemeinden
und Vereinen in den Quartieren gearbeitet. Da die bisherigen regelmäßigen Berichte des
Magistrats bereits ausführlich verschiedene Maßnahmen in den Quartieren
beschrieben haben, soll dieser Bericht sich exemplarisch auf die ab 2010 neu
gestarteten Quartiere, das neu eingerichtete Unterstützungsmanagement in den
vier Ende 2009 beendeten Programmgebieten sowie ausgewählte übergreifende
Projekte konzentrieren. Bezüglich der detaillierten Darstellung der
Einzelprojekte in allen Quartieren wird auf die Jahresberichte des
Quartiersmanagements verwiesen, die sukzessive nach Fertigstellung unter
www.frankfurt-sozialestadt.de der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt
werden. Neue Quartiere Ab Januar 2010 konnte das Programm in der
Otto-Brenner-Siedlung, im Riederwald, in Griesheim-Süd und in der
Heinrich-Lübke-Siedlung starten. Bei der Heinrich-Lübke-Siedlung ist die Besonderheit
zu beachten, dass sie in der Anfang des Jahres 2009 veröffentlichen Studie
"Frankfurt für Alle" von Albert Speer & Partner als eine für Europa
modellhafte Siedlung angeführt wurde. Dort erfolgt unter Beteiligung des
Frankfurter Programms - Aktive Nachbarschaft ein Umbau und eine energetische
Sanierung der Siedlung mit Partizipation der Bewohnerinnen und Bewohner.
Mit den Trägern der freien Wohlfahrtspflege
(Internationaler Bund, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, Diakonisches Werk) wurden
Verträge zur Übernahme des Quartiersmanagements in jeweils einem der
Programmgebiete ausgearbeitet. Bedingt durch die notwendigen Vorarbeiten wie
Personalgewinnung, Suche und Einrichtung von geeigneten und zentralen
Räumlichkeiten im Quartier für das Nachbarschaftsbüro konnten die
Quartiersmanagements im Sommer 2010 mit ihrer konkreten Arbeit beginnen und den
Bewohnerinnen und Bewohnern vor Ort als Ansprechpartner Verfügung stehen.
Zentrale erste Aufgabe des Quartiersmanagements war
die Aktivierung der Bewohner des jeweiligen Quartiers. Hierzu wurde auf das
bewährte Mittel der "aktivierenden Befragung" zurückgegriffen. Teilweise wurden die in diesem
Zusammenhang erstellten Quartiersanalysen durch beauftragte Fachinstitute
erstellt; in der Otto-Brenner-Siedlung führte das Quartiersmanagement die
Befragung selbst durch. In der Heinrich-Lübke-Siedlung erfolgte aufgrund der
besonderen Situation der Siedlung eine Quartiersanalyse durch das
Quartiersmanagement in Zusammenarbeit mit der TU-Wien und der ABG Frankfurt
Holding als Eigentümerin der Siedlung. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Institutionen und
Einrichtungen vor Ort wurden aufgefordert, positive und negative Aspekte ihres
Stadtteils, Handlungsbedarfe und Ideen zu äußern. Hinzu kam eine Analyse
wesentlicher Sozial- und Strukturdaten des jeweiligen Quartiers. In allen neuen
Quartieren wurden die Ergebnisse der Quartiersanalysen und Befragungen in
Bürgerveranstaltungen vorgestellt, diskutiert und gegebenenfalls nochmals
ergänzt und konkretisiert. Die gewonnenen Handlungsempfehlungen bilden noch
immer den Rahmen und die Orientierung für Projekte, die durch die
Quartiersmanagements initiiert, finanziell unterstützt und gemeinsam mit den
Bewohnerinnen und Bewohnern durchgeführt werden. Dabei werden jedoch die sich
verändernden Bedarfe im Quartier durch das Quartiersmanagement stetig überprüft
und in der Projektplanung aufgegriffen. Wesentlich hierbei ist auch die
kontinuierliche Mit- und Zusammenarbeit des Quartiersmanagements in
Stadtteilarbeitskreisen und Fachforen sozialer oder anderer Einrichtungen.
Durch die Einbeziehung der Bewohnerinnen und Bewohner als auch der
Institutionen im Quartier wird gewährleistet, dass sowohl die verschiedenen
Akteure als auch inhaltliche Aspekte weitestgehend Berücksichtigung finden. An
unterschiedlichen Stellen vorhandene Fachkompetenz wird vernetzt und
gewinnbringend für die Entwicklung im Sozialraum eingesetzt, wobei die
Potenziale und Kompetenzen der Bürgerinnen und Bürger als eigentliche Experten
für ihr Lebensumfeld die höchste Priorität genießen. Im Spätsommer/Herbst 2010 konnten in den neuen
Quartieren die ersten Projekte umgesetzt werden. Neben Nachbarschaftsfesten und
-treffs, die nicht nur der Stabilisierung des sozialen Miteinanders und der
nachbarschaftlichen Beziehungen, sondern auch der Gewinnung der Bewohner für
die weitere Mitarbeit bei Projekten dienen, kristallisierten sich
unterschiedliche erste Maßnahmen heraus, die hier beispielhaft aufgeführt
werden. So startete in der Heinrich-Lübke-Sieldung ein
Jugendbeteiligungsprojekt "Style your own street", um den bestehenden Problemen
mit auffälligen Jugendlichen durch einen in eigener Regie eingerichteten neuen
Treffpunkt zu begegnen. Auch die bevorstehenden Bau- und Sanierungsmaßnahmen
standen im Fokus des Bewohnerinteresses. Um den Dialog zwischen Anwohnern und
der Wohnungsgesellschaft ABG zu fördern, organisiert das Quartiersmanagement
regelmäßig Mieterveranstaltungen. Im Riederwald spielt das als teilweise unzureichend
empfundene Angebot für Kinder und Jugendliche ebenfalls eine wesentliche Rolle.
So befasste sich eine Planungswerkstatt mit der Neugestaltung der Spielwiese
des Licht- und Luftbads, und in Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt, der
Kinderbeauftragten und der Krabbelstube "Sternschnuppe" wurden Planungen zur
Neugestaltung des Rümelinspielplatzes erarbeitet. Für den Spielplatz des
Vereins KIDs im Riederwald konnten neue Spielgeräte zur Verfügung gestellt
werden und in Kooperation mit dem Kindermuseum wurde ein Sommerangebot für
Kinder vor Ort organisiert. In der Otto-Brenner-Siedlung sollten regelmäßige und
abwechselnde Angebote von Mieterfesten und die Siedlungszeitung "Die Otto" für
ein besseres Verhältnis der deutschen Bewohner sowie der Anwohner mit
Migrationshintergrund sorgen, wofür das Herbstfest und verschiedene
Veranstaltungen "Quartiersmanagement im Hof" den Auftakt bildeten. Auch in
diesem Quartier waren auffällig gewordene Jugendliche Ziel der Maßnahmen. Das
Quartiersmanagement erarbeitete mit Polizei, Jugendeinrichtungen, der
Nassauischen Heimstätte und dem Mieterbeirat Konzepte und ermöglichte eine
Freizeit des neu gewählten Jugendbeirats (zu diesem Thema siehe auch weiter
unten, "best practice"). In
Griesheim-Süd initiierte das Quartiersmanagement die Gründung einer
Bewohnergruppe "Aktive Nachbarn", die motiviert und engagiert gemeinsam mit dem
Quartiersmanager die ersten Projekte entwickelte. Unter anderem wurde ein
Konzept für die Begrüßung neu Hinzugezogener entwickelt, um deren Integration
in den Stadtteil zu erleichtern. Auch die Situation rund um den Griesheimer
Bahnhof beschäftigte die Bewohnerinnen und Bewohner, die sich mit einem
Schreiben an politische Institutionen wandten. Die Vorarbeiten zur Installation
eines "Offenen Bücherschranks" in Griesheim konnten erfolgreich abgeschlossen
werden, sodass der Schrank im Jahr 2011 errichtet werden kann. Schließlich
initiierte das Quartiersmanagement eine Gesprächsrunde zwischen Jugendlichen,
Anwohnern und örtlichen Institutionen, die sich mit der Situation des
Bolzplatzes unter der Omega-Brücke befasste, um die dort bestehenden
nachbarschaftlichen Konflikte zu lösen. Nachdem in der "Anlaufphase" des ersten
Projektjahres vor allem die Aktivierung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie
die Kontaktaufnahme und Vernetzung zu und mit relevanten Einrichtungen und
Institutionen im Stadtteil im Mittelpunkt standen, sind für 2011 zahlreiche
weitere Projekte geplant, die die Bandbreite der jeweiligen
Handlungsempfehlungen der Quartiersanalysen widerspiegeln. Professionelles Unterstützungsmanagement Eine nachhaltige positive Entwicklung in Quartieren
mit besonderen Problemlagen kann nur gelingen, wenn sich die im Rahmen der
aktiven Förderphase des Programms Aktive Nachbarschaft initiierten Projekte,
Angebote und Strukturen zu "Selbstläufern" entwickeln. Engagierte Personen,
Institutionen und Einrichtungen müssen gewonnen werden, das Erreichte zu
erhalten und weiterzuführen. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Frankfurter
Programm - Aktive Nachbarschaft in den beendeten Quartieren haben gezeigt, dass
Akteure vor Ort ohne weitere Unterstützung oft überfordert sind, die komplexen
Strukturen und Prozesse im Quartier zu steuern, die der Verstetigung der
erreichten Ergebnisse dienen. Daher wurde - anstatt des bisherigen "modularen
Unterstützungsmanagements" mit seiner punktuellen Einzelprojektförderung - in
vier beendeten Quartieren seit Januar 2010 eine professionelle Nachsorge
installiert. Mit den vorherigen Trägern des Quartiersmanagements wurde eine
weitere, auf maximal fünf Jahre ausgelegte und auf 50 Prozent reduzierte
Betreuung der Quartiere vertraglich vereinbart, die nach Möglichkeit durch das
bisherige Quartiersmanagement wahrgenommen wird. Durch die personelle
Kontinuität bleiben aufgebaute Vertrauensverhältnisse im Quartier erhalten.
Zudem kann das im Rahmen der aktiven Förderphase gewonnene Know-how des
Quartiersmanagements genutzt werden. Im Jahr 2010 standen konzeptionelle Überlegungen in
den Nachsorgequartieren Griesheim-Nord, Im Mainfeld (Niederrad), der
Nordweststadt und der Henri-Dunant-Siedlung (Sossenheim) im Mittelpunkt.
Gemeinsam mit der Stabsstelle arbeiteten die Träger und das Quartiersmanagement
an Möglichkeiten, Akteure im Quartier zu weiterem Engagement zu ermuntern und
Projekte zu sichern. Je nach Quartier sind hierzu unterschiedlich ausgeprägte
Anstrengungen vonnöten. Als zentral hat sich die ressort- und
dezernatsübergreifende Abstimmung über alternative Fördermöglichkeiten und die
verstärkte Einbeziehung externer Akteure erwiesen. So konnte beispielsweise das
im Rahmen des Frankfurter Programms in der Nordweststadt entstandene
Eltern-Kind-Café Al Karama zu einem Kinder- und Familienzentrum mit
entsprechender Förderung weiterentwickelt werden. Unter Einbeziehung der
anthroposophischen Familienbildungsstätte "der hof" und zahlreicher weiterer
Mitwirkender und Partner wie der BHF-Bank-Stiftung, dem Amt für multikulturelle
Angelegenheiten, Stadtschulamt, Medizinern und Pädagogen konnte die
Angebotsstruktur nicht nur erhalten, sondern wesentlich ausgebaut und
nachhaltig gesichert werden. Im Mainfeld trugen die kontinuierlich
weitergeführten "Mainfeldgespräche" des Quartiersmanagements dazu bei, das
problematische Themenfeld der geplanten städtebaulichen Entwicklungen in
Niederrad aufzugreifen und den Bewohnerinnen und Bewohnern ein strukturiertes
Forum zu geben.
Die ersten Erfahrungen mit der
Einführung eines professionellen Unterstützungsmanagements zeigen, dass dieses
erfolgreich zur Kontinuität der positiven Quartiersentwicklung beiträgt. Da
sich die Ausgangslagen und vorhandenen Infrastrukturen in den Siedlungen
unterschiedlich darstellen, wird je nach Quartier zu beurteilen sein, für
welchen Zeitraum ein Unterstützungsmanagement vonnöten ist. Für den Erfolg des
Frankfurter Programms ist dennoch wesentlich, dass sich engagierte
Bewohnerinnen und Bewohner nach Ende der aktiven Förderphase nicht abrupt
"alleine gelassen" fühlen. Ein positiver Effekt des neu etablierten
professionellen Unterstützungsmanagements ist auch die Sensibilisierung aller
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Quartiersmanagement - auch derjenigen, die
in den noch laufenden Programmgebieten tätig sind - für die Thematik der
Verstetigung erreichter Projekte und Prozesse. Es ist festzustellen, dass der
Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit bereits während der Initiierung neuer Projekte
mehr als zuvor berücksichtigt wird. Ein Beispiel hierfür sind die
Familienausflüge "gemeinsam unterwegs" in Rödelheim-West, die vom
Quartiersmanagement 2009 initiiert wurden und mit 50 bis 100 Teilnehmern pro
Ausflug sehr gefragt waren. Nicht nur nachbarschaftliches Miteinander und
Kommunikation standen im Vordergrund, darüber hinaus wurde auch auf Bildungs-
und Gesundheitsrelevanz der Exkursionen Wert gelegt. Im Projektverlauf ist es
gelungen, eine ehrenamtliche Vorbereitungsgruppe zu gewinnen, die im Wechsel
jeweils die Reiseleitung übernahm und Exkursionsziele und Ablauf plante. So
konnte sich dieses Projekt - abgesehen von der nötigen finanziellen
Unterstützung der Sachkosten - weitgehend zum bewohnergetragenen "Selbstläufer"
entwickeln. Best practice:
Beschäftigungsförderung für Jugendliche und junge Erwachsene Gezielte Angebote insbesondere für junge Erwachsene
sind eine Anforderung, der das Frankfurter Programm - Aktive Nachbarschaft in
fast allen Quartieren begegnet. Während sich häufiger Angebote der
Einrichtungen an Kinder und Jugendliche richten, besteht oftmals noch ein
Bedarf an Angeboten für junge Menschen ab 18 Jahren. Inhaltlich geht es um
Unterstützungsangebote für junge Erwachsene, die auf eine Integration in den
Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt zielen. Auch die beiden hier exemplarisch für die
zahlreichen Projekte in den Quartieren für diese Zielgruppe genannten
Arbeitsansätze zielen insbesondere auf die Integration in den Arbeits- und
Ausbildungsmarkt durch aufsuchende soziale Arbeit. Wesentlich hierbei ist, dass
vor dem Start solcher Projekte eine detaillierte Bestandsaufnahme der bereits
im Sozialraum vorhandenen Angebote erfolgt. Durch die Einbeziehung der im
Quartier tätigen Fachleute und Einrichtungen und des Quartiersmanagements sowie
deren Vernetzung ist eine gezielt auf Lücken des vorhandenen Angebots
ausgerichtete Konzeption von Maßnahmen möglich. Im seit 2007 im Rahmen des modularen
Unterstützungsmanagements betreuten Quartier Am Bügel organisierte die
Stabsstelle im Sommer 2008 aufgrund von Vorkommnissen mit Jugendlichen und
jungen Erwachsenen die erste "Konferenz zur Situation von Jugendlichen Am
Bügel" in enger Kooperation mit dem örtlich zuständigen Sozialrathaus. Es
waren alle Institutionen eingeladen, die sich mit dem Thema der
Angebotserbringung für Jugendliche im Quartier im weitesten Sinne beschäftigen.
Ziel war es zum einen, die vorhandenen Angebote kennen zu lernen, zum anderen,
diese miteinander zu vernetzen. Die teilnehmenden Institutionen (von
Kindertagesstätten über Vereine bis zur Schule und dem Regionalrat) beschlossen
die Erstellung eines gemeinsamen Konzepts zur Verbesserung der Situation
Jugendlicher und junger Erwachsener im Quartier, das bis Ende des Jahres 2009
fertig gestellt werden konnte. Als Ergebnis konnte das neue Projekt
"Jobscouts", finanziert durch das Frankfurter Programm - Aktive Nachbarschaft
und das damalige Rhein-Main-Jobcenter in Trägerschaft des Evangelischen Vereins
für Jugendsozialarbeit in Frankfurt am Main - etabliert werden. Zielgruppe des
Konzepts sind junge Erwachsene zwischen 21 und 27 Jahren ohne Schul- oder
Berufsausbildung, die zum Teil auch durch Drogensucht, Schuldenproblematik oder
Straftaten negativ beeinflusst sind. Diese werden durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Evangelischen Vereins an ihren Treffpunkten angesprochen und nach einer
Kompetenzanalyse in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt begleitet. Ein besonderes
Augenmerk liegt dabei auf unkonventionellen Ansätzen bei der Berufs- und
Ausbildungsfindung. Eine
Zwischenevaluierung des bis Ende 2011 vereinbarten Projekts hat ergeben, dass
bis Oktober 2010 42 junge Erwachsene regelmäßig aufgesucht und unterstützt
wurden. Zwei von ihnen konnten in Ausbildung, fünf in Vollzeittätigkeit, vier
in Teilzeitjobs vermittelt werden. Fünf weitere Teilnehmer wurden an das
Versorgungssystem des Rhein-Main-Jobcenters herangeführt. In zwei Fällen wurde
darüber hinaus bei der Wohnungsvermittlung geholfen. Die Leistungen der
Jobscouts umfassten ebenso Begleitung zu Behörden und Maßnahmen der
Krisenintervention. Als Erfolgsfaktor des Projekts hat sich die - bereits im
Rahmen der Jugendkonferenz angelegte - Vernetzung mit zahlreichen Einrichtungen
und Institutionen erwiesen, die im Verlauf des Projekts weiter ausgebaut wurde.
Die regelmäßige Zusammenarbeit mit Berufsbildungseinrichtungen verschiedener
Träger in Frankfurt, mit den im Sozialraum ansässigen Institutionen, mit dem
Jobcenter, Drogenberatungsstellen, der Schuldnerberatung und anderen Stellen
ermöglichte die individuelle und zielgerichtete Betreuung der Zielpersonen.
Ein weiteres Beispiel für ein in gemeinsamer
Anstrengung und in Form einer Kooperation finanziertes Angebot für Jugendliche
und junge Erwachsene ist das Projekt "Orientierungs-mobil" (OMo) in Sossenheim.
Ausgangslage waren auch hier seit längerer Zeit beobachtete Probleme mit
auffällig gewordenen Jugendlichen. Insbesondere in den durch
Quartiersmanagement betreuten Gebieten der Otto-Brenner- und der
Henri-Dunant-Siedlung fanden im Vorfeld der neuen Maßnahme zahlreiche Versuche
statt, mittels Fachgesprächen zwischen Quartiersmanagement, Polizei,
Jugendeinrichtungen, Mieterbeirat, Regionalrat und anderen Institutionen eine
Lösung zu finden. Bereits im Sommer 2008 luden das Frankfurter Programm -
Aktive Nachbarschaft und das Sozialrathaus zu einer Stadtteilkonferenz unter
Beteiligung aller im Sozialraum ansässigen Einrichtungen und Institutionen
sowie der Nassauischen Heimstätte ein. Um primär Jugendliche und junge
Erwachsene mit multiplen Problemlagen, die von bestehenden Maßnahmen nicht
erreicht und im Quartier als "Problemfälle" wahrgenommen werden, sowie deren
Eltern zu erreichen, wurde gemeinsam mit dem Zentrum für Weiterbildung gGmbH
ein Konzept entwickelt. Für die Umsetzung des "OrientierungsMobils" konnte
die Stabsstelle Aktive Nachbarschaft im Herbst 2010 sowohl das
Rhein-Main-Jobcenter als auch die Wohnungsgesellschaft Nassauische Heimstätte als Finanzpartner gewinnen.
Mit dem OMo, einem mit PC und Büromitteln ausgestatteten
und durch Mitarbeiter des Zentrums für Weiterbildung besetzten Bus, der seit
Frühjahr 2011 vor Ort im Einsatz ist, konnte ein sehr flexibles Angebot der
aufsuchenden sozialen Arbeit geschaffen werden, das insbesondere jungen
Erwachsenen berufliche Perspektiven ermöglichen will. Eine Steuerungsgruppe, in
der das Frankfurter Programm, das Sozialrathaus, das Fachreferat Grundsatz im
Jugend- und Sozialamt, das Jobcenter und die Nassauische Heimstätte mitwirken,
begleitet das Projekt von Anfang an mit dem Ziel der Nachsteuerung und
Anpassung des Konzepts an aktuelle Entwicklungen im Quartier. Zentrale Veranstaltungen Im Jahr 2010 konnte das Frankfurter Programm -
Aktive Nachbarschaft sein zehnjähriges Jubiläum feiern. Ein- und Ausblicke über
das Programm, best practice-Beispiele aus den bislang etwa 800 in den
Quartieren durchgeführten Projekten und Vorträge von namhaften Fachleuten, bot
ein von der Stabsstelle organisierter Fachtag. Rund zweihundert Besucher aus
den Quartieren, sozialen Einrichtungen, der Politik, der Stadtverwaltung
Frankfurts und anderer Städte nahmen teil und suchten den Erfahrungsaustausch.
Zum Auftakt ermöglichte ein eigens für den Fachtag erstellter Film mit Stimmen
der Bewohnerinnen und Bewohner aus den Quartieren konkrete Einblicke in die
Arbeit des Programms. Neben einem Folienvortrag über Konzeption und Ziele
des Frankfurter Programms sorgten vor allem die Impulsvorträge von Dr. Oliver
Fehren (Universität Duisburg-Essen) über die Entwicklung kompetenter
Nachbarschaften sowie von Prof. Dr. Jens Dangschat (TU Wien) über die
Bedingungen zur Nachhaltigkeit in den Quartieren für lebhafte Diskussionen. Den
Abschluss bildete eine Podiumsrunde mit Vertretern der Politik, der
Trägerverbände, der Wohnungswirtschaft und des Quartiersmanagements, bei der
der Blick in die Zukunft im Vordergrund stand. Der Nachbarschaftspreis 2009 wurde im Juni 2010
während einer Feierstunde vor rund 250 Gästen verliehen. Die Vielzahl von fast
50 Bewerbungen und der Facettenreichtum der eingereichten Projekte, die von
einer Jury beurteilt wurden, machten erneut deutlich, dass nicht nur in den
Quartieren des Frankfurter Programms gute Nachbarschaft "gelebt" wird. Der Nachbarschaftspreis ist ein
wichtiger integraler Bestandteil des "Frankfurter Programms - Aktive
Nachbarschaft" und daher eng mit dessen Umsetzung verbunden. Er wird von den
Frankfurterinnen und Frankfurtern gut angenommen und findet auch in den Medien
stets Beachtung. Die preisgekrönten Projekte dienen als Vorbild und Anregung.
Die Einladung aller Bewerberinnen und Bewerber zur feierlichen Verleihung in
den Römerhallen soll ihr ehrenamtliches Engagement für die gute Nachbarschaft
würdigen und zum Nach- und Mitmachen anregen. Auch im Jahr 2010 haben sich die Stabsstelle und die
Quartiere des Frankfurter Programms am "European Neighbours' Day" beteiligt.
Die Feier dieses europäischen Nachbarschaftstages ist auf eine 1999 in Paris
ins Leben gerufene Initiative zurückzuführen, die der Isolation in Großstädten
durch lokal organisierte Nachbarschaftsfeste entgegenwirken will. Europaweit
beteiligen sich rund 10 Millionen Menschen an den Festlichkeiten. In Frankfurt fanden in den
Quartieren des Frankfurter Programms zahlreiche bunte Veranstaltungen statt,
die gut besucht waren. Der Stabsstelle, der der Magistrat die Federführung zur
Organisation des Nachbarschaftstags übertragen hat, oblag die Koordination und
öffentlichkeitswirksame Begleitung der Veranstaltungen. Ausblick Der Bedarf nach einem stabilisierenden
Stadtteilentwicklungsinstrument wie dem Frankfurter Programm wird aus
fachlichen Untersuchungen wie der Sozialberichterstattung oder den bisher
veröffentlichten Wohnungsmarktberichten ersichtlich. Der Wunsch nach einer
Unterstützung durch das Programm wird vermehrt in den politischen Gremien
zahlreicher betroffener Stadtteile geäußert. Um eine weitere Optimierung der sozialräumlichen
Entwicklung in den Quartieren in Frankfurt zu erreichen, ist für den Magistrat
daher eine Fortführung des Programms und eine Erweiterung auf andere Gebiete
erforderlich. Der Magistrat strebt zudem an, die vielfältigen Ressourcen und
Kompetenzen der einzelnen Fachdezernate und -ämter effizient, gezielt und ohne
Reibungsverluste durch ein aktives Sozialraummanagement des Frankfurter
Programms - Aktive Nachbarschaft in dem jeweiligen Sozialraum zum Nutzen der
Bewohnerinnen und Bewohner einzusetzen. Ein wichtiger Baustein hierbei ist die Koordination
der Maßnahmen, die sich aus dem Integrationskonzept des Magistrats ergeben, mit
den vielfältigen Projekten des Frankfurter Programms - Aktive Nachbarschaft in
diesem Fachfeld.
Der Ausbau von kulturellen
Angeboten in den Stadtteilen ist für das Erreichen der Ziele des Frankfurter
Programms ebenfalls ein bedeutender Schwerpunkt. Die begonnene Kooperation mit
dem Kindermuseum wird intensiviert. Die Zusammenarbeit mit anderen Stellen, wie
dem Fachbereich der politisch kulturellen Bildung und dem Jugendbildungswerk
soll ausgebaut werden. Das nachbarschaftliche Zusammenleben in den
Quartieren ist von unterschiedlichsten Herausforderungen geprägt. Hierzu zählt
auch die Stärkung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Der Magistrat
wird die Leitorientierung Inklusion auch im Programm - Aktive Nachbarschaft als
einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit in den nächsten Jahren
berücksichtigen.
Mit Beschluss der
Stadtverordnetenversammlung § 9308 vom 27.01.2011 (M 241) wurde das Ziel der
nachhaltigen Stabilisierung von Programmgebieten auf das Bund-Länder-Programm
ausgeweitet. Unter dem Vorbehalt ausreichender finanzieller Mittel ist die
Überführung des bisher durch das Dezernat Planung betreuten Quartiers
Unterliederbach-Ost, Engelsruhe in das Frankfurter Programm - Aktive
Nachbarschaft geplant. Damit sollen die Errungenschaften des
Entwicklungsprozesses der letzten 12 Jahre am Leben gehalten und nachhaltig vor
Ort verankert werden. Bestehendes Engagement soll gefestigt und im Sinne der
Integration in den Gesamtstadtteil Unterliederbach ausgebaut und gefördert
werden. Die Lebenswelten der Bewohnerinnen
und Bewohner in Frankfurter Quartieren bedürfen teilweise einer Unterstützung
und Beobachtung. Dies geht über eine reine Datenanalyse hinaus. Die
qualitativen und quantitativen Erkenntnisse aus bestehenden Programmen der
Stadt Frankfurt müssen in die nachhaltige Entwicklungsplanung einbezogen
werden. Die Anregungen aus diesen Programmen und Maßnahmen sollen bei den
Planungen zur Zukunftsfähigkeit der Stadtquartiere berücksichtigt werden. Mit
dem Frankfurter Programm - Aktive Nachbarschaft steht ein bestens geeignetes
Instrument hierfür zur Verfügung. Vertraulichkeit: Nein
dazugehörende Vorlage:
Anregung vom
13.06.2002, OA 870
Bericht des
Magistrats vom 12.02.2010, B 84
Bericht des
Magistrats vom 14.09.2012, B 424
Zuständige Ausschüsse:
Ausschuss für
Soziales und Gesundheit Beratung im Ortsbeirat: 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,
10, 11, 15 Zuständige sonstige Gremien:
KAV
Versandpaket: 17.08.2011 Beratungsergebnisse: 5. Sitzung des OBR 7
am 06.09.2011, TO II, TOP 3 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 4. Sitzung des OBR 10
am 06.09.2011, TO II, TOP 17 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 4. Sitzung des OBR 4
am 06.09.2011, TO I, TOP 21 Beschluss: a) Die Vorlage B
320 wird bis zur nächsten turnusmäßigen Sitzung zurückgestellt. b) Die
Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, die Vorlage ebenfalls
zurückzustellen.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 4. Sitzung des OBR 11
am 12.09.2011, TO II, TOP 2 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 8. Sitzung der KAV am 12.09.2011, TO II,
TOP 22 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis. 4. Sitzung des OBR 6
am 13.09.2011, TO I, TOP 45 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 4. Sitzung des OBR 8
am 15.09.2011, TO I, TOP 21 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 4. Sitzung des OBR 3
am 15.09.2011, TO II, TOP 9 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 4. Sitzung des OBR 5
am 16.09.2011, TO I, TOP 44 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 4. Sitzung des OBR 15
am 16.09.2011, TO I, TOP 13 Beschluss: Auskunftsersuchen V 131 2011
Die Vorlage B 320
dient unter Hinweis auf V 131 zur Kenntnis. Die Vorlage V 131
lautet: "Der Magistrat wird um Auskunft gebeten, wie die
Finanzierung des Programmes "Soziale Stadt Frankfurt am Main", vor
dem Hintergrund der Kürzung der Bundesgelder, weiterhin durchgeführt
wird." Abstimmung: Einstimmige
Annahme 4. Sitzung des OBR 9
am 22.09.2011, TO II, TOP 12 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 5. Sitzung des OBR 4
am 01.11.2011, TO I, TOP 17 Beschluss: Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis.
Abstimmung: Einstimmige
Annahme 4. Sitzung des
Ausschusses für Soziales und Gesundheit am 03.11.2011, TO I, TOP 13
Beschluss: nicht auf TO
Die Beratung der
Vorlage B 320 wird bis zur nächsten turnusmäßigen Sitzung zurückgestellt.
Abstimmung:
CDU, GRÜNE, SPD, LINKE., FDP und Piraten
5. Sitzung des
Ausschusses für Soziales und Gesundheit am 08.12.2011, TO I, TOP 10
Beschluss: nicht auf TO
Die Vorlage B 320
dient zur Kenntnis. (Ermächtigung gemäß § 12 GOS)
Abstimmung:
CDU, GRÜNE, SPD, LINKE., FDP, FREIE WÄHLER und Piraten
Beschlussausfertigung(en): § 950, 5. Sitzung des
Ausschusses für Soziales und Gesundheit vom 08.12.2011 Aktenzeichen: 51