Nächtliches Campieren vor der Weißfrauenkirche
Vorlagentyp: V
Inhalt
S A C H S T A N D :
Auskunftsersuchen vom 30.06.2015, V 1404
entstanden aus Vorlage:
OF 641/1 vom
22.06.2015 Betreff: Nächtliches Campieren vor der
Weißfrauenkirche Der Magistrat wird um Beantwortung folgender Fragen
gebeten : 1. Welche Möglichkeiten sieht der Magistrat, das
nächtliche Lagern im Bereich der Gutleutstraße/Ecke Weserstraße zu
unterbinden? 2. Sind dem
Magistrat diese Zustände bekannt? 3. Kann die Stadt die dort Campierenden mit
Notunterkünften und sonstigen Hilfsangeboten versorgen? 4. Sieht der Magistrat in diesem
Übernachtungslager eine Gefährdung der Sicherheit für die dortigen Anwohner?
5. Welche Möglichkeiten gibt
es, die nächtliche Lärmbelästigung der Anwohner zu unterbinden? 6. Hält der Magistrat es für sinnvoll
und machbar, dort zumindest vorübergehend Dixie-Toiletten und gegebenenfalls
auch zusätzliche Müllbehälter aufzustellen? Begründung: In der Gutleutstraße übernachten auf dem Platz vor
der Weißfrauenkirche und auf den Stufen zum Kircheneingang seit geraumer Zeit
Zuwanderer, vermutlich aus Rumänien oder Bulgarien. Es handelt sich dabei um
eine zweistellige Zahl von Männern, Frauen und Kindern, die dort nicht spontan
übernachten. Vielmehr ist dieses "Camp" gut organisiert: Abends werden
Matratzen gebracht, die am Morgen wieder verschwinden, in Privatautos wird
nachts Essen für die Campierenden geliefert und für Nachtwachen ist auch
gesorgt. Tagsüber trifft man dort keinen der Übernachtenden mehr an, allerdings
sieht man manche dann stattdessen im Bahnhofsviertel, im Hauptbahnhof oder auf
der Zeil beim Betteln. Bei den Anwohnern, die in diesem Bereich wohnen, wächst
der Unmut über dieses Camp, da es mit starken Belästigungen und Einschränkungen
verbunden ist. Zum einen entsteht durch die dort Campierenden eine ständige
nächtliche Lärmbelästigung, zum anderen fühlen sich viele Anwohner in diesem
Bereich nachts nicht mehr sicher. Darüber hinaus verrichten viele der dort
Lagernden ihre Notdurft häufig am Straßenrand (z. B. hinter dem
Altglascontainer) und auf sonstigen öffentlichen Flächen. Und jeden Morgen
bleiben Müllansammlungen zurück, die entweder von Mitarbeitern der Einrichtung
"Weser 5" oder von der FES entfernt werden müssen. Restaurants in der näheren
Umgebung klagen ebenfalls über Umsatzeinbußen und mussten bereits die Polizei
zu Hilfe rufen. Auf der einen Seite geht es hier um Menschen in größter
ökonomischer und sozialer Not, auf der anderen Seite steht aber auch das Recht
der langjährigen Anwohner auf Nachtruhe, Sicherheit und Sauberkeit in ihrer
eigenen Nachbarschaft. Repression und Vertreibung alleine sind daher nicht
ausreichend. Vielmehr scheint auch hier - analog zum "Frankfurter Weg" in der
Drogenpolitik - eine echte Problemlösung nur möglich zu sein bei einem
Gleichgewicht von polizeilicher Durchsetzung des geltenden Rechts einerseits
und gleichzeitigen Hilfsangeboten wie beispielsweise menschenwürdigen
alternativen Übernachtungsplätzen für die Betroffenen andererseits. Antragstellender Ortsbeirat:
Ortsbeirat 1
Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage:
Stellungnahme des
Magistrats vom 02.10.2015, ST 1473
Anregung an den
Magistrat vom 30.08.2016, OM 484
Aktenzeichen: 32 0