Skip to main content Skip to navigation Skip to footer

Herausforderung Starkregen - Leistungsfähigkeit des Kanalsystems in Heddernheim

Vorlagentyp: ST Magistrat

Stellungnahme des Magistrats

Die Stadtentwässerung Frankfurt am Main (SEF) begrüßt das Interesse der Einwohner zur Gebietsentwässerung. Zur o. g. Anfrage nimmt der Magistrat wie folgt Stellung: Der Stadtteil Heddernheim wird im klassischen Trennsystem entwässert. Das auf den privaten und öffentlichen Flächen anfallende Schmutz- und Regenwasser wird in separaten Kanälen abgeleitet, die meist parallel zueinander verlaufen. Während das in den Schmutzwasserkanälen gesammelte Schmutzwasser letztendlich der Kläranlage zugeführt wird, wird das in den Regenwasserkanälen gesammelte Regenwasser in die Nidda eingeleitet. "Überlaufbecken", wie sie häufig im Mischsystem als Regenüberläufe oder Regenüberlaufbecken vorkommen, gibt es in Heddernheim nicht. Die Kanalisation in Heddernheim wurde im Rahmen einer jüngst fertiggestellten hydrodynamischen Kanalnetzberechnung mit vorgeschalteter Niederschlag-Abfluss-Messkampagne überprüft. Im Rahmen der Messkampagne wurde festgestellt, dass der Fremdwasseranteil (Regenwasser) in den Schmutzwasserkanälen in Heddernheim sehr hoch ist. Das deutet auf einen hohen Fehlanschlussgrad auf den Privatgrundstücken hin, was bei einer von der SEF durchgeführten Kanalnebelung bei einigen Liegenschaften bestätigt werden konnte. Die Ergebnisse der Kanalnetzberechnung zeigen, dass das bestehende Kanalnetz in Heddernheim hydraulisch grundsätzlich ausreichend leistungsfähig ist. Hydraulische Sanierungen am Kanalnetz werden nur punktuell erforderlich. Einige Kanalhaltungen in der Severusstraße wurden bereits vergrößert. Diese lösen aber nicht die Probleme, die auf den öffentlichen Flächen und Privatgrundstücken bei Starkregen wie am 11. August 2020 auftreten. Statistisch sehr seltene Starkregen mit einer geringen Wiederkehrhäufigkeit können nicht vom Kanalnetz abgeführt werden, da Kanalnetze nur für Regenereignisse von etwa 2- bis 5-jährlicher Wiederkehrhäufigkeit dimensioniert werden. Bei Starkregen kommt es daher planmäßig zum Abfluss auf der Oberfläche und zum Rückstau in die Grundstücksentwässerungsanlagen. Es liegt in der Verantwortung der Grundstückseigentümer ihre Gebäude einerseits gegen Rückstau aus dem Kanal (korrekt ausgeführte und funktionsfähige Rückstausicherung sowie intakte Grundstücksentwässerungsanlagen) und andererseits gegen die oberflächige Überflutung zu sichern (kritische Bereiche sind hier z.B. Lichtschächte oder Kellereingänge). Dieser Objektschutz ist insbesondere dann wichtig, wenn die Grundstücke topographisch tiefer als die Straßenoberkante oder am Hang liegen. Bei dem Starkregenereignis am 11. August 2020 ergab die Auswertung der Niederschlagsmessung im Bereich Heddernheim eine Einstufung als extremes Ereignis mit einer statistischen Wiederkehrhäufigkeit jenseits von 200 Jahren. Bei einem solchen Ereignis spielt sich der Abfluss weitestgehend auf der Oberfläche ab und die Leistungsfähigkeit der Kanalisation hat nur noch eine äußerst geringe Bedeutung. Die Starkregenvorsorge ist eine kommunale Gemeinschaftsaufgabe der Stadt zusammen mit den Eigentümer*innen und ihrer Eigenvorsorge auf dem Grundstück. Die Stadt befasst sich stadtweit im Rahmen der Daseinsvorsorge mit dem Thema. Für die Analyse von Starkregen-Gefährdungen und als Grundlage für Vorsorgemaßnahmen erstellt das Umweltamt zurzeit eine stadtweite Starkregengefahrenkarte, die in diesem Sommer veröffentlicht wird. Ein Informationsblatt für Bürger*innen ist auf "frankfurt.de" unter dem Stichwort "Starkregen" abrufbar.