Plakette für Fritz Bauer am Haus Feldbergstraße 48
Vorlagentyp: OM
Inhalt
S A C H S T A N D :
Anregung an den Magistrat vom 02.05.2016, OM
24 entstanden aus Vorlage:
OF 5/2 vom 11.04.2016
Betreff: Plakette für Fritz Bauer am Haus Feldbergstraße 48
Der Magistrat
wird aufgefordert zu veranlassen, dass an dem Haus Feldbergstraße 48, in dem
der ehemalige hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer von 1956 bis zu seinem
Tod lebte, eine Gedenktafel mit folgendem Text angebracht wird: Hier wohnte von 1956 bis 1968 der h essische
Generalstaatsanwalt Fritz
Bauer (16. Juli 1903 - 1.
Juli 1968) Initiator der
Frankfurter Auschwitzprozesse 1963-1981. Frankfurt verneigt sich vor seinem Mut und seiner
Entschlossenheit. Begründung: Der Jurist Fritz Bauer, im Nationalsozialismus als
Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold verfolgt und im KZ Heuberg für
einige Monate inhaftiert, emigrierte 1936 nach Dänemark. Um als Jude einer
drohenden Deportation nach Theresienstadt zu entkommen, floh er weiter nach
Schweden, wo er mit Willy Brandt im Widerstand zusammenarbeitete. 1956 wurde
Fritz Bauer wegen seiner antinazistischen Gesinnung vom hessischen
Ministerpräsidenten Georg-August Zinn zum hessischen Generalstaatsanwalt
berufen. In dieser Funktion war es ihm ein
besonderes Anliegen, entgegen der dominierenden Politik des Verschweigens der
nazistischen Verbrechen, aufzuklären und die Schuldigen vor Gericht zu bringen.
Dabei musste er sich gegen erhebliche Widerstände in der Justiz durchsetzen,
denn der überwiegende Teil der Richter war bereits in den Dreißigerjahren im
Amt und durch den Nationalsozialismus geprägt. Wegen dieses Engagements konnte er erreichen, dass
der Bundesgerichtshof 1959 die Strafsache gegen die Auschwitztäter in die
Zuständigkeit des Landgerichts Frankfurt am Main legte. Ohne seine Intervention
hätten diese Prozesse, die die Bevölkerung mit den Gräueltaten der SS
konfrontieren sollten, nicht stattfinden können. Die Politik Adenauers war
ausgerichtet auf Westintegration und Antikommunismus, und es bestand daher kein
Interesse an einer Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Das sogenannte
Wirtschaftswunder und die aufstrebende Kulturindustrie taten ein Übriges, die
unrühmliche Vergangenheit vergessen zu lassen. Fritz Bauer ist es weiterhin zu verdanken, dass durch
einen Hinweis aus der Bevölkerung der Aufenthaltsort des Massenmörders Adolf
Eichmann in Argentinien ausfindig gemacht wurde. Aus berechtigtem Misstrauen
gegenüber dem Auswärtigen Amt und dem deutschen Geheimdienst bat er den
israelischen Geheimdienst Mossad, Eichmann in Argentinien zu ergreifen und in
Israel vor Gericht zu stellen. In zahlreichen Vorträgen und Diskussionen hat er bis
zu seinem Tod über den Umfang der Nazi-Verbrechen und die Ursachen des
Nationalsozialismus informiert. In jüngster Zeit werden seine Verdienste wieder
in Erinnerung gebracht und angemessen gewürdigt. Diese Gedenktafel steht nicht
in Konkurrenz zu der geplanten Gedenktafel und dem Gedenkstein am
Oberlandesgericht, sondern ist eine bewusste Ergänzung, die der Bedeutung Fritz
Bauers angemessen ist. Die Formulierung des Textes der Gedenktafel erfolgte in
Abstimmung mit dem Fritz Bauer Institut. Die heutige Eigentümerin des Hauses
Feldbergstraße 48 ist die Frankfurter Aufbau AG (Teil der ABG Frankfurt
Holding). Antragstellender Ortsbeirat:
Ortsbeirat 2
Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage:
Stellungnahme des
Magistrats vom 08.08.2016, ST 1016
Antrag vom
05.10.2016, OF
120/2
Ortsbeiratsinitiative - Budget vom 10.10.2016, OIB 45
Aktenzeichen: 41