Weitere Entwicklung im Gewerbegebiet in der Mitte Griesheims
Vorlagentyp: OM
Inhalt
S A C H S T A N D :
Anregung an den Magistrat vom 21.08.2012, OM
1394 entstanden aus Vorlage:
OF 475/6 vom
14.08.2012 Betreff: Weitere Entwicklung im Gewerbegebiet in der
Mitte Griesheims Das Gewerbegebiet in der Mitte
Griesheims nördlich der Bahnlinie ist tief greifenden Veränderungen
unterworfen. Viele Großbetriebe haben aufgehört oder befinden sich im Zustand
der Insolvenz. Nachdem das Gebiet in den letzten Jahrzehnten von
Schrottplätzen, Gebrauchtwagenhandel und Müll verarbeitendem Gewerbe geprägt
war, siedeln sich dort nun muslimische Einrichtungen an, die u. a. durch den
geplanten Bau einer Moschee Widerstand in bestimmten Teilen der Bevölkerung
auslösen. Die Forderung nach einem Eingreifen der Stadt wird laut, eine
"Veränderungssperre" wird gefordert, ein Konzept für die zukünftige Entwicklung
des Gebiets wird angemahnt. Konzeptionell basierte, vernünftige Stadtplanung ist
sicherlich überall zu begrüßen und sollte natürlich auch in Griesheim betrieben
werden. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Einflussmöglichkeiten eine
Kommune im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben hat und welche nicht. Es stellt
sich darüber hinaus auch die Frage, wo der Bau von Moscheen in Griesheim
zulässig sein sollte, wenn er in diesem Teil Griesheims wirklich zu verhindern
wäre. Der Magistrat wird gebeten, ein
Konzept für die weitere Entwicklung des Gebiets in Griesheim zwischen der
Bahnlinie und der Lärchenstraße zu erarbeiten und den politischen Gremien
vorzulegen, in dem die Einflussmöglichkeiten der Stadt ausführlich dargestellt
werden. Möglichst zeitnah sind außerdem folgende Fragen zu beantworten: 1. Welche Möglichkeiten hat der Magistrat, ein
Gebiet, das als Gewerbegebiet ausgewiesen ist und dessen Grundstücke sich
weitgehend in Privatbesitz befinden, einer Veränderungssperre zu
unterziehen? 2. Welche
Möglichkeiten hat der Magistrat, ein Gebiet, das seit mindestens 40 Jahren als
reines Gewerbegebiet ausgewiesen ist, in ein Mischgebiet bzw. sogar reines
Wohngebiet umzuwandeln? 3.
Welche Möglichkeiten hat der Magistrat, eine Verlagerung besonders störender
Großbetriebe in das Gewerbegebiet entlang der Fritz-Klatte-Straße an den Rand
des Industrieparks Griesheim bzw. sogar in den Industriepark Griesheim hinein
zu fördern? 4. Wo in
Griesheim sollen muslimische Einrichtungen die Möglichkeit haben, sich
niederzulassen, wenn ihnen dies im Gewerbegebiet nördlich der Bahnlinie
verwehrt werden sollte? 5.
Welche Möglichkeiten sieht der Magistrat, um die Ansiedlung muslimischer
Einrichtungen mit ausgewiesenem demokratischen und staatstragenden Hintergrund
in Griesheim zu fördern? Begründung: Es erscheint sehr sinnvoll, besonders große und
störende Betriebe, zu denken wäre hier z. B. in erster Linie an den
Nachfolger (Fa. Meinhardt) des Müllverarbeiters Sperzel mit dem als
Abstellplatz für den Fuhrpark und die Container benutzten Gelände in der
Eichenstraße, in die Fritz-Klatte-Straße bzw. in den Industriepark Griesheim zu
verlagern. Diese Idee wurde von der Vorsitzenden des Präventionsrats Griesheim
an Mitglieder des Ortsbeirates herangetragen und verdient eine gründliche
Prüfung (Punkt 3.). Heiß diskutiert werden in Griesheim jedoch momentan
eher andere Themen: Die Ansiedlungen von Milli Görüs und der "Grauen Wölfe" in
Griesheim sind ja tatsächlich nicht unproblematisch, da diese Gruppierungen
sicherlich nicht ohne Grund vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Doch die
Wellen der Empörung schlagen weit über diese Tatsachen hinaus. Jüngst wurden in
Griesheim Flugblätter verteilt, in denen radikal der Bau von Moscheen abgelehnt
und damit gedroht wird, dass in der Umgebung die Grundstückspreise verfallen
würden, die Lärmbelästigung stark ansteigen, die Kriminalitätsrate schnell
steigen und schließlich alle nicht-islamischen Anwohner wegziehen müssten, weil
"die Zustände unerträglich" würden. Das Gebiet nördlich der Bahnlinie war mit seinen
Schrottplätzen, Gebrauchtwagenhändlern und Müllverarbeitern immer schon eine
"Schmuddelecke", die sich aber objektiv betrachtet im Laufe der Jahre eher
gebessert als verschlechtert hat. Die Ansiedlung der großen Verkaufsmärkte wie
Toom, Adler, Lidl nördlich des Gebiets hat mit Sicherheit das ganze Gebiet
aufgewertet, die Ahornstraße ist als sozialer Brennpunkt deutlich entschärft
worden, es ist vor allem die zunehmende Ansiedlung muslimischer Einrichtungen,
die den Fokus der Aufmerksamkeit derzeit so auf dieses Gebiet lenkt. Dabei muss man sich aber den großen Anteil
muslimischer Bevölkerung in Griesheim vor Augen halten. Diese Menschen haben
genauso das Recht auf eigene Einrichtungen und eigene Gotteshäuser wie die
alteingesessene Bevölkerung. Das Problem ist eher, dass es derzeit noch zu
wenig muslimische Einrichtungen in Griesheim gibt, die von gemäßigten,
demokratisch und staatstragend orientierten Gruppen getragen werden. So
entsteht ein Vakuum, in das radikale Gruppen wie die "Grauen Wölfe" oder jetzt
auch Milli Görüs hineinstoßen können. Es wäre also wünschenswert, dass die demokratischen
Kräfte innerhalb der muslimischen Bevölkerung Griesheims von der Stadt wie vom
Ortsbeirat so gefördert werden, dass es ihnen gelingt, eigene Zentren
aufzubauen und den radikalen Kräften entgegenzuarbeiten. In diese Richtung
sollte auch das gewünschte Konzept der Stadt Frankfurt entwickelt werden.
Wer aber generell alle Muslime ausgrenzt und die
Ansiedlung von muslimischen Einrichtungen grundsätzlich verhindern will, der
treibt auch demokratisch orientierte Menschen direkt in die Arme der Radikalen.
Dies sollte bei allen Äußerungen zu dieser Problematik und bei allen Konzepten
für die Entwicklung Griesheims bedacht werden! Das Recht auf die freie Ausübung der Religion gehört
zu den wichtigsten Werten unserer Demokratie und sollte von allen verteidigt
werden! Antragstellender Ortsbeirat:
Ortsbeirat 6
Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage:
Stellungnahme des
Magistrats vom 07.12.2012, ST 1857
Aktenzeichen: 61 0