100 Jahre Goethe-Universität im Zeichen der Erinnerungskultur - Ein Platz für Norbert Wollheim
Vorlagentyp: OF GRÜNE
Begründung
Zeichen der Erinnerungskultur - Ein Platz für Norbert Wollheim Vorgang: OF 412/2 05; OF 287/2 08 Der Magistrat wird aufgefordert, gemäß § 3, Abs. 3 Satz 2 Ziff. 1 der Geschäftsordnung der Ortsbeiräte Sorge dafür zu tragen, dass der bisherige "Grüneburgplatz" in "Norbert-Wollheim-Platz" umbenannt wird. Begründung: Norbert Wollheim (* 26. April 1913 in Berlin; .
- November 1998 in New York) hatte als einziger seiner Familie das IG-Farben-KZ Buna-Monowitz als Zwangsarbeiter überlebt. In einem zwischen 1951-53 verlaufenden Musterprozess gelang es ihm, den Restkonzern "IG Farbenindustrie AG in Abwicklung" auf entgangenen Arbeitslohn zu verklagen. In der gefundenen Übereinkunft zahlte die IG Farben schließlich 30 Millionen DM an Holocaust-Überlebende; dies wurde schließlich zu einem Impuls für weitere Zahlungen deutscher Konzerne an ihre überlebenden Zwangsarbeiter. Als Mitbegründer des Zentralrats der Juden in Deutschland steht Norbert Wollheim zudem auch für einen zukunftsweisenden Neubeginn. Die Umbenennung des Grüneburgplatzes in Norbert-Wollheim-Platz stellt Platz und Gebäude vor dem ehemaligen Hauptsitz der IG Farben in einem würdigen Kontext, der mit den Namen Norbert Wollheims untrennbar verbunden ist. Das Jubiläum der Universität bietet nun einen hervorragenden Anlass, den Platz in historisch gebotener Weise umzubenennen. Die Resolution des Komitees der Überlebenden von Buna/Monowitz, die der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth am
- März 2004 zuteil wurde, im Wortlaut: "Wir, Überlebende des Konzentrationslagers Buna/Monowitz, wir, Sklavenarbeiter der IG Farbenindustrie AG in Auschwitz, versammeln uns in diesen Tagen zum zweiten Male auf Einladung des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main. An historischem Ort, im IG-Farben-Haus, gedenken wir der Opfer von Auschwitz, der Tausenden unserer Kameraden, die der "Vernichtung durch Arbeit" im Werk "IG Auschwitz" zum Opfer gefallen sind. Wir wenigen, die wir überlebt haben, begegnen heute der deutschen Jugend, sprechen über die Zeit der Verfolgung und Vernichtung - in Verantwortung für unser aller Zukunft, im Glauben an eine bessere Welt. Anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel vor dem IG-Farben-Haus im Jahre 2001 ist der Stadt Frankfurt am Main der Vorschlag unterbreitet worden, den "Grüneburgplatz" in "Norbert-Wollheim-Platz" umzubenennen. Unser Kamerad Norbert Wollheim (1913-1998) - der Anfang der fünfziger Jahre die IG Farben i. L. in einem Musterprozess vor dem LG und OLG Frankfurt am Main verklagte und dann zusammen mit der Conference on Jewish Material Claims against Germany und der URO Entschädigungsansprüche erfolgreich geltend machte - Norbert Wollheim steht stellvertretend für die Opfer von Buna/Monowitz. Den Platz vor dem IG-Farben-Haus nach Norbert Wollheim zu benennen wäre für uns Überlebende ein sichtbares Zeichen der Stadt Frankfurt am Main, der unvergänglichen Vergangenheit zu gedenken, der historischen Verantwortung gerecht zu werden. Wir versammeln uns heute zum letzten Male in Frankfurt am Main. Unsere Generation, Zeugen und Opfer der national-sozialistischen Verfolgung und Vernichtung, stirbt aus. Bevor unser Schicksal nur noch Historie ist, wollen wir dafür streiten, dass Geschichtsvergessenheit nicht Platz greift. Wir appellieren an die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt am Main, die Umbenennung des "Grüneburgplatzes" in "Norbert-Wollheim-Platz" zu veranlassen: in Ehrfurcht vor den Opfern, in Verantwortung für die Zukunft."
Inhalt
S
A C H S T A N D : Antrag vom 28.02.2014, OF 473/2
Betreff: 100 Jahre Goethe-Universität im
Zeichen der Erinnerungskultur - Ein Platz für Norbert Wollheim Vorgang: OF 412/2 05; OF 287/2 08 Der Magistrat wird aufgefordert,
gemäß § 3, Abs. 3 Satz 2 Ziff. 1 der Geschäftsordnung der Ortsbeiräte Sorge
dafür zu tragen, dass der bisherige "Grüneburgplatz" in
"Norbert-Wollheim-Platz" umbenannt wird. Begründung: Norbert Wollheim (* 26. April 1913 in Berlin; . 1.
November 1998 in New York) hatte als einziger seiner Familie das IG-Farben-KZ
Buna-Monowitz als Zwangsarbeiter überlebt. In einem zwischen 1951-53 verlaufenden Musterprozess
gelang es ihm, den Restkonzern "IG Farbenindustrie AG in Abwicklung" auf
entgangenen Arbeitslohn zu verklagen. In der gefundenen Übereinkunft zahlte die
IG Farben schließlich 30 Millionen DM an Holocaust-Überlebende; dies wurde
schließlich zu einem Impuls für weitere Zahlungen deutscher Konzerne an ihre
überlebenden Zwangsarbeiter. Als Mitbegründer des Zentralrats der Juden in
Deutschland steht Norbert Wollheim zudem auch für einen zukunftsweisenden
Neubeginn. Die Umbenennung
des Grüneburgplatzes in Norbert-Wollheim-Platz stellt Platz und Gebäude vor dem
ehemaligen Hauptsitz der IG Farben in einem würdigen Kontext, der mit den Namen
Norbert Wollheims untrennbar verbunden ist. Das Jubiläum der Universität bietet
nun einen hervorragenden Anlass, den Platz in historisch gebotener Weise
umzubenennen. Die Resolution des Komitees der
Überlebenden von Buna/Monowitz, die der Frankfurter Oberbürgermeisterin
Petra Roth am 27. März 2004 zuteil wurde, im Wortlaut: "Wir, Überlebende des Konzentrationslagers
Buna/Monowitz, wir, Sklavenarbeiter der IG
Farbenindustrie AG in Auschwitz, versammeln uns in diesen Tagen zum zweiten Male auf
Einladung des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main. An historischem Ort,
im IG-Farben-Haus, gedenken wir der Opfer von Auschwitz, der Tausenden unserer
Kameraden, die der "Vernichtung durch Arbeit" im Werk "IG Auschwitz" zum Opfer
gefallen sind.
Wir wenigen, die wir überlebt
haben, begegnen heute der deutschen Jugend, sprechen über die Zeit der
Verfolgung und Vernichtung - in Verantwortung für unser aller Zukunft, im
Glauben an eine bessere Welt. Anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel vor dem
IG-Farben-Haus im Jahre 2001 ist der Stadt Frankfurt am Main der Vorschlag
unterbreitet worden, den "Grüneburgplatz" in "Norbert-Wollheim-Platz"
umzubenennen. Unser Kamerad Norbert Wollheim (1913-1998) - der Anfang der
fünfziger Jahre die IG Farben i. L. in einem Musterprozess vor dem LG und OLG
Frankfurt am Main verklagte und dann zusammen mit der Conference on Jewish
Material Claims against Germany und der URO Entschädigungsansprüche erfolgreich
geltend machte - Norbert Wollheim steht stellvertretend für die Opfer von
Buna/Monowitz. Den Platz vor dem IG-Farben-Haus nach Norbert Wollheim zu
benennen wäre für uns Überlebende ein sichtbares Zeichen der Stadt Frankfurt am
Main, der unvergänglichen Vergangenheit zu gedenken, der historischen
Verantwortung gerecht zu werden. Wir versammeln uns heute zum letzten Male in
Frankfurt am Main. Unsere Generation, Zeugen und Opfer der
national-sozialistischen Verfolgung und Vernichtung, stirbt aus. Bevor unser Schicksal nur noch Historie ist, wollen
wir dafür streiten, dass Geschichtsvergessenheit nicht Platz greift. Wir appellieren an die Verantwortlichen der Stadt
Frankfurt am Main, die Umbenennung des "Grüneburgplatzes" in
"Norbert-Wollheim-Platz" zu veranlassen: in Ehrfurcht vor den Opfern, in Verantwortung für die Zukunft." Antragsteller:
GRÜNE
Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage:
Antrag vom
15.04.2005, OF
412/2
Antrag vom 11.08.2008, OF 287/2
Antrag vom
22.08.2014, OF
539/2 Beratung im Ortsbeirat: 2 Beratungsergebnisse: 32. Sitzung des OBR 2
am 17.03.2014, TO I, TOP 21 Beschluss: Initiative OI 44 2014
Die Vorlage OF
473/2 wird in der vorgelegten Fassung beschlossen.
Abstimmung:
4 GRÜNE, SPD und fraktionslos gegen CDU und FDP (=
Ablehnung); 1 GRÜNE (= Enthaltung)