Abwasser 2035 - für einen nachhaltigen, effizienten und zukunftsfähigen Umgang mit Abwasser
Bericht
Der Trinkwasserverbrauch für die Kanalreinigung schwankt je nach Abwicklung der Reinigungsprogramme und beträgt im Mittel ca. 10.000 m3 pro Jahr. Bei der Kanalreinigung werden zwei unterschiedliche Reinigungsziele mit jeweils unterschiedlicher Reinigungstechnik verfolgt. Zum einen werden bei der Unterhaltsreinigung im Hochdruckspülverfahren die Ablagerungen auf der Kanalsohle mit Hilfe von Hochdruckspül- und Saugfahrzeugen beseitigt. Damit wird sichergestellt, dass die Abflussquerschnitte in der Kanalisation freigehalten werden. Die Kanalreinigung erfolgt mit Hilfe einer auf einem Schlauch angebrachten Reinigungsdüse aus der Wasser mit hohem Druck gegen die Kanalsohle gespritzt wird. Das Wasser löst die Ablagerungen und transportiert sie durch den langsamen Rückzug der Spüldüse zum Arbeitsschacht an dem sich das Reinigungsfahrzeug befindet. Dort wird das Feststoff-Flüssigkeitsgemisch über eine Vakuumpumpe abgesaugt. Die Fahrzeuge verfügen über eine Aufbereitungstechnik, mit der das bei der Reinigung aufgesaugte Feststoff-Flüssigkeitsgemisch über Filteranlagen separiert wird. Die abgeschiedenen Feststoffe verbleiben im Fahrzeug und werden entsorgt. Das wiedergewonnene Abwasser wird zur Reinigungsdüse geleitet. Es handelt sich somit um einen Kreislaufprozess, der ohne Trinkwasser die Kanalreinigung ermöglicht. Trinkwasser wird nur dann benötigt, wenn die Abwasserführung im Kanal sehr gering ist. Zum anderen muss jedoch im Vorfeld der Kanalinspektion mit Hilfe von TV-Kameras zur Feststellung des baulichen Zustands eine weitergehende Kanalreinigung erfolgen. Dabei werden auch die Wände des Kanals über den gesamten Umfang mit Hilfe spezieller Rotationsdüsen gereinigt. Diese Düsen können konstruktionsbedingt nur mit Reinwasser ohne mineralische Feststoffe betrieben werden. Für diese Reinigungszwecke muss also Trinkwasser eingesetzt werden. Für die Abwasserableitung werden zwei unterschiedliche Systeme eingesetzt: Beim Trennsystem (ca. 25 % des Stadtgebiets) erfolgt die Ableitung des Schmutzwassers und des Regenwassers in zwei getrennten Kanälen. Beim Mischsystem (ca. 75 % des Stadtgebiets) wird Schmutz- und Regenwasser in einem Kanal transportiert. Die im Konzept Abwasser 2035 dargestellte Zielsetzung soll dazu führen, dass künftig bei der Erschließung neuer Bauflächen - aber auch bei Umbauten im Bestand - das anfallende Regenwasser möglichst vor Ort verbleibt und nicht zur Ableitung über die Regenwasser- und Mischwasserkanäle gelangt. Die Regenwasserkanäle werden dadurch - wie gewünscht - hydraulisch entlastet; eine erhöhte Verstopfungsgefahr ist damit nicht verbunden. Auf die Schmutzwasserkanäle im Trennsystem ergeben sich keine Auswirkungen, da sie kein Regenwasser ableiten. Auch eine Abnahme des Schmutzwasseranfalls ist nicht zu erwarten. Der Wasserverbrauch der Haushalte stagniert bzw. fällt nur leicht. Der Rückgang des spezifischen Wasserverbrauchs wird durch die Zunahme der Bevölkerung in Frankfurt am Main überkompensiert, sodass die Schmutzwassermenge insgesamt nicht abnimmt. Im Mischsystem bewirkt eine massive Abkopplung von kanalisierten Flächen tendenziell auf längere Sicht einen Rückgang der eingeleiteten Regenwassermengen. Somit entfällt ein Teil der Reinigungswirkung der Spülstöße bei Regenbeginn. Die Kanäle werden, wenn möglich, mit einem Mindestgefälle verlegt, das einen ablagerungsfreien Abfluss gewährleistet. Aufgrund der topografischen Verhältnisse in Frankfurt am Main ist das Mindestgefälle in weiten Teilen der Kanalisation eingehalten. Geringere Regenwassermengen führen daher zu keiner Erhöhung der Verstopfungsgefahr. Die aktuellen Betriebserfahrungen bestätigen diese Ausführungen. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass bedingt durch den Klimawandel die Intensität der Regenereignisse zunimmt. Daher ist jede mögliche Entlastung der Misch- und Regenwasserkanäle sowie die Kappung der Starkregenspitzen durch die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung erwünscht. Ziel des zukünftigen Umgangs mit Regenwasser nach dem Konzept Abwasser 2035 ist der Verbleib des Regenwassers vor Ort und der Verzicht auf eine Ableitung. Das Regenwasser soll dezentral temporär in Mulden zurückgehalten, verdunstet, versickert oder genutzt werden. Wenn über längere Zeiträume kein Regen fällt, werden die Anlagen entsprechend dem natürlichen Niederschlagsgeschehen geringer bzw. seltener befüllt. Bei einer aktiven Nutzung des Regenwassers, z. B. in Zisternen, ist eine Nachspeisung durch andere Wasserressourcen erforderlich. Im Regelfall wird hierfür Trinkwasser eingesetzt. Bis zu einem gewissen Grad kann dieser Situation durch eine ausreichend große Dimensionierung des Regenwasserspeichers begegnet werden. Allerdings ist dies nur begrenzt sinnvoll, da ansonsten Bau und Betrieb des Speichers unwirtschaftlich werden. Derzeit liegt der Wasserpreis mit knapp 2 Euro pro Kubikmeter auf einem im hessenweiten Vergleich moderaten Niveau. Auch gab es seit Mitte der 1990er Jahre keine signifikanten Preissteigerungen mehr. Aufgrund von erforderlichen Ausbau- und Ertüchtigungsmaßnahmen der Infrastruktur zur Trinkwasserversorgung sind zukünftig zusätzliche Aufwände zu erwarten, die umgelegt werden müssen. Dies wird aber nicht dazu führen, dass sich Trinkwasser stark verteuert.
Beratungsverlauf 2 Sitzungen
GRÜNE, CDU, SPD, LINKE., FDP, AfD, Volt, ÖkoLinX-ELF und BFF-BIG