Nieder-Eschbach - der „essbare Stadtteil“ von Frankfurt
Vorlagentyp: B
Inhalt
S A C H S T A N D :
Bericht des Magistrats vom 09.09.2016, B
234 Betreff:
Nieder-Eschbach - der "essbare Stadtteil" von Frankfurt
Vorgang: Beschl. d. Stv.-V.
vom 14.07.2016, § 325 - OA
22/16 OBR 15 - 1) Gestaltung öffentlicher Grünflächen in
Nieder-Eschbach im Sinne des Konzepts "Essbare Stadt" Der Magistrat befürwortet unter den oben genannten
Bedingungen grundsätzlich den Vorschlag des Ortsbeirats 15, eine öffentliche
Fläche als Gemeinschaftsgarten zu gestalten und prüft die Möglichkeit, im
Bebauungsplan Nr. 516 einen Bereich einer öffentlichen Grünfläche mit der
Zweckbestimmung "Gemeinschaftsgarten" festzusetzen. Ebenso bietet der Magistrat
seine Unterstützung bei der Suche nach für einen Gemeinschaftsgarten geeigneten
Flächen in anderen Teilen von Nieder-Eschbach an, sowie die weitere
Unterstützung bei der Realisierung des Projektes, wie nachfolgend
beschrieben. 2) Gemeinschaftsgärten in
Frankfurt Der Magistrat -Grünflächenamt-
unterstützt seit 2013 etwa 13 Gemeinschaftsgarten-Projekte ("Urban Gardening")
über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Alle Gartenprojekte liegen auf öffentlichen Flächen
und dezentral in den Frankfurter Stadtteilen mit Ausnahme des "Frankfurter
Gartens" auf dem Danziger Platz im inneren Stadtbereich. Diese Situation ist
der sehr intensiven Nutzung der öffentlichen Parks und Grünflächen im gesamten
Innenstadtbereich geschuldet. Auch in denkmalgeschützten Anlagen ist die Anlage
von Gemeinschaftsgärten in der Regel nicht durchführbar. In einigen der Projekte steht der Anbau von Kräutern
und Gemüse im Vordergrund (Frankfurter Garten, GFFB-Projekt am Frankfurter
Berg), andere Initiativen legen ihren Schwerpunkt auf Bienen-oder
Schmetterlings-Nährgehölze und -stauden (Bockenheimer Garten auf dem
Kirchplatz). Wer die Beete oder Pflanzkübel pflegt
oder das angebaute Gemüse erntet, ist jedoch in allen Initiativen
unterschiedlich geregelt (gemeinschaftlich oder nur der Eigentümer des Beetes,
der Pflanzkiste). Alle Projekte, die auf öffentlichen Grün- oder Freiflächen
stattfinden, müssen grundsätzlich allen Bürgern offenstehen, jeder darf
kostenfrei mitmachen und sich engagieren. Grundvoraussetzungen für die Unterstützung von
Urban-Gardening-Projekten durch den Magistrat sind - Die Initiative zum Projekt aus der Bürgerschaft
heraus ("Bottom-up") - Die
Unterstützung des zuständigen Ortsbeirates Im Idealfall hat die Initiative bereits eine
bestimmte Fläche im Blick, auf der das Projekt stattfinden soll und hat sich
Gedanken über essentielle Fragen des Gärtnerns wie die Wasserversorgung und die
Grünabfall-Entsorgung gemacht. In anderen Fällen steht das Grünflächenamt
beratend zur Seite. Der Magistrat -Grünflächenamt- ermittelt auf Anfrage
den Flächeneigentümer, prüft die Verfügbarkeit der Fläche und kümmert sich um
die Vertragsgestaltung. Die Fläche wird den Initiativen stets kostenlos zur
Verfügung gestellt. Bei Bedarf unterstützt das Amt die Projekte
individuell und im Rahmen seiner Möglichkeiten, z. B. durch die Übernahme von
Transporten für Pflanzkübel oder die Bereitstellung von Erde oder
Gartenwerkzeugen. Für den
schwerpunktmäßigen Anbau von Obst und Gemüse zur Selbstversorgung stehen freie
Parzellen in den Frankfurter Kleingartenanlagen zur Verfügung, ebenso wie die
Ackerparzellen, die in den Erntegärten, z. B. in Oberrad oder Nieder-Eschbach
("Meine Ernte"), teilweise schon vorbepflanzt bzw. eingesät angeboten
werden. 3) Zum Konzept "Essbare Stadt
Andernach" Die Stadt Andernach verfolgt mit
ihrem Projekt "Essbare Stadt" einen Ansatz, der in Frankfurt aus verschiedenen
Gründen nicht weiter verfolgt wird: - Auf den Frankfurter Grünflächen lastet ein
wesentlich höherer Nutzungsdruck als in kleineren Städten wie Andernach (30.000
EW). Die Frankfurter Grünflächen werden in sehr hohem Maße durch
Erholungssuchende (Jogger, Radfahrer, Picknick, Sonnenbaden, Sport,
Hundeauslauf, Grillen, Spielen...) aufgesucht und können daher nicht ohne
Weiteres zu Gemüsegärten umfunktioniert werden, schon gar nicht in der
Dimension, die nötig wäre, um zumindest einen Teil der Bevölkerung mit
Lebensmitteln zu versorgen. In Andernach stehen 13 Hektar für 30.000 Einwohner
zur Verfügung, und auch damit lässt sich natürlich keine flächendeckende
Versorgung aller Einwohner mit Gemüse sicherstellen. In Frankfurt wären für ein
vergleichbares Angebot etwa 300 Hektar Fläche notwendig. - Die "Essbare Stadt Andernach" ist
ein "Top-Down"-Projekt, das mit hohem organisatorischem und personellem Aufwand
von der Stadtverwaltung initiiert wurde. Die bisherigen Erfahrungen in
Frankfurt zeigen, dass Initiativen aus der Bürgerschaft heraus wesentlich
konstanter und konfliktärmer verlaufen und mehr Identifikationspotential bieten
als von der Verwaltung oder anderen Organisationen angestoßene Projekte.
- Die Kosten für die Pflege der
"essbaren" Flächen in Andernach belaufen sich auf ca. 12 Euro pro Quadratmeter.
Dies ist ein wesentlich höherer Kostenansatz als derjenige, der in der Stadt
Frankfurt aufgrund der Haushaltslage und des fehlenden Personals derzeit
verfolgt werden kann. Zum
Vergleich: Die Pflege von
Rasenflächen beläuft sich auf etwa 0,04 Euro /m2, die Pflege von ökologisch
wertvollen, standortgerechten Wiesen auf etwa 0,36 € pro Quadratmeter. Die
Pflege der Staudenbeete an wenigen exponierten Stellen in Frankfurt kostet etwa
14 Euro/m2. Wechselflor-Bepflanzungen werden in Frankfurt aus Kostengründen
(etwa 60 €/m2) bereits seit Jahren nicht mehr umgesetzt. - In Andernach werden die Flächen
teilweise mit geringfügig beschäftigtem, fachfremdem Personal gepflegt. Auch
dies ist ein Ansatz, den das Fachamt nicht weiter verfolgen möchte. Das
Grünflächenamt betont seit Jahren die Notwendigkeit einer kompetenten Pflege
durch ausgebildetes Fachpersonal für die überbeanspruchten Grünanlagen. Der
Einsatz von geringfügig Beschäftigten, auch speziell für die "Gemüsepflege",
würde diese Bemühungen konterkarieren. 4) Zum Konzept "Essbare Stadt Kassel" Die "Essbare Stadt Kassel e. V."
wiederum ist ein Verein, der das Ziel verfolgt, verschiedene Gartenprojekte
unter anderem auf öffentlichen Flächen umzusetzen. Hierbei wird der Verein bei
der Flächensuche vom Kasseler Fachamt und bei der Finanzierung aus den Budgets
der Ortsbeiräte unterstützt - ein Ansatz also, der mit dem Vorgehen in
Frankfurt durchaus vergleichbar ist. Allerdings gibt es in Frankfurt nicht nur einen
Verein, der stadtweit tätig ist. Vielmehr zeichnet sich die
Gemeinschaftsgarten-Szene in Frankfurt durch eine Vielzahl von verschiedenen
Vereinen aus, die jeweils Initiator und Träger eines Gartens sind z. B.
Frankfurter Garten e.V., Ginnheimer Kirchplatzgärtchen e.V. Weitere Träger sind
z.B. Nachbarschaftsbüros oder das Quartiersmanagement eines Stadtbezirks.
Vertraulichkeit: Nein
dazugehörende Vorlage:
Anregung vom
03.06.2016, OA 22
Zuständige Ausschüsse:
Ausschuss für
Umwelt und Sport Beratung im Ortsbeirat: 15 Versandpaket:
14.09.2016 Beratungsergebnisse: 5. Sitzung des OBR 15
am 07.10.2016, TO I, TOP 17 Beschluss: Die Vorlage B 234 dient zur Kenntnis.
Abstimmung:
Einstimmige Annahme 5. Sitzung des
Ausschusses für Umwelt und Sport am 03.11.2016, TO I, TOP 22
Beschluss: nicht auf TO
Die Vorlage B 234 dient zur Kenntnis.
(Ermächtigung gemäß § 12 GOS) Abstimmung:
CDU, SPD, GRÜNE, AfD, LINKE., FDP und BFF
Sonstige Voten/Protokollerklärung:
FRAKTION (= Kenntnis) Beschlussausfertigung(en): § 663, 5. Sitzung des
Ausschusses für Umwelt und Sport vom 03.11.2016 Aktenzeichen: 67 0