Gedenktafel für die Talstraße 107
Stellungnahme des Magistrats
Der Magistrat befürwortet die Anregung des Ortsbeirats 12, an dem Gebäude Talstraße 107/Ecke Carbonestraße der früheren "Deutschen Kohlenbürsten- und Elemente-Fabrik Carbone AG" eine Gedenktafel anzubringen, die an das während der Zeit des Nationalsozialismus dort vorhandene Zwangsarbeiterlager erinnert. Da es sich nach Rücksprache mit dem Denkmalamt bei dem Gebäude um die einzige noch erhaltene Zwangsarbeiterbaracke in Frankfurt handelt, wäre über die Realisation einer Gedenktafel hinaus eine Denkmalwertprüfung durch das Landesamt für Denkmalpflege Hessen wünschenswert. Einem im Bestand "Bauaufsicht" des Instituts für Stadtgeschichte überlieferten, vom Landrat des Obertaunuskreises am 31. März 1943 für die Carbone AG ausgefertigten Bauschein mit Lageplan zufolge, wird das Zwangsarbeiterlager auf dem Gelände des Kalbacher Unternehmens in der Folge-zeit zwei Mannschaftsbaracken und eine Küchenbaracke mit Speiseraum umfasst haben, in denen 44 Franzosen untergebracht wurden. Beginnend an der Ecke zur Frankfurter Straße, heute: Talstraße, reihten sich die Baracken entlang des nördlichen Abschnitts der Horst-Wessel-Straße auf, heute: Carbonestraße. (Bauschein des Landrats für die Carbone AG vom 31. März 1943 für die "Errichtung einer vom O.K.H. gelieferten Wohnbaracke", ISG FFM, Bestand A.63.04, Nr. 665) Das Zwangsarbeiterlager der Carbone AG wird erstmals 1990 in dem von Sven Beckert publizierten Band "Bis zu diesem Punkt und nicht weiter. Arbeitsalltag während des Zweiten Weltkriegs in einer Industrieregion Offenbach-Frankfurt" erwähnt (Verlag für akademische Schriften, Frankfurt a. M. 1990). Im Anhang der Studie findet sich eine von Katharina Boehm zusammengestellte Liste "Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager in Frankfurt am Main" mit dem Eintrag: "Deutsche Kohlenbürsten und -elementefabrik Carbone AG, Unterer Kalbacher Weg, Lager im Carbonehaus, 1943: 44 Franzosen (1 Frau)." (Beckert, Seite 176) Boehm benennt zwar summarisch die von ihr für die Liste ausgewerteten Quellen, ordnet sie aber nicht den einzelnen Lagern zu, so dass zum Beispiel die Adresse Unterer Kalbacher Weg nicht ohne weiteres zu überprüfen ist. Zuletzt wurde das Zwangsarbeiterlager der Carbone AG 2022 in der "Frankfurt History App: Frankfurt und der Nationalsozialismus" thematisiert. Dort heißt es unter Bezug auf ein "Dokument aus den Arolsen Archives": "Die Polizei meldete in der Nachkriegszeit, dass das Lager von November 1942 bis zum Einmarsch der Alliierten bestand, ... Zudem ging sie davon aus, dass bis zu 50 Zwangsarbeiter*innen im Lager untergebracht waren." Das Institut für Stadtgeschichte steht zur Abfassung eines Textentwurfs für die geplante Gedenktafel gerne zur Verfügung. Um eine möglichst zeitnahe Anbringung der Gedenktafel zu ermöglichen, würde der Magistrat die Verabschiedung einer OIB in Höhe von 3.500 € begrüßen.