Einen Platz für ein Heidi-Denkmal in der Frankfurter Innenstadt
Vorlagentyp: ST Magistrat
Inhalt
S A C H S T A N D :
Stellungnahme des
Magistrats vom 14.01.2019, ST 17 Betreff: Einen Platz für ein Heidi-Denkmal in der
Frankfurter Innenstadt Die Anregung zur Errichtung eines
"Heidi-Denkmals" in Frankfurt muss differenziert beurteilt werden. Es gibt
Argumente, die dafür sprechen, aber auch zahlreiche berechtigte Vorbehalte, die
dagegen sprechen. Der Roman "Heidi" von Johanna Spyri gehört zur
Weltliteratur. Generationen an Kindern hat er den Gegensatz von Natur und Stadt
verbildlicht. Dass Berge und die Natur heilen, während hingegen die enge und
düstere Großstadt krank machen, ist ein Topos, der sich durch die Lektüre und
natürlich auch die zahlreichen Verfilmungen bei Kindern in der ganzen Welt
eingebrannt haben. Wenige von ihnen wissen, dass es Frankfurt ist, wo die
Szenen in der Stadt spielen. Mehr noch, dass es die Altstadt ist, in der Klara
lebt. Aufgrund der weltliterarischen Bedeutung dieses Romans wäre eine
künstlerisch anspruchsvolle und zugleich originelle Form der Erinnerung
denkbar. Denkmäler und Gedenktafeln richten
sich in erster Linie an die einheimische Bevölkerung, sie sind sichtbarer
Ausdruck einer spezifischen Erinnerungskultur und damit Teil der städtischen
Identität. Dazu zählen die "Heidi"-Romane nicht. Mit ihnen hat die Schweizer
Autorin Johanna Spyri vor allem ein romantisches, idealtypisches Bild der
Schweiz geschaffen, zu dem Frankfurt kontrastiv in schlechtem Licht dasteht:
als krankmachende Großstadt. Aus stadthistorischer Sicht sollte von der Idee der
Errichtung eines Heidi-Denkmals grundsätzlich Abstand genommen werden. Weder
der Roman noch die zahlreichen Verfilmungen thematisieren die Stadt Frankfurt
in einer erinnerungswürdigen Art und Weise. Der öffentliche Raum ist in Ballungszentren und
Großstädten wie Frankfurt ein rares Gut. Eine ressourcensparende Gestaltung von
Plätzen und Orten, die für die Bewohner umfassende Lebens- und
Aufenthaltsqualität schafft, steht hierbei im Fokus. Das Schwinden und der
Wandel öffentlicher Räume drängen zu einem achtsamen Umgang mit den wenigen zur
Verfügung stehenden Freiflächen. Eine wohlüberlegte Platzierung von Denkmäler,
Brunnen oder Kunstwerken gehört dazu. Dauerhafte gestalterische Eingriffe in
das Ensemble der Neuen Altstadt und eine Überfrachtung mit zusätzlichen
Attraktionen sind problematisch zu bewerten. Voraussetzung zur Realisierung eines "Heidi-Denkmals"
wäre die Bereitstellung eines Budgets durch den Ortsbeirat. Das Kulturamt weist
darauf hin, dass es selbst über keine Investitionsmittel für ein
"Heidi-Denkmal" verfügt. Wenn der Ortsbeirat ein Budget von erfahrungsgemäß
min. 60.000.- Euro zur Verfügung stellt, steht das Kulturamt fachlich beratend
bei der Durchführung eines Wettbewerbs zur Verfügung. Zu berücksichtigen ist auch die Tatsache, dass das
Kulturamt bei der zunehmenden Zahl der Wünsche nach Denkmälern und
Kunstobjekten für den öffentlichen Raum Prioritäten setzen muss. Aktuell liegen
diese bei überregional relevanten Themen, die der Aufarbeitung der Ereignisse
in Frankfurt zur Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegsgeschichte
dienen. Vertraulichkeit: Nein
dazugehörende Vorlage:
Anregung an den
Magistrat vom 18.09.2018, OM 3693
Antrag vom
08.03.2019, NR 782