Ortsumfahrung Praunheim/Raumbedarfe der Europäischen Schule Frankfurt und der Ernst-Reuter-Schule
Vorlagentyp: ST Magistrat
Inhalt
S
A C H S T A N D : Stellungnahme des Magistrats vom 02.10.2015, ST
1460
Betreff: Ortsumfahrung
Praunheim/Raumbedarfe der Europäischen Schule Frankfurt und der
Ernst-Reuter-Schule zu 1. Die Stadtverordnetenversammlung hat der Vorlage M 94
mit Beschluss vom 25.09.2014, § 5076 in der vorgelegten Fassung
zugestimmt. zu 2. Entsprechend der Gliederung der "Einzelkritik" nimmt
der Magistrat wie folgt Stellung: Politische Voraussetzungen Stichwort: Beschlusslage Die Beschlusslage zur Gesamtverkehrsplanung ist ein
Spiegel der sich kontinuierlich weiterentwickelnden fachlichen Erkenntnisse zu
verkehrlichen Herausforderungen und Wirkungen möglicher Lösungsansätze im
Wechselspiel mit der politischen Willensbildung. Der Beschluss der
Stadtverordnetenversammlung vom 15.12.2005, § 10477 zur Fortschreibung des
Gesamtverkehrsplans basiert überwiegend auf den Ergebnissen der gutachterlichen
Untersuchungen zur Weiterentwicklung der verkehrswichtigen
Verkehrsinfrastrukturen. Eine Ausnahme bildet der Beschlusskomplex zur
Ortsumfahrung Praunheim: Während die gutachterlichen Untersuchungen von einer
Ortsumfahrung Praunheim lediglich bis zum Praunheimer Weg gegenüber der
Europäischen Schule ausgingen, sieht der Stadtverordnetenbeschluss eine
durchgehende Trasse mit Anschluss an die Rosa-Luxemburg-Straße vor, ohne dass
die verkehrlichen Wirkungen dieser Lösung zuvor ermittelt worden wären.
Insofern war es erforderlich die entsprechenden verkehrlichen Wirkungen zu
ermitteln. Die Beschlusslage zum GVP zeichnete in diesem Zusammenhang eine
Reihe von Anbindungsalternativen an das vorhandene Straßennetz vor. Vor diesem
Hintergrund ist die Verkehrsuntersuchung durchgeführt worden, die der Vorlage M
94 zu Grunde liegt. Die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung haben den Magistrat
veranlasst, den Beschlussvorschlag zu formulieren, dass eine Vorplanung für die
Ortsumfahrung Praunheim vom Gewerbegebiet nördlich Heerstraße bis zum
Praunheimer Weg erstellt werden soll. Ein weitergehender Beschlussvorschlag,
etwa eine Streichung des Trassenabschnitts zwischen Praunheimer Weg und
Rosa-Luxemburg-Straße aus dem GVP-Zielnetz, wurde nicht formuliert. In der
Begründung macht der Magistrat lediglich deutlich, dass dieser zweite
Bauabschnitt unter aktuell erkennbaren Randbedingungen keine Wirkungen zeigt,
die weitere konkrete Planungsschritte zur Umsetzung rechtfertigen würden. Die
Beschlusslage ist insofern sinnvoll weiterentwickelt worden. Würde es eine
derartige Weiterentwicklung der Beschlusslage durch die
Stadtverordnetenversammlung nicht geben, gälte nach wie vor der Beschluss aus
den 1960er Jahren, in diesem Bereich eine ebenerdige vierstreifige
Schnellstraße (Rhein-Main-Schnellweg) zu entwickeln. Stichwort: Lösung Gegenstand der Verkehrsuntersuchung ist die
Ermittlung der verkehrlichen Wirkungen verschiedener Varianten für die
Ortsumfahrung Praunheim im Kontext der von dieser Maßnahme unabhängigen
Siedlungs- und Verkehrsentwicklung im Untersuchungsraum. Die Bewertung der
verkehrlichen Wirkungen erfolgt daher grundsätzlich in Bezug zum
Prognosenullfall. Die Veränderungen zwischen dem der Modellkalibrierung
dienenden Analysefall und dem Prognosenullfall gelten in Bezug auf den
Untersuchungsgegenstand (hier: Ortsumfahrung Praunheim) als indisponibel. Ein
Vergleich der Planfälle mit dem Analysefall vermengt die indisponiblen
Wirkungen mit den Maßnahmewirkungen und kann nicht zur Bewertung der
Maßnahmewirkungen herangezogen werden. Für eine kritische Diskussion der
maßnahmenunabhängigen Siedlungs- und Verkehrsentwicklung im Untersuchungsraum
ist die Verkehrsuntersuchung Ortsumfahrung Praunheim nicht der geeignete
Rahmen. Stichwort: Benennung Die Analysen des Verkehrs in der Ortslage Praunheim
haben gezeigt, dass hier sowohl Fahrten mit Quelle und/oder Ziel in Praunheim
als auch Fahrten zwischen den Praunheim benachbarten Stadtteilen
(Durchgangsverkehr) jeweils in nennenswerter Größenordnung auftreten.
Dementsprechend war von vornherein klar, dass die angestrebte Verlagerung von
Durchgangsverkehren auf eine Umfahrung nur zu einer anteiligen Entlastung der
Ortslage beitragen kann. Vor dem Hintergrund der vorhandenen Netztypologie mit
einer Reihe von von Osten in die Ortsdurchfahrt einmündenden verkehrswichtigen
Straßen (Praunheimer Landstraße, In der Römerstadt, Am Stockborn) hätte zudem
eine östliche Umfahrung theoretisch eine höhere Verlagerungswirkung als eine
westliche Umfahrung. Tatsächlich umsetzbar ist aber nur eine westliche
Umfahrung. Da die Umfahrung die Verkehre aufnimmt, die in der konkreten
Situation die Ortslage umfahren können, ist die Begrifflichkeit einer Umfahrung
nicht grundsätzlich zu beanstanden. Gleichwohl legt der Magistrat großen Wert
auf die Feststellung, dass die Umfahrung selbst nicht nur Umfahrungsfunktion
sondern auch zentrale Erschließungsfunktion für das geplante Gewerbegebiet
nördlich Heerstraße hat. Methodische Probleme Stichwort: Großräumige Alternativen Es ist richtig, dass das Verkehrsmodell, das für die
gesamtstädtischen Untersuchungen zur Fortschreibung des Gesamtverkehrsplans
verwendet wurde, im Raum Praunheim weniger detailliert war, als das feinräumige
Verkehrsmodell für die Verkehrsuntersuchung Ortsumfahrung Praunheim. Gleichwohl
war auch das seinerzeit verwendete Modell geeignet, die Wirkungen und die
Sinnhaftigkeit von Maßnahmenvorschlägen mit hinreichender Genauigkeit zu
bewerten. Es ist eine durchaus übliche Vorgehensweise zunächst mit einem
grobkörnigeren Modell die grundsätzliche Eignung bzw. Nichteignung von
Trassenvarianten zu prüfen und eine engere Wahl geeigneter Varianten dann
detailliert zu untersuchen. Im Übrigen hat sich die Einschätzung, dass die eher
an großräumigen Verkehrsbeziehungen orientierten Trassenvarianten nur eine
geringe verkehrliche Eignung aufweisen, durch die Analysen im Rahmen der
Verkehrsuntersuchung Ortsumfahrung Praunheim erneut bestätigt. Stichwort: Regionaltangente West In den Prognosenullfall, der die zu erwartende
Entwicklung ohne die zu untersuchende Maßnahme repräsentiert, und allen
Prognoseplanfällen ist die Regionaltangente West (RTW) entsprechend des zum
Zeitpunkt der Untersuchung aktuellen Planungsstandes eingegangen. Es ist
richtig, dass sich die Planungen zur RTW mittlerweile verändert haben. Der
Einfluss dieser Veränderungen auf die Kraftfahrzeugverkehrsmengen und
-zusammensetzungen im Plangebiet ist jedoch nach fachlicher Einschätzung eher
begrenzt. Die aus dem Vergleich der Prognosenullfälle mit den
Prognoseplanfällen ermittelten verkehrlichen Wirkungen werden durch eine
veränderte RTW-Planung nicht maßgeblich berührt. Die Vorplanung zur
Ortsumfahrung Praunheim basiert damit auf einer belastbaren Datengrundlage. Zu
gegebener Zeit ist jedoch eine Aktualisierung der Verkehrsuntersuchung unter
dann aktuellen Randbedingungen vorgesehen. Stichwort: Langfristige negative Wirkungen Der Magistrat sieht keine Veranlassung die
Aussagekraft der Verkehrsuntersuchung in Zweifel zu ziehen. Verkehrsmodelle
basieren jedoch immer auf einer gewissen Vereinfachung und Aggregation der
Wirkungszusammenhänge zwischen Siedlungsentwicklung und Mobilitätsverhalten.
Insofern kann nicht jedes individuell ausdifferenzierte Verhalten vollständig
modelliert werden. Es ist davon auszugehen, dass eine große Lösung für die
Ortsumfahrung Praunheim im Bewusstsein auch ortsfremder Verkehrsteilnehmer
einen höheren Stellenwert als potenziell nutzbare Route erlangt, als die am
Praunheimer Weg endende Lösung. Stichwort: Ausschließliche
Erschließung des Gewerbegebietes über die verlängerte
Ludwig-Landmann-Straße Die Verkehrsuntersuchung Ortsumfahrung Praunheim
dient der vergleichenden Bewertung von Trassenvarianten bzw.
Anbindungsalternativen für die Ortsumfahrung. Der Prognosenullfall
repräsentiert in diesem Zusammenhang die als indisponibel betrachtete
Siedlungs- und Verkehrsentwicklung. Die Untersuchung ist insofern nicht der
Rahmen für eine Bewertung der im Prognosenullfall unterstellten Entwicklungen.
Die Anbindung des geplanten Gewerbegebietes nördlich Heerstraße im
Prognosenullfall allein über den Knotenpunkt Heerstraße/Ludwig-Landmann-Straße
entspricht der Beschlusslage der Stadtverordnetenversammlung zu dem
Gewerbegebiet. Die Randbedingungen sind also keinesfalls aus ideologischen oder
anderen unsachlichen Gründen erfolgt. Statistische und systematische Probleme Stichwort: Statistische Unsicherheiten Das Verkehrsaufkommen an einer Straße ist von Tag zu
Tag Schwankungen unterworfen. Hieraus kann als statistische Kenngröße eine
durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke (DTV) ermittelt werden. Das für die
Verkehrsuntersuchung verwendete Verkehrsmodell repräsentiert den
durchschnittlichen täglichen Verkehr an einem mittleren Werktag (DTVW). Das
Verkehrsmodell errechnet eine fahrzeuggenaue Verkehrsbelastung, der natürlich
der Modellunschärfe unterliegt. In der Ergebnisdarstellung ist für die bessere
Lesbarkeit und als Hinweis auf die Modellunschärfe keine fahrzeuggenaue Angabe
sondern eine Rundung auf 50 Kfz gewählt worden. Die Darstellung 7.750
repräsentiert also eine errechnete Belastung zwischen 7.725 und 7.774 Kfz/Tag.
Stichwort: Abweichung zwischen Zählung und
Modellierung Das Analysemodell dient der
Kalibrierung des Verkehrsmodells anhand verfügbarer Erkenntnisse zum
Verkehrsgeschehen. Prinzipiell ist es Ziel der Kalibrierung, die Abweichung
zwischen Modell und Wirklichkeit zu minimieren. Dabei steht jedoch weniger der
einzelne Zählwert, der selbst gewissen Schwankungen und Unsicherheiten
unterliegt, im Fokus, als vielmehr die Gesamtheit der Erkenntnisse. Für das
Straßenpaar Haingrabenstraße/Alt Praunheim liegen für vier Querschnitte
Vergleiche zwischen Zählwerten und Modellwerten vor. Für drei Querschnitte
liegen hohe Übereinstimmungen vor. Lediglich für einen Wert besteht eine
größere Differenz. Da das Verkehrsmodell eine in sich konsistente
Verkehrsbelastungssituation erzeugt, ist eher davon auszugehen, dass der
Zählwert in Höhe von 14.250 Kfz/h mit Unsicherheiten hinsichtlich der
tatsächlichen Verkehrssituation behaftet ist. Stichwort: Analyse der Verkehrsbeziehungen Neben den Verkehrsstärken an unterschiedlichen
Querschnitten im Untersuchungsraum entscheidet auch die wirklichkeitsnahe
Abbildung der durch Verkehrsbefragungen gewonnenen Erkenntnisse zu den
Verkehrsbeziehungen über die Modellgüte. Auch hier steht nicht der einzelne
Wert im Vordergrund sondern eine gemeinsame Betrachtung der Gesamtheit der
betrachteten Querschnitte. Auch hier ist festzuhalten, dass nicht nur das
Modell Abweichungen von der Wirklichkeit aufweisen kann, sondern auch die
Erhebungen mit Unsicherheiten behaftet sind. Für die Verkehrsuntersuchung
Ortsumfahrung Praunheim konnte durch die Kalibrierung eine belastbare
Modellgrundlage geschaffen werden. Die Modellgenauigkeit liegt nach fachlicher
Einschätzung innerhalb der ohnehin auftretenden täglichen Schwankungsbreite der
Verkehrsbelastung. Zu 3. Sofern im Rahmen der Vorplanung für die
Ortsumfahrung Praunheim auf der Grundlage des Beschlusses zur Vorlage M 94
erkennbar wird, dass bisher für die Trasse freigehaltene Flächen dauerhaft
nicht mehr für diesen Zweck benötigt werden, wird überprüft, ob diese Flächen
für Schulerweiterungszwecke genutzt werden können. Selbstverständlich wird
ebenfalls geprüft, wo Synergieeffekte vorhanden sind, die für die in Rede
stehenden Schulen positiv genutzt werden können. Vertraulichkeit: Nein
dazugehörende Vorlage:
Anregung an den
Magistrat vom 17.07.2014, OM 3339