Informationskampagne zum organisierten Zwangsbetteln
Vorlagentyp: OM
Inhalt
S A C H S T A N D :
Anregung an den Magistrat vom 28.10.2019, OM
5331 entstanden aus Vorlage:
OF 858/2 vom
01.08.2019 Betreff: Informationskampagne zum organisierten
Zwangsbetteln Der Magistrat wird gebeten, 1. zu prüfen und zu berichten, ob und welche
Erkenntnisse ihm über organisierte Ausbeutung in Form von Zwangsbetteln im
Stadtgebiet vorliegen; 2. sofern Erkenntnisse entsprechend der
Ziffer 1. vorliegen, zu prüfen und zu berichten, welche Maßnahmen er in
diesem Zusammenhang für geeignet und sinnvoll erachtet; 3. sofern Erkenntnisse entsprechend der
Ziffer 1. vorliegen, eine Informationskampagne zum Problemfeld
"organisiertes Betteln" durchzuführen. Hierbei sollen insbesondere Hintergründe
und Struktur dieses Phänomens thematisiert werden. Ziel soll es sein, die
Bürger umfassend über das organisierte Zwangsbetteln und die begleitenden
Problemfelder aufzuklären, damit Bürger auf dieser Grundlage besser entscheiden
können, ob sie diese Strukturen durch Geldgeben unterstützen. Dabei muss sichergestellt werden, dass die tatsächlich bettelnden
Personen von den Bürgern nicht als Täter, sondern als Opfer dieser Strukturen
wahrgenommen werden. Begründung: Das Phänomen des organisierten Bettelns hat in
Frankfurt in den letzten Jahren in erheblichem Maße zugenommen. Der Ortsbezirk
2 ist hierbei insbesondere in der Leipziger Straße und rund um die Bockenheimer
Warte betroffen. Solchen Bettlergruppen gehören nicht alle um Geldunterstützung
Nachsuchenden an, weswegen es umso wichtiger ist, über dieses Problem
aufzuklären. Beim organisierten Betteln bilden
mehrere Bettler eine zusammengehörige Gruppe, die von einer Führungsperson
geleitet wird, die den Einsatz der Bettler festlegt und in regelmäßigen
Zeitabständen das erbettelte Geld einkassiert. Die Bettler werden hierbei in
regelmäßigen Abständen zwischen Großstädten in Deutschland hin- und
hergeschickt, um den Nachweis einer Organisationsstruktur zu vereiteln. Bei den
rekrutierten Bettlern handelt es sich im Wesentlichen um Menschen, die
wirtschaftlich und sozial schwach sind und in vielen Fällen auch sichtbare
körperliche Beeinträchtigungen haben. Sie werden im Rahmen dieses autoritären
Zwangssystems unter Druck gesetzt und dürfen von dem erbettelten Geld nur
geringfügige Beträge behalten. Sie sind in diesem Gesamtsystem selbst Opfer und
müssen oftmals Straftaten wie Nötigung oder auch Körperverletzung erleiden.
Seit geraumer Zeit sind zudem vermehrt "Revierkämpfe" zu beobachten, bei denen
langjährige "alteingesessene" und selbstständig tätige Bettler unter Drohungen
verjagt werden.
Insgesamt handelt es sich bei dem
organisierten Betteln um eine sozialschädliche, menschenverachtende Struktur.
Sie kann als eine Art Zuhälterei bezeichnet und mit der Zwangsprostitution
verglichen werden.
Derartige Strukturen sind in
Frankfurt nicht hinnehmbar. Sie müssen durch eine aktive Aufklärungsmaßnahme
des Magistrats bekämpft werden. Dem Bürger müssen diese Strukturen vor Augen
geführt werden. Insbesondere ist dem Bürger zu vermitteln, dass Geldgaben an
die Bettler nicht diesen zugutekommen, sondern dem Aufbau und dem Unterhalt der
darüber stehenden kriminellen Struktur dienen, und deshalb unterlassen werden
sollten. Stattdessen sollten die Bürger dazu aufgefordert werden,
gemeinnützigen Organisationen, die sich um die Belange von Obdachlosen kümmern,
Spenden zukommen zu lassen. Der Magistrat sollte dabei prüfen, in welcher Form
die Aufklärungskampagne (Internet, Flyer, Presseerklärung usw.) am sinnvollsten
durchgeführt werden kann. Antragstellender Ortsbeirat:
Ortsbeirat 2
Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage:
Stellungnahme des
Magistrats vom 17.02.2020, ST 273
Beratung im Ortsbeirat: 2 Aktenzeichen: 32 0