Eine Plakette am Geburtshaus von Ernst May
Begründung
Ernst May Der Magistrat wird aufgefordert sich dafür einzusetzen, dass an dem Geburtshaus des Architekten und ehemaligen Städtebaudezernenten der zwanziger Jahre - Ernst May - in der Metzlerstrasse 34 in Frankfurt am Main, eine Gedenktafel mit folgendem Text angebracht wird: in diesem haus wurde am 27. Juli 1886 geboren ernst may architekt und städteplaner frankfurter städtebaudezernent von 1925 bis 1930 may und sein team schufen in dieser kurzen zeit ein weltweit anerkanntes beispiel sozialen siedlungsbaus. sie machten frankfurt zu einem zentrum der moderne in architektur, design und kultur Begründung: Aus Anlass des Bauhaus-Jubiläums 2019 und auch des 100. Geburtstages des "Neuen Frankfurt" im Jahr 2025 soll eine Plakette am Geburtshaus von Ernst May in Erinnerung rufen, welche Bedeutung er als Architekt und Städtebaudezernent für den Sozialen Siedlungsbau auch heute noch hat. Frankfurt befand sich in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in einer vergleichbaren Situation wie heute. Auch damals fehlte, als Folge eines starken Bevölkerungswachstums, bezahlbarer Wohnraum. Zur Behebung dieses Umstandes berief der damalige liberale Frankfurter Oberbürgermeister Ludwig Landmann, als Planungsdezernenten mit weitgehenden Kompetenzen, den in Frankfurt geborenen Architekten Ernst May. Das Ziel war, die Behebung des Wohnungsnotstandes innerhalb von 10 Jahren. Gebaut wurden von 1925 bis 1933 rund um Frankfurt, trabantenähnliche Siedlungen mit ca. 15.000 Wohneinheiten. Vor dem Hintergrund eines der sozialen Demokratie und der Gleichberechtigung verpflichteten Menschenbildes von Ernst May und seinen Mitarbeitern, entwickelte sich eine Ästhetik, die nicht auf das reine Bauen beschränkt war, sondern darüber hinaus alle Bereiche der menschlichen Existenz erfasste. Diese unter dem Namen das "Neue Frankfurt" bekannt gewordene Bewegung, entstand in ähnlicher Form zeitgleich in anderen Städten wie zum Beispiel Berlin, Karlsruhe, Celle und Dessau. Daneben gehörten zum Netzwerk des "Neuen Frankfurts" Verbindungen zur Kunstgewerbeschule, dem Werkbund und dem Bauhaus in Dessau. Der Stil des "Neuen Frankfurt" war geprägt von der Forderung Mays nach "Licht, Luft und Sonne" und kann am besten durch folgendes Zitat von May wiedergegeben werden: "Die Architekten des Neuen Bauens eint über alle Grenzen der Länder hinaus ein warm empfundenes Herz für alle Menschen in Not, sie sind ohne soziales Empfinden undenkbar, ja man kann geradezu sagen, dass diese Schar die sozialen Momente bewusst in den Vordergrund des Neuen Bauens stellt." Diese moderne Architektur der sogenannten May Siedlungen war geprägt im äußeren Erscheinungsbild durch das Flachdach, oft in Verbindung mit einer Dachterrasse, Fensterbändern und einem Grünflächenkonzept, das neben der Erholung auch die teilweise Selbstversorgung zum Ziele hatte. Im Innern durch Zentralheizung, Radioanschluss, Wannenbad und die berühmte Frankfurter Küche. Ein für damalige Verhältnisse unglaublicher Luxus. Die Architektur war nur ein Teil der Erneuerungsbewegung des "Neuen Frankfurt". Sie ging weit darüber hinaus; so wurden zum Beispiel für die Ausstattung der Siedlungshäuser eigene stiltreue und ornamentlose Möbel und andere, der gleichen Intension folgende Ausstattungsgegenstände zusammen gestellt und in einem Katalog den Mietern empfohlen. Auswirkungen hatte die Bewegung auch in den angewandten und darstellenden Künsten. Internationale Anerkennung fand Ernst Mays Schaffen für bezahlbares Wohnen durch den 1929 in Frankfurt abgehaltenen Kongress, mit dem Titel "Wohnungen für das Existenzminimum", an der die damals bekanntesten modernen Architekten teilnahmen. Heute reisen zunehmend Fachleute und interessierte Laien aus der ganzen Welt nach Frankfurt und informieren sich über das Neue Frankfurt und die Architektur der sogenannten May Siedlungen.