Heller Asphalt gegen Überhitzung
Vorlagentyp: B
Inhalt
S A C H S T A N D :
Bericht des Magistrats vom 24.04.2015, B
182 Betreff:
Heller Asphalt gegen
Überhitzung Vorgang:
Beschl. d. Stv.-V. vom
06.11.2013, § 4004 - E
205/13 CDU und GRÜNE - Wesentliche Erkenntnis der Literaturrecherche und
verschiedener Gespräche mit Straßenbaufachleuten ist, dass mit hellem Asphalt
bzw. aufgehellten Asphaltdeckschichten folgende Effekte erreicht werden:
- Verbesserung der Verkehrssicherheit bei Nacht
- Erhöhung der Griffigkeit und
der Verformungsbeständigkeit durch geringere Erwärmung - Energieeinsparung bei ortsfester Beleuchtung
Ein direkter Zusammenhang zwischen flächendeckend
eingebautem aufgehelltem Asphalt in Verkehrsflächen und einer Verbesserung des
Stadtklimas kann bisher nicht verifiziert werden. Heller Asphalt bzw. aufgehellte Asphaltdeckschichten
haben in Norddeutschland eine lange Tradition. Insbesondere in
Schleswig-Holstein und in Hamburg werden die Asphaltdeckschichten der hoch
belasteten Straßen seit Ende der 60er Jahre aufgehellt. Ursprünglich geschah
dies zur Verbesserung der Verkehrssicherheit bei Nacht. Erst zu einem späteren
Zeitpunkt wurde erkannt, dass durch die Zugabe heller Zuschlagsstoffe zum
Mischgut sowohl die Griffigkeit als auch die Verformungsbeständigkeit
signifikant erhöht werden. Gerade künstliche Aufhellungsgesteine, die
traditionell in Hamburg verwendet werden, erhöhen wegen der Härte und
Kantenschärfe der Gesteinskörner deutlich die Langzeitgriffigkeit, was sich
positiv auf die Unfallzahlen im Speziellen und somit auf die Verkehrssicherheit
im Allgemeinen auswirkt. Helle Oberflächen verringern darüber hinaus die
Neigung der Asphaltschichten zur Spurrinnenbildung. Dies ist darauf
zurückzuführen, dass sich helle Oberflächen - in diesem Fall die
Asphaltdeckschicht - weniger schnell bzw. geringer aufheizen. Einige
Untersuchungen kommen hier zu der Aussage, dass die Aufhellung von
Asphaltdecken, sei es mit künstlichen oder natürlichen Aufhellungsgesteinen, zu
einer bis zu 8°C geringeren Erwärmung der Straßenoberfläche führt. Hier ist
allerdings anzumerken, dass diese Werte aufgrund von Erhebungsmängeln in der
Praxis kritisch betrachtet werden. Der Temperatureffekt des aufgehellten Asphalts bzw.
aufgehellter Oberflächen ist in hohem Maße von der Benutzungsintensität der
Straße abhängig und tritt auch erst verzögert auf. Durch den Verkehr wird der
die hellen Gesteinskörner umhüllende Bitumenfilm abgefahren, wodurch der
gewünschte Effekt erst nach einer gewissen Zeit entsteht. Im Umkehrschluss
bedeutet dies aber auch, dass der Aufhellungseffekt der Asphaltdeckschicht bei
vergleichsweise geringer Befahrung z.B. von Anliegerstraßen in Wohngebieten
(Tempo-30-Zonen), nur geringfügig oder gar nicht bemerkbar ist. Eine weitere Einschränkung ist die bis dato
ungelöste Inkompatibilität von aufgehelltem Asphalt bzw. dessen Zuschlagstoffen
und den chemischen Zusätzen, die in lärmoptimierten Asphalten (LOA, OPA, ZWOPA)
Verwendung finden. Auf Versuchsstrecken wurde beobachtet, dass sich die
Klebeflächen des Bitumens an den Gesteinskörnern durch die Einwirkung der
chemischen Zusätze auflösten und der Asphalt somit an Festigkeit verlor. Dies
bedeutet, dass eine Kombination von aufgehelltem und lärmoptimiertem Asphalt
zurzeit nicht herstellbar ist. Die verbesserte Nachtsicht durch hellen Asphalt wird
mittlerweile bundesweit vermehrt in Tunnelbauwerken genutzt. In diesen
Bauwerken bewirkt heller Asphalt auch eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit
der Beleuchtung. Die Überlegung, dass hellere Oberflächen zu einer Verringerung
der Leuchtenzahl und -stärke führen können fließt aber auch in aktuelle
Planungen der Stadt München für ein neues Erschließungsgebiet ein. Günstige
Eigenschaften hat heller Asphalt auch als Brückenbelag zur Verbesserung der
Wärmestandfestigkeit und zur Abgrenzung von Verkehrsflächen wie Rad- und
Gehwegen. Unter den
Gesichtspunkten Abstrahlungswärme und Verbesserung des Stadtklimas wird das
Thema heller Asphalt gegenwärtig kaum diskutiert. In der Fachliteratur sind
hierzu bisher nur sehr wenige qualifizierte Informationen zu finden. Lediglich
eine Diplomarbeit der Universität Münster hat sich mit Wärmeinseln in der Stadt
Münster beschäftigt, wobei aber Asphaltstraßen keine bzw. kaum Resonanz fanden,
andere Umweltbedingungen wie Luftzufuhr, Grüninseln, Bebauung, Bebauungsdichte
etc. hingegen größeren Einfluss aufwiesen. Um einen solchen Zusammenhang verifizieren zu
können, beabsichtigt der Magistrat eine Untersuchung in Auftrag zu geben. Der
Magistrat wird für eine Untersuchung aus dem Bauprogramm 2015/2016 exemplarisch
eine zu sanierende Straße auswählen, die idealerweise höher oder gar hoch
belastet ist, um neben der möglicherweise festzustellenden Reduzierung der Oberflächentemperatur auch die anderen oben
angesprochenen Merkmale des hellen Asphalts zu untersuchen. Die
Fraunhofer-Gesellschaft wurde bezüglich Untersuchungen und Ergebnissen unter
dem Gesichtspunkt der Umweltresonanz im Zusammenhang mit aufgehelltem Asphalt
bereits angefragt. Falls die Untersuchung im Hinblick auf die Standfestigkeit,
aber auch auf die Oberflächentemperatur, positive Ergebnisse ergibt, soll die
Verwendung hellen Asphalts kontinuierlich gesteigert werden. Vertraulichkeit: Nein
dazugehörende Vorlage:
Etatantrag vom
06.11.2013, E 205
Zuständige Ausschüsse:
Verkehrsausschuss Versandpaket:
29.04.2015 Beratungsergebnisse: 40. Sitzung des
Verkehrsausschusses am 02.06.2015, TO I, TOP 22 Beschluss: nicht auf TO
Die Vorlage B 182
dient zur Kenntnis. (Ermächtigung gemäß § 12 GOS)
Abstimmung:
CDU, GRÜNE, LINKE., FDP, BFF und RÖMER gegen SPD (=
Kenntnis als Zwischenbericht) Beschlussausfertigung(en): §
5956, 40. Sitzung des Verkehrsausschusses vom 02.06.2015