Endlich ein Quartiersmanagement für das Bahnhofsviertel
Bericht
Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist ein Stadtteil mit besonderen Herausforderungen. Hier finden sich nahezu sämtliche Problemstellungen und Risikolagen eines großstädtischen Sozialraums konzentriert. Aktuelle Entwicklungen wie unter anderem die Corona-Pandemie haben die Situation in dem Viertel verschärft. Die Nutzung des begrenzten öffentlichen Raumes durch zahlreiche unterschiedliche Gruppen führt zu Konflikten und kann für Anwohner:innen wie Besucher:innen bedrohlich sein. Seit Jahren investiert die Stadt Frankfurt am Main in ein breites Netz von Hilfeangeboten, ämterübergreifende Arbeitsgruppen und ordnungsrechtliche Maßnahmen, um die Belastungen zu minimieren und ein Miteinander zu gewährleisten. Den Magistrat und den Ortsbeirat eint die Überzeugung, in dem Viertel weitreichender tätig werden zu müssen und eine langfristige Verbesserung nur durch die Einbindung aller Beteiligten herbeiführen zu können. Daher arbeiten bereits seit dem vergangenen Jahr mehrere Dezernate gemeinsam an einem Gesamtkonzept. Ziel ist es, aktiv und mit allen Verantwortlichen, die vielschichtigen Problemfelder anzupacken und kreative Wege zu entwickeln. Unter Einbindung aller Nutzergruppen sollen Regeln und Verantwortlichkeiten für ein gemeinsames und weitestgehend konfliktfreies Miteinander erarbeitet und umgesetzt werden. Die Ansätze eines Quartiersmanagements werden bei den Diskussionen mitgedacht, können aber nur ein Baustein in dem Gesamtkonzept sein. Für das Bahnhofsviertel ist beispielsweise ein Koordinierungsbüro vorgesehen, dessen Aufgaben weit über die eines Quartiersmanagements hinausgehen. In der öffentlichen Wahrnehmung sind im Bahnhofsviertel Prostitution, Obdachlosigkeit und die Drogenszene mit ihren negativen Begleiterscheinungen wie Lagerungen, Vermüllung und Verelendung im öffentlichen Raum sichtbar. Hinzu kommen verschiedene, oft männliche Gruppen, die Bordelle, Glückspielangebot oder das Drogenangebot nutzen und bedrohlich wirken oder sind. Das Bahnhofsviertel ist auch ein Stadtteil, in dem Wohnen und Ausgehen immer beliebter und in Folge der Lebensraum für Bewohner:innen sowie Besucher:innen- und Nutzer:innen-gruppen enger wird. Hierdurch verschärfen sich Konfliktpotentiale. Verstärkt wird dies durch die hohe Verkehrsdichte, Kurzparker und den Anlieferverkehr sowie Prostitution, die sich coronabedingt zeitweise auf der Straße abspielte. Die vom Ortsbeirat gewünschte Einrichtung eines Quartiersmanagements zur Stärkung des nachbarschaftlichen Zusammenhalts und der Identifizierung der Bewohner:innen mit ihrem Viertel, ist grundsätzlich zu begrüßen. Das Quartiersmanagement kann aus Sicht des Magistrats jedoch erst seine volle Wirkung entfalten, wenn ein erster Weg aus den aktuell drängendsten Problemen im Viertel gefunden wurde. Diese sind unter anderem sicherheits- und gesundheitspolitischen Ursprungs, die das Quartiersmanagement nicht bewältigen kann. Der Focus eines Quartiersmanagements bezieht sich klar auf die Bewohner:innen eines Stadtteils. Unter anderem erfragt es deren Bedürfnisse, fördert freiwilliges Engagement und nachbarschaftliches Miteinander. Die vielfältigen Problemlagen im Bahnhofsviertel gehen jedoch überwiegend nicht von Bewohner:innen im Stadtteil aus, sondern werden durch die Besuchs- und Nutzer:innengruppen verursacht. Auch aus diesem Grund wird ein über die Ansätze eines Quartiersmanagements hinausgehendes Konzept benötigt. Der Magistrat wird das Konzept zeitnah dem OBR vorstellen und diesen aktiv einbinden. Der Magistrat ist überzeugt, dass ein verträgliches Miteinander im Bahnhofsviertel trotz der aktuell schwierigen Konfliktlagen zu schaffen ist. Frankfurt ist eine Stadt für alle, in der ein respektvolles Zusammenleben in jedem Stadtteil und unabhängig vom sozialen Hintergrund möglich sein soll.