Tel-Aviv-Platz sehenden Auges ins Desaster - oder Ignoranz ist keine Tugend
Vorlagentyp: V
Inhalt
S A C H S T A N D :
Auskunftsersuchen vom 27.11.2018, V 1067
entstanden aus Vorlage:
OF 786/1 vom
07.11.2018 Betreff: Tel-Aviv-Platz sehenden Auges ins Desaster -
oder Ignoranz ist keine Tugend Am 01.11.2018 hat die Kita im Gebäude über dem
Tunnelmund auf dem Tel-Aviv-Platz den Betrieb aufgenommen und innerhalb
kürzester Zeit ist die Situation eskaliert. Sämtliche Befürchtungen, die bei
Bekanntwerden der Pläne geäußert wurden, haben sich bewahrheitet. Die
Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich von allen maßgeblichen Stellen in der
Stadt im Stich gelassen und betrogen. Zuletzt wurde in der Sitzung des Ortsbeirates 1 am
08.05.2018 zur Kita auf dem Tel-Aviv-Platz von Vertreterinnen und Vertretern
der Stadt sowie vonseiten des Investors wie folgt informiert: - Neben dem Gebäude würden keine Flächen des Platzes
zur Nutzung durch die (privaten) Betreiber der Kita zur Verfügung gestellt,
sodass der öffentliche Raum an der Hauswand der Kita beginne. - Das Gebäude werde an einen Kita-Betreiber
vermietet, da dieser laut Investor keine Parkplätze benötige. Fehlende
Parkplätze seien ein Hindernis für die Einrichtung von Gastronomie o. ä.
gewesen, welche die Anwohnerinnen und Anwohner sowie der Ortsbeirat befürwortet
hatten. - Es
handele sich um eine privat betriebene Kita, die aufgrund der Bauarbeiten ihre
Räumlichkeiten im Bankenviertel verlassen musste. Fragen und Einwände von
Anwohnerinnen und Anwohnern, wie die sich abzeichnende Problematik der
Eltern-Taxen gelöst werden solle, wurden zu diesem Zeitpunkt ignoriert. - Die Kita störe die im Gallus und Europaviertel
gewünschte Nutzung des Tel-Aviv-Platzes als Freifläche zur Begegnung und als
Übergang zum Europagarten nicht. Aufgrund der Nähe von Kindereinrichtungen,
Spielplätzen und des Parks würde der Platz besonders stark von Kindern
frequentiert und müsse deshalb von Pkw-Verkehr frei gehalten werden. Dies wurde
ausdrücklich von allen Beteiligten zugesichert. Nach Eröffnung der Kita stellt sich die Situation wie
folgt dar: 1. Der Bauzaun, der quasi die
Verlängerung der Schneidhainer Straße vom Tel-Aviv-Platz zur Pariser Straße hin
gesperrt hatte, wurde geöffnet. 2. An der Einmündung der "verlängerten Schneidhainer
Straße" in die Pariser Straße wurde ein "Vorfahrt gewähren"-Schild
aufgestellt. 3. Der
Tel-Aviv-Platz wurde zu einem 24 Stunden am Tag befahrenen und ausgiebig
genutzten Parkplatz umfunktioniert; zeitweise standen Fahrzeuge direkt vor dem
Eingang des REWE-Marktes. 4. Ständig belegt sind die fälschlicherweise als
Parkplatz genutzten Bereiche auf dem Gehweg (wassergebundene Decke) entlang der
Westseite des Europagartens, die Teil der Grünfläche sind. 5. Zum Haupteingang der Kita führt eine
hervorgehobene Wegepflasterung. Links und rechts sind Bereiche eingezäunt, die
den Eindruck erwecken, dass hier ein von der Kita zu nutzender Bereich noch
angelegt wird. 6. Mehrere Eltern-Taxen, die
persönlich beim Ein- oder Ausfahren angesprochen wurden, haben erklärt, dass
die Kita-Leitung den Eltern erklärt habe, dass der Betreiber eine
Sondernutzungsgenehmigung für Kurzzeitparkplätze auf dem Platz erhalten habe;
bei den "Parkplätzen" auf dem wassergebundenen Weg würde es sich um die zur
Kita gehörenden Stellplätze handeln. 7. Eltern aus dem Europaviertel, die ihre Kinder zu
Fuß in die städtische Kita in der Schneidhainer Straße bringen, sind hochgradig
verärgert darüber, dass sie ihre Kinder nicht mehr "frei laufen lassen können".
Ältere Kinder, die eigentlich an mehr Selbstständigkeit herangeführt werden
sollen, werden zwischenzeitlich angehalten, Roller und Fahrräder zu
schieben. 8. Eltern-Taxen befahren zum Teil den
schmalen Fußweg zwischen den beiden Bauzäunen, um direkt bis zum Eingang der
Kita zu fahren.
9. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Stadtpolizei stellen ihr Fahrzeug auf dem Tel-Aviv-Platz ab (siehe erstes
Bild). Mehrere Anwohnerinnen und Anwohner berichten, dass sie vor Ort
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtpolizei darum gebeten hätten, gegen
die parkenden Fahrzeuge vorzugehen. Die Anwohnerinnen und Anwohner berichten,
dass sie zur Antwort bekommen hätten, dass hier kein Parkverbot gelte
(fehlendes Schild "Parken verboten"). Zum Teil wurde auf das "Vorfahrt
gewähren"-Schild verwiesen, das nach Meinung der Stadtpolizei darauf hinweise,
dass der Platz legal befahren werden dürfe. Hinweise an die Stadtpolizei, dass
das Befahren der Wege entlang des Europagartens und das Abstellen der Fahrzeuge
im Europagarten illegal seien, wurden ignoriert. 10. Es wird ebenfalls berichtet, dass
sich mit Beginn des Betriebes der Kita herausgestellt habe, dass die tägliche
Essensanlieferung durch einen 3,5-Tonner gesichert sein müsse. Der Betreiber
hätte hier auch eine Ausnahmeregelung gewünscht, dass die Anlieferung direkt
bis zur Kita erfolgen könne. 11. Bereits 30 Minuten Aufenthalt zu Feierabendzeiten
auf dem Tel-Aviv-Platz zeigen, dass der Ärger der Anwohnerinnen und Anwohner
mehr als berechtigt ist. Vor allem Kinder können nicht mehr frei rennen oder
mit Laufrädern, Rollern, Fahrräder u. ä. den Platz bespielen. Es entstehen
immer wieder gefährliche Situationen, vor allem im Übergang von Platz zu Park.
Da für die Kita die Befahrbarkeit des Tel-Aviv-Platzes hergestellt wurde,
werden Platz und die Gehwege des Europagartens als Fahr- und Parkflächen
missbraucht. Nutzer sind neben den Eltern, deren Kinder in der Kita Kids Camp
betreut werden, auch Kundinnen und Kunden des REWE-Markts. Vor diesem Hintergrund wird der Magistrat gebeten,
folgende Fragen zu beantworten: 1. Welche Zusagen hinsichtlich der Verfügbarkeit von
Stellflächen/Parkplätzen wurden dem Betreiber der Kita gemacht?
2. Hat die Kita Stellflächen in
einer der benachbarten Tiefgaragen angemietet (die Kita in der Hattersheimer
Straße hat Stellplätze in der Tiefgarage a m Europagarten
angemietet)? 3. Wie
ist die Anlieferung des Essens für die Kinder geregelt? 4. Ist es korrekt, dass eine
Haltebucht an der Pariser Straße in Verlängerung der Schneidhainer Straße
erhalten bleiben muss, damit Fahrzeuge für die Kita (dauerhaft, nicht nur als
Provisorium) dort halten können? Eine zwischenzeitlich aufgestellte Betonsperre
sperrt nicht zur Pariser Straße hin ab, sondern lässt eine Haltebucht frei, die
ebenfalls fast durchgängig beparkt ist. 5. Bleibt die Wegemarkierung vom aktuell
provisorischen Fußweg (Verlängerung Schneidhainer Straße) zur Kita hin erhalten
oder handelt es sich um ein Provisorium? 6. Welche Bereiche grenzen die Bauzäune links und
rechts des Kita-Eingangs ab? Sollen dort Freiflächen angelegt werden, die nicht
öffentlich sind? 7.
Wurde die Kita-Leitung dazu angehalten, die Eltern darüber zu informieren, dass
im Parkhaus des REWE-Marktes Parkplätze zur Verfügung stehen, die eine Stunde
kostenfrei genutzt werden können? 8. Wird die Stadtpolizei jetzt aktiv werden und
Falschparken rund um den Tel-Aviv-Platz (Europa-Allee, Niedernhausener Straße,
Pariser Straße) ahnden? Begründung: Das Chaos auf dem Tel-Aviv-Platz ist sozusagen
sehenden Auges in Kauf genommen worden. Ortsbeirat, Anwohnerinnen und Anwohner
sowie Kinderbeauftragter haben im Vorfeld der Planungen immer wieder auf die zu
erwartenden Probleme aufmerksam gemacht. Offensichtlich wurde nichts
unternommen, um die Kita in geordnetem Betrieb starten zu lassen. Unklar ist noch immer, welche Zusagen dem Betreiber
der Kita gemacht wurden. Hier müssen schriftliche Stellungnahmen des Magistrats
Klarheit schaffen.
Offensichtlich besteht doch ein
Bedarf an Park- und Halteflächen, zumal die Eltern der Kita-Kinder wohl
überwiegend aus dem Umland kommen und ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit mit
dem Auto bringen. Da die Essensversorgung wohl über einen externen Caterer
läuft, muss die Anlieferung mit einem Transporter gewährleistet werden. Ein Gastronomiebetrieb, den vor allem die
Bewohnerinnen und Bewohner genutzt hätten, wurde vom Investor mit der
Begründung abgelehnt, dass Stellplätze benötigt würden. Die Kita wurde
Ortsbeirat und Bevölkerung als Nutzung "verkauft", die dem Wunsch der
Bevölkerung nach einem Platz, der frei von Verkehr ist, Rechnung trage. Nun
wird anscheinend - nachdem vollendete Tatsachen geschaffen wurden - auf
Sachzwänge verwiesen, um Stellflächen/Sondernutzungen zu erhalten. Antragstellender Ortsbeirat:
Ortsbeirat 1
Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage:
Stellungnahme des
Magistrats vom 08.03.2019, ST 570
Aktenzeichen: 32 1