Einrichtung eines Begegnungszentrums in Oberrad
Stellungnahme des Magistrats
Zu Beginn sei darauf hingewiesen, dass der Träger der Begegnungsstätte "Zentrum Dornbusch" (mit den Angeboten "Café Anschluss", "Kreativwerkstatt", "Repaircafé" und weiteren Angeboten, wie das "Offene Wohnzimmer") der Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe e.V. ist. Das Café Anschluss bietet älteren Frankfurter:innen Möglichkeiten des digitalen Lernens. Die Angebote im Rahmen der Kreativwerkstatt richten sich an junge und alte Frankfurter:innen, die gemeinsam handwerklich und künstlerisch tätig werden. Das Zentrum Dornbusch bietet jedoch keine Beratungsleistungen an. Auch Migrations- und Integrationskurse werden nicht angeboten. Das Zentrum Dornbusch ist nicht deckungsgleich mit den Anforderungen an eine Begegnungsstätte, wie sie der Ortsbeirat 5 anregt. Grundsätzlich sollen alle Frankfurter:innen die für sie passenden und bedarfsgerechten Angebote an Begegnungsmöglichkeiten, Unterstützung und Beratung in der Stadt vorfinden. Dies sichert ihre soziale, kulturelle und politische Teilhabe und leistet einen Betrag zur Chancengerechtigkeit in der Stadt Frankfurt am Main. Wichtig ist jedoch, dass insbesondere in den Stadtteilen und -bezirken, die von sozialer Segregation und Benachteiligung besonders betroffen sind, die dort vorhandene soziale Infrastruktur bedarfsgerecht angepasst und, falls notwendig, ausgebaut wird. Gerade in diesen Sozialräumen sollen die Bürger:innen Beratungs- und Unterstützungsstrukturen vor Ort in Anspruch nehmen können, um aktiv und selbstbestimmt ihre ggf. schwierige Lebenssituation und ihr Wohnumfeld gemeinsam mit Anderen positiv verändern zu können. Die Daten zur Bevölkerungsstruktur und zum voraussichtlichen Bevölkerungswachstum in Oberrad können erste Anhaltspunkte dafür liefern, ob ein Bedarf für eine Anpassung bzw. eine Weiterentwicklung der sozialen Infrastruktur im Stadtteil bestehen könnte. Bei einem Vergleich der Bevölkerungsstruktur mit der Bevölkerungsstruktur der Gesamtstadt zeigt sich, dass der Anteil der älteren Einwohner:innen in Oberrad höher (18,23 % / 15,89 %) als in der Gesamtstadt ist. Ebenso ist der Anteil der Oberräder:innen mit einem Migrationshintergrund bzw. einer anderen Staatsangehörigkeit um 3,42 Prozentpunkte höher (61,08 / 57,66 %) als der gesamtstädtische Anteil dieser Bevölkerungsgruppe. Etwas niedriger ist dagegen im Vergleich der Anteil der Kinder und Jugendlichen im Alter bis 14 Jahren (13,02 % / 14,10 %). Auch der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in dieser Altersgruppe weist mit fast einem Prozentpunkt (0,95) kaum einen Unterschied zu dem Anteil in der Gesamtstadt (6,46% / 7,41 %) aus. Dies gilt zudem für den Anteil der Kinder und Jugendlichen in dieser Altersgruppe mit einer anderen Staatsangehörigkeit, der sich nur geringfügig vom Anteil in der Gesamtstadt (4,11 %/ 3,24 %) unterscheidet. Die Bevölkerungsstruktur in Oberrad bildet sich Ende des Jahres 2024 wie folgt ab: (s.S.3) Anteil der Einwohner:innen mit Hauptwohnung in Frankfurt a.M. am 31.12.2024 nach Stadtbezirken und Altersgruppen. Quelle Melderegister (Bürgeramt für Statistik und Wahlen) Bevölkerungsvorausberechnung In der Bevölkerungsvorausberechnung des Bürgeramtes für Statistik und Wahlen für Oberrad (vgl. Materialien zur Stadtbeobachtung, Frankfurt am Main - Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung bis 2045) wird davon ausgegangen, dass die Anzahl der Einwohner:innen in Oberrad bis zum Jahr 2030 auf 14.157 steigen wird und Ende des Jahres 2035 eine Bevölkerungsanzahl in Oberrad von 14.462 erreicht sein wird. Es wird vorausberechnet, dass der Jugendquotient sich minimal von 26,90 im Jahr 2030 zu 27,03 im Jahr 2035 verändern wird. Im Jahr 2021 lag der Jugendquotient in Oberrad bei 27,01. In Frankfurt am Main lag er Ende 2021 bei 28,69 und soll prognostisch bis Ende 2035 auf 28,11 geringfügig fallen. Der Jugendquotient in Oberrad wäre damit geringfügig kleiner als in der Gesamtstadt. Der Altenquotient wird mit 25,93 im Jahr 2030 angenommen und soll lt. Vorausberechnung bis Ende 2035 auf 27,61 ansteigen. Ende des Jahres 2021 lag er bei 28,58 in Oberrad. In Frankfurt am Main lag der Altersquotient 2021 bei 24,26 und soll 2035 bei 23,46 liegen. Damit wäre der Altersquotient der Gesamtstadt niedriger als der Quotient in Oberrad. Es wird angenommen, dass das Durchschnittsalter im Stadtteil gering ansteigen wird (von 43,03 Jahren auf 43,17 Jahre). Ende des Jahres 2021 lag das Durchschnittsalter in Oberrad bei 42,87 Jahren. In Frankfurt am Main lag er bei 41,05 Jahren und steigt voraussichtlich Ende 2035 auf 41,56 Jahre. Das Durchschnittalter in Oberrad wäre somit ein wenig höher als in der Gesamtstadt. Unter der Perspektive einer gesamtstädtischen Betrachtung der Bevölkerungsstruktur und des voraussichtlichen Bevölkerungswachstums, sowie unter Beachtung der Daten zur sozialen Segregation und Benachteiligung ist festzustellen, dass Oberrad nicht zu den Stadtteilen zählt, die im Vergleich mit anderen Frankfurter Stadtteilen als besonders belastet einzustufen sind (vgl. Monitoring zur Sozialen Segregation und Benachteiligung Teil 1 und 2). Die reine Datenlage als solche ist jedoch unzureichend, um den Bedarf für eine Begegnungsstätte mit einem umfangreichen Angebot an Information, sozialer Unterstützung, Beratungsleistungen, Bildungsangeboten und Gemeinwesensarbeit, wie vom Ortsbeirat angeregt, zu begründen. Um den Bedarf für eine Begegnungsstätte analysieren zu können, ist die vorhandene soziale Infrastruktur zu betrachten: Im Stadtteil Oberrad gibt es Begegnungsmöglichkeiten, sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote für Jugendliche und ältere Einwohner:innen. Für Jugendliche gibt es den offenen Treff "Jugendcafé' Oberrad" des Jugendzentrums Frankfurt am Main Oberrad e.V. (Wiener Straße 75). Die Jugendlichen können diverse Unterstützungsangebote und eine Beratung, bspw. die Hausaufgabenhilfe oder die Hilfe zur Berufsfindung nutzen. Für die älteren Einwohner:innen gibt es den "Senioren-Club" der Evangelischen Erlösergemeinde (Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach) in der Wiener Straße 23. An Einwohner:innen aller Altersgruppen richtet sich das ehrenamtliche Beratungsangebot der Sozialbezirksvorsteherin Frau Ursula Becker. Ihr Sozialberatungsangebot richtet sich an alle, die Rat und Unterstützung in Oberrad benötigen. Darüber hinaus gibt es die offenen Treffs für Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren im Stadtteil. Dies sind z.B. die Familiencafés Mini-Club (für Eltern mit Kindern von 0 bis 3 Jahren) und Maxi-Club (für Eltern mit Kindern von 1 bis 3 Jahren), das Baby-Café (für Schwangere und Eltern mit Kindern unter einem Jahr) sowie der offene Treff für Eltern mit Kindern von 3 bis 6 Jahren ohne Kita-Platz. Die Treffen finden jeweils in den Räumen der beiden Kirchengemeinden in der Mathildenstraße 30 / 30a bzw. Wiener Str. 23 statt. Weitere Angebote in Oberrad richten sich an Personen mit einer psychischen Erkrankung. Der Frankfurter Verein für soziale Heimstätten e.V. betreibt für diese Personengruppe das Oberräder Haus (Angebot des Betreuten Wohnens) in der Wiener Straße 126. Des Weiteren betreibt der Verein die beiden Reha-Werkstätten Oberrad 1 (Buchrheinstraße 18) und Oberrad 2 (Wiener Straße 124) mit tagesstrukturierenden Angeboten sowie der Bereitstellung von angepassten Arbeitsplätzen. Weitere Angebote der Beratung und Unterstützung können die Einwohner:innen im benachbarten Stadtteil Sachenhausen nutzen. Dies sind bspw. die fachliche Sozialberatung des Sozialrathauses (Sozialrathaus Sachsenhausen, Paradiesgasse 8), das Beratungsangebot in den Lotsenbüros des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe e.V. (Begegnungs- & Servicezentrum Sachsenhausen West - Riedhof, Mörfelder Landstraße 210 und Begegnungszentrum Mittlerer Hasenpfad, Mittlerer Hasenpfad 40) oder die Kommunikations-, Beratungs-, Unterstützungs- und Entlastungsangebote zur gesellschaftlichen Teilhabe des Quartiersmanagements Mühlberg (AGAPLESION OBERIN MARTHA KELLER HAUS, Dielmannstraße 26). Für Kinder, Jugendliche und Eltern, die in Oberrad wohnen, bietet die Erziehungsberatungsstelle (Kommunale Kinder-, Jugend- und Familienhilfe) in der Metzlerstraße 34 eine große Palette an spezifischer Beratung und Therapie. Fazit: Die Bevölkerungsstruktur des Stadtteils, sowie die Bevölkerungsvorausberechnung lassen nicht auf die Notwendigkeit einer Begegnungsstätte mit einem umfassenden Angebot an Unterstützung und Beratung schließen. Oberrad gehört des Weiteren nicht zu den Stadtteilen, die von sozialer Segregation und Benachteiligung besonders betroffen sind und daher ein Ausbau an Fachberatungen geboten wäre. Bereits jetzt können die Einwohner:innen in Oberrad Beratung und Unterstützungsangebote im Stadtteil und ggf. in den benachbarten Stadtteilen in Anspruch nehmen. Der Magistrat, hier das Jugend- und Sozialamt, hält vor diesem Hintergrund derzeit die Einrichtung einer Begegnungsstätte mit einem umfangreichen Angebot an Information, sozialer Unterstützung, Beratungsleistungen, Bildungsangeboten und Gemeinwesensarbeit - wie vom Ortsbeirat angeregt - für nicht dringend erforderlich.