Griesheim: Standortvorschlag Wohnmobilstellplatz/Wohnmobilhafen
Stellungnahme des Magistrats
Die vom Ortsbeirat 6 bezeichneten Flächen liegen in Privateigentum. Daher kann von Seiten der Stadt Frankfurt über diese Fläche nicht verfügt werden. Die Tourismus+Congress GmbH (TCF) der Stadt Frankfurt nimmt gegenüber dem Magistrats wie folgt Stellung: Die Stadt Frankfurt am Main verfügt derzeit über einen Campingplatz "City Camp Frankfurt", der auch für Caravaner und Wohnmobilisten geeignet ist. Es ist ein idealer Ausgangspunkt für Stadtbesuche, Messen, Konzerte und Veranstaltungen, eingebettet zwischen Nidda und Urselbach, und mit 24.000 m2 Gelände relativ groß dimensioniert. Auf den Reisemobil-/Campingbereich und die Jugendherbergen in der Stadt Frankfurt am Main entfielen für das Jahr 2019 ca. 42.839 Übernachtungen (gegenüber 38.371 im Jahr 2018). Daneben gibt es noch den stadtnahen Campingplatz Mainkur in Maintal, der allerdings nur saisonal betrieben wird. Ferner kommen die Campingplätze im Rhein-Main-Gebiet und Taunus hinzu, wie beispielsweise in Mainz-Kostheim, Mörfelden-Walldorf, Weiterstadt/Gräfenhausen, Groß-Gerau oder Offenthal dazu, auf die zahlreiche Gäste ausweichen und die Angebote der Campingplätze sowie des ÖPNV nutzen. Insgesamt gesehen liegt der Campingurlaub wieder im Trend. Für rund elf Millionen Deutsche ist der Campingurlaub die favorisierte Form der Urlaubsreise, etwa zwei Millionen Deutsche betreiben häufig Camping oder Caravaning in ihrer Freizeit. Der Campingtourismus ist somit ein wichtiger Bestandteil der deutschen Tourismuswirtschaft. Als Hauptgrund für einen Campingurlaub zählt die Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit der Reisenden, aber auch die Nähe zur Natur und die Möglichkeit der flexiblen und spontanen Urlaubsgestaltung überzeugen Campingurlauber. Und auch seit dem Corona-Lockdown steigt die Nachfrage nach Reisemobilen und Caravans weiter an. Laut einer aktuellen Meldung des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) wurden in der Saison 2019/2020 66.574 Reisemobile und 27.459 Caravans neu zugelassen - so viele wie nie zuvor. Ein Grund für das Wachstum ist laut des CIVD, dass nun noch mehr schadstoffarme Modelle angeboten werden, die den Emissionsstandard Euro 6d-TEMP erfüllen. Als umweltfreundliche Alternative zu Flugreisen erlebt der Camping-Urlaub somit sein Come-Back. Daneben werden zunehmend luxuriöse Modelle angeboten, die auch auf dem Campingplatz jeglichen Komfort ermöglichen. Die Anfragen nach Campingurlaub in Frankfurt kommen aus verschiedenen Quellmärkten, wie z.B. Niederlande, Belgien, Großbritannien. Aus touristischer Sicht wäre es natürlich wünschenswert, wenn es mehr Angebote an Wohnmobilstellplätzen in Frankfurt geben würde. Die TCF befürwortet die Nutzung der vom Ortsbeirat 6 vorgeschlagenen Flächen A und B als Standort für Wohnmobilstellplätze, die sich nach dessen Einschätzung auf die Nachbarschaft nicht störend auswirken und für eine Belebung Griesheims sorgen würde. Beide Flächen befinden sich an der Stroofstraße und sind durch die Buslinie 54 sowie die nahe S-Bahn Station gut erreichbar und somit auch an die Stadt Frankfurt gut angebunden. Die durch den Besuch der Wohnmobilisten möglichen Umsätze kommen nicht zuletzt auch der weiteren Entwicklung Griesheims zugute. Die Wirtschaftsförderung Frankfurt, ebenfalls eine 100%ige städtische Gesellschaft hingegen befürwortet ein solches Vorhaben an diesem Standort nicht und begründet es wie folgt: Der Industriepark Griesheim soll als Standort für Industrie, produzierendes Gewerbe und industrienahe Dienstleistungen weiterentwickelt werden. Die Entwicklung erfolgt durch die private BEOS AG in enger Kooperation mit der Wirtschaftsförderung der Stadt. Eine Nutzung der Hafen- und Parkplatzflächen als Wohnmobilstellplätze ist im Kontext mit dem Entwicklungskonzept für die gesamte Standortentwicklung zu sehen. Eine touristischen Nutzung als Wohnmobilstellplatz rund um den Industriepark Griesheim entspricht nicht den Leitlinien des Masterplans Industrie zur Weiterentwicklung des Industriestandorts. Eine Nutzung als Wohnmobilstellplatz schafft zudem kaum Arbeitsplätze und dauerhafte direkte oder indirekte Steuereinnahmen. Im Winter sind die Standmieten bzw. Abgaben eher als gering zu erwarten. Darüber hinaus trägt eine solche Nutzung nicht dem Image des Wirtschaftsstandorts Griesheim bei. Eine Nutzung als Wohnmobilstellplatz würde die beabsichtigte Entwicklung des Areals nicht begünstigen, sondern eher erschweren. Eine Stärkung des Stadtteils Griesheim sollte zunächst auf die ansässige Bevölkerung ausgerichtet sein und weniger auf Wohnmobil-Touristen. Die positiven Effekte auf Attraktivität des Stadtteils und Wirtschaftskraft sind in der Anregung unzureichend zu erkennen. Fazit: Damit der Magistrat auf den Eigentümer der Flächen zugehen kann, um die vom Ortsbeirat geforderte Umnutzung für Wohnmobile anzuregen, bedarf es einer politischen Willensbildung in der Stadtverordnetenversammlung (STVV). Es steht dem Ortsbeirat frei unter Abwägung der Argumente der beiden städtischen Gesellschaften eine entsprechende Ortsbeiratsanregung in die STVV einzubringen oder es bleiben zu lassen.