Auch Bockenheim liegt an der Via Regia
Vorlagentyp: ST Magistrat
Inhalt
S
A C H S T A N D : Stellungnahme des Magistrats vom 10.06.2013, ST
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Betreff: Auch Bockenheim
liegt an der Via Regia Der Magistrat schlägt vor dem
Hintergrund der nachfolgenden historischen Informationen vor, in einem
Ortstermin mit Vertreterinnen und Vertretern des Ortsbeirates, des Institutes
für Stadtgeschichte und des Kulturamtes Frankfurt am Main näheres zur Umsetzung
der vorgeschlagenen Tafel zu erörtern. Der Magistrat wird zudem Kontakt zu dem
Europäischen Kultur- und Informationszentrum in Thüringen aufnehmen, um eine
Mitgliedschaft in dem die Via Regia betreffenden Netzwerk zu prüfen.
Historische Informationen zur Via Regia auf
Frankfurter Gebiet: Frankfurt lag an einem deutschen und damit auch
europäischen Straßenkreuz. Der Main und die via regia waren die wichtigsten
Ost-West-Verbindungen. Durch die Alte Brücke war Frankfurt auch für die
Nord-Süd-Verbindungen von herausragender Bedeutung. Die als via regia
(königliche Straße, auch Hohe Straße) bezeichnete Route zwischen Russland und
Paris wurde in der 3. Sächsischen Landesausstellung "via regia - 800 Jahre
Bewegung und Begegnung" (Görlitz, 21. Mai bis 31. Okt. 2011) vorgestellt. Das
ISG, das HMF und das MAK hatten hierzu Leihgaben beigesteuert. Die via regia
verlief von Osten her über Görlitz, Leipzig, Erfurt, Eisenach, Fulda und Hanau
nach Frankfurt und von dort über Mainz weiter nach Paris. Ein eindeutiger
Verlauf der Straße bei Frankfurt lässt sich nicht feststellen, da man entweder
nach Frankfurt hineinfahren oder die Stadt auch umgehen konnte. So führte östlich von Frankfurt zum einen die
Gelnhäuser Landstraße von Bornheim über Seckbach, Enkheim, Bischofsheim,
Hochstadt nördlich von Hanau ins Kinzigtal, zum anderen bestand über die
Hanauer Landstraße, die vom Allerheiligentor zwischen den Riederhöfen hindurch
zur Mainkur und am Mainufer entlang führte, eine direkte Verbindung nach Hanau.
Die in Bergen-Enkheim gelegene moderne Straße "Hohe Straße" markiert im Osten
den Beginn der um Frankfurt herum führenden Route auf dem heutigen Stadtgebiet.
Die via regia war
ursprünglich eine römische Heerstraße. Deren westlicher Verlauf ist durch die
A66 bei Unterliederbach, Höchst und Sossenheim sowie durch die Heerstraße bei
Praunheim bis in die Römerstadt gesichert, d. h. sie verlief ein ganzes Stück
nördlich von Bockenheim. Die im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit von
Westen nach Osten Reisenden, die in der Reichsstadt Frankfurt (innerhalb des
heutigen Anlagenringes) Quartier machen wollten, sind über die Mainzer
Landstraße durch das Gallus/Taunustor nach Frankfurt gekommen. Falls man das
Territorium der Reichsstadt Frankfurt, das südlich der Linie Bockenheimer
Warte-Friedberger Warte lag, umgehen wollte, war dies sicherlich auf der vom
Ortsbeirat Bockenheim als "Hauptroute" bezeichneten Strecke möglich, die von
"Höchst über den Niedwald, am Rebstock vorbei, durch den Biegwald, dann beim
Schönhof nördlich an Bockenheim vorbei ..." führte. Es gab aber auch noch
Nebenstrecken und Querverbindungen, durch die man von Norden durch die vor
Frankfurt gelegenen Dörfer in die Stadt gelangen konnte. Ein eindeutiger
Verlauf der via regia zwischen Praunheim und Bergen lässt sich anhand der
erhaltenen historischen Karten nicht mehr ermitteln. Viele auf der via regia reisende Kaufleute, Pilger
usw. dürften in Frankfurt eingekehrt sein. Die von Osten kommenden gelangten
über die Hanauer Landstraße durch das Allerheiligentor oder über die
Friedberger Landstraße durch das Friedberger Tor in die Stadt. Wenn man nicht
zu viel Gepäck oder Handelswaren mitführte, reiste man am bequemsten mit dem
Marktschiff nach Mainz weiter. Für die Weiterreise auf dem Landweg war
innerhalb der Stadt folgende Route möglich: Von der Allerheiligengasse oder der
Friedberger Gasse über die Zeil und die Galgen/Gallusgasse durch das
Galgen/Gallustor Richtung Westen. Allerdings wurde das Galgen/Gallustor im Zuge
des Baus der Bastionen im 17. Jahrhundert etwas nach Süden verlegt. Da sich das
Straßenbild durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges geändert hat,
entspricht dies nur in etwa dem heutigen Straßenverlauf
Allerheiligentor-Allerheiligenstraße-Zeil-Große Gallusstr.-Taunustor. Das von
der Landwehr umgebene Frankfurter Territorium verließen die Reisenden im Westen
an der Galluswarte zur Mainzer Landstraße und im Osten bei den Riederhöfen auf
die Hanauer Landstraße. Man hätte aber auch über die Eschersheimer Landstraße
wieder auf die ursprüngliche via regia nördlich Frankfurts fahren können. Aus
den genannten Gründen wären Hinweisschilder auf die via regia in der Innenstadt
am Allerheiligentor und am Taunustor sinnvoll. Auch in den heutigen Stadtteilen
Bergen-Enkheim und Praunheim, die zurzeit der via regia noch nicht zu Frankfurt
gehörten, könnte man an den Straßen "Hohe Straße" und "Heerstraße" auf die via
regia hinweisen, ebenso in Bockenheim am Schönhof. Vertraulichkeit: Nein
dazugehörende Vorlage:
Ortsbeiratsinitiative - Budget vom 08.04.2013,
OIB 154