Wie viele und welche Wohnungen fehlen wirklich?
Vorlagentyp: ST Magistrat
Inhalt
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A C H S T A N D : Stellungnahme des Magistrats vom 17.02.2014, ST
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Betreff: Wie viele und
welche Wohnungen fehlen wirklich? Grundsätzlich gibt es
unterschiedliche Ansätze der Bedarfsermittlung. Die Stadt Frankfurt am Main hat
für die Abschätzung des zukünftigen Wohnungsbedarfs das Institut Wohnen und
Umwelt (IWU) aus Darmstadt 2011 mit einer Untersuchung beauftragt. Hiernach
besteht im Zeitraum von Ende 2009 bis 2030 ein Wohnungsbedarf von ca. 32.000
Wohneinheiten. Dieser Wohnungsbedarf setzt sich aus rund 2.500 Wohnungen
Nachholbedarf, 8.200 Wohnungen Ersatzbedarf und 21.300 Wohnungen Neubedarf
zusammen. Das IWU hat seine Bedarfsprognose unterteilt in die Zeiträume 2009 -
2020 und 2020 - 2030. Zugrunde gelegt wurde hierbei die vom Magistrat
vorgelegte Bevölkerungsprognose für die Stadt Frankfurt am Main bis zum Jahr
2030. Ausgehend vom Basisjahr 2009 wird ein Bevölkerungswachstum von 42.000
Einwohnern erwartet, so dass Frankfurt am Main im Jahr 2030 insgesamt 724.00
Bewohner zählen könnte. Die aktuelle Bevölkerungsentwicklung in der Stadt
Frankfurt am Main unterstreicht diese Prognose. Gemäß dem statistischen
Jahrbuch Frankfurt am Main (Stand 2013) ist Frankfurt alleine zwischen den
Jahren 2009 bis 2012 um ca. 30.000 Einwohner gewachsen. Diese Bewohner würden gemäß
Haushaltsvorausberechnung des Magistrats bis 2030 in 388.000 Haushalten leben.
Im Vergleich dazu gab es 386.000 Haushalte im Jahr 2012 (366.500
Haushalte 2009). Dem standen 356.000 Wohnungen (351.000 Wohnungen 2009)
gegenüber. Dies entspricht einer Versorgungsquote von 95 Wohnungen auf 100
Haushalte. Gleichzeitig hat sich die Wohnfläche pro Kopf von 2009 rund 39
Quadratmeter auf 2012 gut 38 Quadratmeter verkleinert. Hinsichtlich des Wohnungsbedarfes und der
Wohnungsgrößen wird die Belegungsstruktur in zwei Varianten (mit und ohne
dynamische Entwicklung) gerechnet, um damit die Veränderungen der
Belegungsstruktur und die Dynamik der raumbezogenen Wohnungsversorgung
abzuschätzen. Dabei wird z.B. davon ausgegangen, dass der Anteil der
1-Personen-Haushalte, die in 1-Zimmer-Wohnungen leben weiter zurückgehen und im
Gegenzug der Großteil der 1-Personen-Haushalte in 2- und 3-Zimmerwohnungen
leben wird. Somit liegt ein deutlicher Schwerpunkt des Wohnungsbedarfs bei den
2- und 3-Zimmer-Wohnungen. Die Haushaltsstruktur wird auch 2030 weiterhin von
Ein- und Zwei-Personenhaushalten geprägt sein (zusammen knapp 78% aller
Haushalte). Der Anteil der Ein-Personenhaushalte wird leicht zurückgehen und
die durchschnittliche Anzahl der Personen pro Haushalt wird von 1,84 (2011) auf
1,86 leicht ansteigen. Die Zahl der Zwei-Personenhaushalte wird im
Berechnungszeitraum am stärksten steigen. Einen besonderen Bedarf sieht der Magistrat bei der
Schaffung von gefördertem und preisgünstigem Wohnraum. Im Rahmen der
Aufstellung von Bebauungsplänen sollen künftig über städtebauliche Verträge 30
Prozent der ermöglichten Bruttogeschoßfläche der Nutzungsart Wohnen für den
geförderten Wohnungsbau gesichert werden. Die Wohnungsgrößen sind dabei in den
Förderrichtlinien der Stadt Frankfurt beschrieben. So sind zum Beispiel im
Programm zur sozialen Mietwohnungsbauförderung für einen Zweipersonenhaushalt
bis zu 60 Quadratmeter vorgesehen bzw. im Förderprogramm für familien- und
seniorengerechtes Wohnen bis zu 80 Quadratmeter. Im freifinanzierten
Wohnungsbau stoßen Prognosen hinsichtlich Zimmer- und Quadratmeterzahlen an
ihre Grenzen. Bedarf und Nachfrage nach Wohnraum
bestehen zudem unverändert in fast allen Marktsegmenten: nach günstigem
Mietwohnraum und nach qualitativ hochwertigen Mietwohnungen, ebenso nach
Wohnraum zur Bildung von Eigentum in Form von Reihen- und Einfamilienhäusern
und Eigentumswohnungen. Nachfrage besteht ebenfalls nach familiengerechten
Wohnraum und gepflegten Wohnquartieren mit aufgelockerter Bauweise. Eine stadtteilbezogene Prognose hat aus Sicht des
Magistrats nur eingeschränkten Nutzen. Zwar lässt sich zurzeit eine besonders
hohe Nachfrage für einige Stadtteile feststellen, allerdings ändern sich solche
Nachfragetrends über die Jahre. Auch sind diese Stadtteile häufig schon sehr
hoch verdichtet und bieten kaum noch Möglichkeiten einer weiteren Bebauung.
Hingegen werden bisher alle Angebote an neuem Wohnraum auch abseits dieser
Viertel vom Markt angenommen. Eine eher periphere Lage oder Lärmbelastungen in
der Nähe von Hauptverkehrsstraßen oder Bahnlinien scheinen kein spürbares
Vermarktungshindernis zu sein. Allerdings verfolgt der Magistrat das Ziel,
durch die Attraktivitätssteigerung von weniger zentralen Stadtteilen die
Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt breiter zu streuen und somit zu einer
Entspannung des punktuellen Drucks beizutragen. Um den bestehenden und zukünftigen Wohnungsbedarf zu
decken, verfolgt die Stadt Frankfurt am Main das Ziel, ausreichende
Wohnbauflächen in verschiedenen Stadtteilen zur Verfügung zu stellen. Bezüglich
der Entwicklung des Wohnbaulands wird seit Jahren eine stetige Bereitstellung
verfolgt, so dass kein Engpass bzw. Stillstand in der Flächenaufbereitung
entsteht und den unterschiedlichen Bedarfen hinsichtlich der Wohn- und Bau- und
Eigentumsformen als auch der Lage im Stadtgebiet Rechnung getragen wird. In
diesem Zusammenhang hat der Magistrat kürzlich einen Vortrag in den
Geschäftsgang gegeben mit dem Ziel 15 weitere Gebiete für Wohnnutzungen zu
entwickeln. Vertraulichkeit: Nein
dazugehörende Vorlage:
Anregung an den
Magistrat vom 28.10.2013, OM 2575