Alter jüdischer Friedhof Heddernheim
Stellungnahme des Magistrats
Die jüdischen Friedhöfe werden von der jüdischen Gemeinde verwaltet. Ansprechpartner ist hier Herr Majer Szanckower (Tel: +49 (0)69 76 80 36 790 oder +49 (0)69 76 80 36 799). Bereits 1990 wurden die Inschriften der Grabsteine unter Beteiligung des Jüdischen Museums dokumentiert. Sie befinden sich heute als digitaler Bestand in der epigraphischen Datenbank des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Darüber hinaus wird auf die heimatgeschichtliche Arbeit von Christa Fischer zur Geschichte der Heddernheimer Juden im Rahmen des Stadtteilhistoriker-Projekts der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, 2017 verwiesen. Das Grünflächenamt mit der Abteilung Friedhofsangelegenheiten kümmert sich um die Verkehrssicherheit bzw. Standsicherheit der Grabmale. Die begrenzten, finanziellen Mittel werden dafür vom Regierungspräsidium Darmstadt bereitgestellt. Weitere Maßnahmen wie Reinigung, Erhaltung, Restauration werden nicht durchgeführt. Da der Friedhof immer verschlossen ist und nur bei Bedarf über den Friedhofsverwalter geöffnet wird, ist die Anlage relativ gut geschützt. Aus den vergangenen Jahren sind weder Vandalismus noch Beschädigungen bekannt. Ob Führungen stattfinden, ist über den zuständigen Friedhofsverwalter der jüdischen Friedhöfe zu klären. In der Zeit vor Anlage der beiden Friedhöfe (1840 bzw. 1872) gab es keine planmäßigen oder dokumentierten Ausgrabungen auf den Arealen der späteren Friedhöfe. Vielleicht vereinzelte Zufallsfunde oder Raubgrabungen. Die ältesten Fundberichte liegen dem Denkmalamt aus der Zeit ab 1881, 1899 und 1911/12 und 1913 aus dem Bereich des christlichen Friedhofs In der Römerstadt o. Nr. (Flur 5, 177/1 "Im Burgfeld 7") vor. Die Ergebnisse betreffen römische Funde (HED 30), eisenzeitliche (HED 1), steinzeitliche (HED 13) und moderne Funde (HED 42). Die Grabungen belegen für die Römerzeit den Nachweis von Militärlagern (Lager F) sowie repräsentativen Gebäuden (Prätorium, Ostthermen). Im Bereich des jüdischen Friedhofs In der Römerstadt o. Nr. (Flur 5, 179 "Kleine Haag 2") liegen Berichte aus der Zeit 1903/04 vereinzelt und verstärkt aus der Bauzeit der Nordweststadt vor. Nur zwei Fundpunkte sind auf dem publizierten Plan: I. Huld-Zetsche/V. Rupp, NIDA Hauptort der Civitas Taunensium, Gesamtplan des Areals in Frankfurt am Main-Heddernheim und -Praunheim. Stadtvermessungsamt Frankfurt a.M. (1988) im Bereich des jüdischen Friedhofs verzeichnet. Die Ausgrabungen bzw. Fundbergungen oder Freilegungen in den zwanziger Jahren sind nur sehr unzureichend dokumentiert, weshalb sie auch nicht im 1938 publizierten damaligen Gesamtplan der Ausgrabungen aufgenommen wurden. Im Archäologischen Museum gibt es Zeichnungen und Grabungstagebücher (Kladden) von Friedrich Gündel. Sie können dem Ortsbeirat zur Einsicht zur Verfügung gestellt werden; gegebenenfalls ist auch die Anfertigung von Kopien möglich. Die Altpublikationen von Quilling und Gündel sind in den einschlägigen Bibliotheken problemlos zugänglich. In Frankfurt am Main stehen dazu die Universitätsbibliothek der Goethe-Universität mit der Bibliothek der Archäologischen Wissenschaft zur Verfügung, dazu die Deutsche Bibliothek und die Bibliothek des Deutschen Archäologischen Instituts. Aus heutiger Sicht ist die unzureichende Dokumentation sehr bedauerlich. So lässt sich auch nicht sicher abschätzen, was an ungestörten Befunden noch unter beiden Friedhöfen bzw. zwischen den Grabgruben im Boden erhalten ist. Es handelt sich um Grabungen und Baustellenbeobachtungen des damaligen Museums für Vor- und Frühgeschichte unter Leitung von Ulrich Fischer. Publiziert wurden diese von Ulrich Fischer in den Schriften des Frankfurter Museums für Vor- und Frühgeschichte sowie in den Fundberichten aus Hessen. Festgestellt wurden Teile der Westfront des sogenannten Steinkastells, Umwehrung und vorgelagerte Strukturen. In der direkten Umgebung wurden weitere Funde und Befunde gemacht. Diese Planlage muss nur durch einen modernen Brunnenfund (HED 42, 1989, HED 30 1991/92 im Bereich der Geschwister-Scholl-Schule und 1989 westlich des jüdischen Friedhofs eine Wasserleitung) ergänzt werden. Der Jüdische Friedhof liegt unmittelbar vor der westlichen Umwehrung des Kastells und somit im Bereich des ehemaligen Lagerdorfes bzw. der späteren Stadt "Nida". Der christliche Friedhof liegt im Bereich von Mansio ("Prsetorium") und Westthermen. In beiden Arealen sind neben Funden auch mehr oder weniger gestörte Baubefunde zu erwarten. Daher werden alle geplanten Erdarbeiten durch das Denkmalamt denkmalrechtlich mit Bedingungen gemäß hessischem Denkmalschutz beschieden und entsprechend vollumfänglich archäologisch betreut.