Sicherstellung der Stormversorgung im Frankfurter Westen
Stellungnahme des Magistrats
Der Magistrat teilt mit, dass der Energieverbrauch/Wärmebelastung der westlichen Stadtteile nur unvollständig wiedergegeben werden kann, da eine Erfassung dieser Daten nicht stadtteilweise erfolgt. Aus der Datenerfassung zur Energie und CO2-Bilanz für Frankfurt, den Veröffentlichungen des Industrieparkbetreibers und eigenen Recherchen ergibt sich jedoch folgendes Bild: Nach eigenen Angaben verbraucht der Industriepark Höchst 2.000 GWh Strom und 3.500 GWh Wärme. Die Energie kann jedoch nicht vollständig der Frankfurter Gemarkung zugerechnet werden, da sich ein Teil des Industrieparks außerhalb Frankfurter Territoriums befindet. Von der elektrischen Energie werden etwa 3/4 im Industriepark selbst produziert - vornehmlich mit Erdgas. Der Stromverbrauch der Rechenzentren im Frankfurter Westen konzentriert sich auf das Gewerbegebiet Wilhelm-Fay-Straße. Die Syna beliefert sowohl dieses Gebiet als auch E-Shelter in Rödelheim. Nach Angaben der Syna wurden im Jahr 2020 an Rechenzentren im Stadtgebiet 524 GWh Strom geliefert. Der Strombedarf der Privathaushalte und Kleingewerbe im Westen lag 2020 bei etwa 143 GWh. Folgend die Entnahmemengen im gesamten Stadtgebiet von Frankfurt durch die Syna GmbH: Art Entnahmen 2020 [kWh] Wärmepumpe, Speicherheizung 3.181.401 Straßenbeleuchtung 2.725.243 SLP (Haushalt + Gewerbe) 125.780.844 RLM (Industrie + Rechenzentren) 772.037.186 Summe 903.724.674 Die Wärmebelastung im Frankfurter Westen im Bestand ist unterschiedlich und vor allem von der Bebauungsdichte und dem Versiegelungsgrad abhängig. Je nachdem wie viel Begrünung vorhanden ist, fällt die Wärmebelastung durch Verschattung und Verdunstungskühle geringer aus. Wesentlich ist auch die Lage zu Kalt- bzw. Frischluftentstehungsgebieten, denn eine gute Durchlüftung sorgt für entsprechende Luftbewegung und Luftaustausch. Die zusätzliche Wärmebelastung durch die Rechenzentren ist durch die Abführung der Abwärme über Dachniveau derzeit nicht gravierend. Zu Frage 2: Wie hoch ist der jeweilige CO2-Fußabdruck (in Bezug auf Industrie, Gewerbe, Rechenzentren und Privathaushalte)? Es gab im Jahr 2019 im Rahmen der Potenzialstudie erneuerbare Energien für Siedlungsgebiete in Frankfurt für die Stadtteile Griesheim Mitte, Nied und Sossenheim detaillierte Abschätzungen zum Ist-Zustand und zur möglichen Dekarbonisierung der Wärme und Stromversorgung dieser Stadtteile: Griesheim Mitte Nied Sossenheim Baufläche 97 ha 134 ha 85 ha Anteil Wohnen 47% 87% 90% Einwohner 8.000 20.000 15.000 Wärmebedarf 46 GWh 109 GWh 62 GWh Strombedarf 21 GWh k.A. 18 GWh CO2 Emissionen gesamt 24.000 Tonnen 29.000 Tonnen 26.500 Tonnen CO2 nur Haushalte 9.800 Tonnen 27.500 Tonnen 22.300 Tonnen Pro Einwohner (nur private HH) 1,22 Tonnen 1,39 Tonnen 1,49 Tonnen Einsparpotenzial Wärme 50% 50% 50% Einsparpotenzial Strom 30% 30% 30% Potenzial Stromerzeugung PV 21 GWh 29 GWh 29 GWh Bisher genutztes Potenzial 1,4% 0,7% 0,5% Zu Frage 4: Ist die Stromversorgung der Privathaushalte genauso gesichert wie die Stromversorgung der Industrie, der Gewerbe und der Rechenzentren? Der Magistrat weist darauf hin, dass es keinen Unterschied in der Versorgung unterschiedlicher Stromkunden gibt. Zu Frage 5: Sind die Stromlieferanten in der Lage, den massiv steigenden Stromverbrauch abzudecken und ist im Falle eines Ausfalls bei steigendem Stromverbrauch eine Notstromversorgung für alle Nutzer gewährleistet? Eine jederzeit gesicherte Stromversorgung umfasst mehrere Aspekte - von ausreichend Erzeugungskapazitäten über einen zügigen Ausbau der Stromnetze bis hin zu Fragen der Beschaffung durch Stromlieferanten am Strommarkt. Dies Alles erfordert ein gemeinsames Handeln von Bund, Ländern und Kommunen zusammen mit den verschiedenen Akteuren der Energiewirtschaft. Gleichwohl werden die entscheidenden Weichen dafür im Bund und der EU gestellt. Ausgehend von einer Prognose des künftigen Strombedarfs werden beispielsweise Anreize zum Bau neuer Erzeugungsanlagen gesetzt, etwa durch Ausschreibungen, oder bestehende Kraftwerke als Reservekapazität vorgehalten. Die Sicherheit der Stromversorgung wird dabei durch ein engmaschiges Monitoring fortwährend überprüft. Dazu gehören auch Überlegungen, ob und welche Maßnahmen über den bestehenden Strommarkt hinaus womöglich in Zukunft nötig sein könnten, um ausreichend gesicherte Leistung vorzuhalten und beschaffen zu können. Die Süwag AG unterstreicht im Gespräch mit dem Magistrat, als Stromlieferant mit dem Stromverbrauch ihrer Stromkunden in Zukunft mitwachsen und hinreichend ‒ auch überregionale ‒ Möglichkeiten nutzen zu wollen, um die Stromlieferverträge zu erfüllen. Die Syna bestätigt gegenüber dem Magistrat, dass das Stromnetz nach Stand der Technik für die derzeitigen Anforderungen ausgelegt ist. Ebenso wird eine kontinuierliche Instandhaltung sowie eine kontinuierliche Verbesserung der Substanz des Netzes durch Investitionen bestätigt. In den nächsten Jahren seien weiterhin signifikante Investitionen geplant. Die Stromnetze seien redundant ausgelegt und je nach Spannungsebene unmittelbar oder nach Umschaltung auch bei Ausfällen von Betriebsmitteln wieder verfügbar ((n-1)-Kriterium). Eine Wiederversorgung im Störungsfall werde in enger Abstimmung zwischen Netzbetrieb und Netzführung zu jederzeit sichergestellt und gehöre zu den Kernaufgaben eines Netzbetreibers. Für Extremereignisse mit großflächigen Konsequenzen verfügt die Syna über ein professionelles Krisenmanagement, welches die Syna am 11.01.2022 dem Ortsbeirat vorgestellt hat. Zu Frage 6: Wie sehen die Maßnahmen der Syna aus, um die Stromversorgung im Frankfurter Westen zu sichern? Gibt es ein Konzept insbesondere mit Blick aufsteigenden Strombedarf? Wie sehen die Ausbauvorhaben aus? Für die Netze der Mittel- und Niederspannung der Syna sei derzeit ein mittel- und langfristiges Zielkonzept in Arbeit und teilweise bereits in der Umsetzung. Dieses enthält Maßnahmen zur Verbesserung der Zuverlässigkeit und zur Erhöhung der Redundanz im Netz der westlichen Stadtteile. Maßnahmen, die abgeleitet und nun umgesetzt würden, beinhalten eine schrittweise weitere Umstellung von 10 kV auf 20 kV in der Mittelspannung sowie den Einsatz intelligenter Ortsnetzstationen. Diese Maßnahmen sollen neben der Zuverlässigkeitsverbesserung auch der Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten im Netz bei steigender Last dienen, z.B. durch den Zuwachs an Elektromobilität. Die Umspannanlage in Höchst soll einer Komplettrevision unterzogen, teilweise erneuert und um eine georedundante Auslegung ergänzt werden. Derzeit soll durch eine mobile Schaltanlage, die kurzfristig am Standort Höchst zum Einsatz gebracht wurde, eine zusätzliche Absicherung hergestellt werden. In den Hochspannungsnetzen der Syna erfolge eine detaillierte Zielnetz- und Ausbauplanung, um ausreichende Netzinfrastrukturen für den stark steigenden Leistungsbedarf im Frankfurter Raum in der Hochspannungsebene zur Verfügung zu stellen. Diese Netzentwicklung erfolge in enger Abstimmung mit den Netzanschlusskunden der Hochspannungsebene und dem vorgelagerten Übertragungsnetzbetreiber Amprion.