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Insektenhotels im Stadtteil

Vorlagentyp: ST Magistrat

Inhalt

S A C H S T A N D : Stellungnahme des Magistrats vom 16.07.2018, ST 1240 Betreff: Insektenhotels im Stadtteil Insekten leisten wichtige Beiträge zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und sind zudem für Stoff- und Energieflüsse in Ökosystemen von hoher Bedeutung. Als Blütenbestäuber nehmen viele Insektenarten eine Schlüsselfunktion in unseren Ökosystemen ein, so dass der Erhalt und die Förderung von Insekten auch für die Stadt Frankfurt am Main von besonderer Bedeutung sind. Ein dramatischer Rückgang der Biomasse und auch der Artenvielfalt ist zu verzeichnen. Unterschiedliche Bedrohungsfaktoren, insbesondere die Intensivierung der Landwirtschaft mit ihren Pestizideinsätzen und Monokulturen sowie die Strukturverarmung der Landschaft und damit einhergehender Veränderung und Verlust von Lebensräumen, stehen primär in der Diskussion um das Insektensterben und die Bestandsrückgänge. Als Konsequenz und im Kontext limitierter finanzieller Ressourcen im Naturschutz setzen die Aktivitäten der Stadt Frankfurt beim Schutz des Lebensraumes und der Diversifizierung der Landwirtschaft an. Folgende Maßnahmen und Programme der Stadt Frankfurt am Main bestehen bereits bzw. sind in der (Weiter-)Entwicklung und tragen zum Erhalt und zur Förderung von Insekten im Offenland bei: Frankfurter Biodiversitätsklausel Seit 2012 gilt im Pachtvertrag für Ackerland der Stadt Frankfurt am Main die "Biodiversitätsklausel". Diese schreibt vor, dass ab einer Pachtfläche von mehr als 5000 Quadratmetern auf ein Prozent der von der Stadt gepachteten Fläche konkrete Maßnahmen für die Arten- und Biotopvielfalt durchgeführt werden müssen. Von sechs möglichen Maßnahmen ist die am häufigsten gewählte Maßnahme (in 2017 etwa die Hälfte: 37 Maßnahmen von 75 Landwirten) die Anlage von ein- oder mehrjährigen Blühstreifen und Blühflächen. Dadurch wird das Blütenangebot und somit die Nahrungsgrundlage für Bestäuber erhöht. Frankfurter Arten- und Biotopschutzkonzept Das Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main ist gemäß Stadtverordnetenbeschluss beauftragt worden, ein Arten- und Biotopschutzkonzept für Frankfurt am Main zu erstellen. Das Konzept wird in den nächsten 2 Jahren von einem Fachbüro in enger Abstimmung mit dem Umweltamt entwickelt und fachlich von einem Fachbeirat sowie einem Expertengremium lokaler Experten/Gebietskenner begleitet. Dabei werden einerseits konkrete Artenhilfsmaßnahmen als auch Maßnahmen zum Erhalt und zur Vernetzung von Biotopen konzipiert. Ziel des Frankfurter Arten- und Biotopschutzkonzepts ist es, als naturschutzfachliche Grundlage und strategische Leitlinie einen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität in Frankfurt zu leisten. Da in dem Expertengremium sowohl Entomologen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung sowie der Faunistischen Landesarbeitsgemeinschaft Hessen (FLAGH) vertreten sind, wird sichergestellt, dass Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung von Insekten in das Konzept eingehen und im Anschluss umgesetzt werden. Förderung von Streuobstwiesen Um die Frankfurter Streuobstwiesen, die Lebensraum und ein hohes Blütenangebot für Insekten aufweisen, zu sichern und zu erhalten, hat die Stadt Frankfurt am Main im Jahr 1991 ein Förderprogramm ins Leben gerufen. Seitdem gibt es auf Antrag Zuschüsse für Baumschnitt und Neuanpflanzungen. Wiesen-Konzept Seit 2013 verfolgt das Grünflächenamt verstärkt das Ziel, artenarme Grünflächen in artenreiche Wiesen umzuwandeln. So wird mehr Vielfalt ins öffentliche Grün gebracht und zugleich das Blütenangebot in Grünanlagen, Parks oder am Straßenrand für Insekten erhöht. Seit April 2016 beteiligt sich die Stadt Frankfurt am Main mit dem Grünflächenamt als eine von insgesamt fünf Pilotkommunen am bundesweiten Förderprojekt ́Stadtgrün-Artenreich und Vielfältig` mit einer Projektfläche in der Gerbermühlstrasse. Projektpartner sind das Bündnis "Kommunen für Biologische Vielfalt" und die Deutsche Umwelthilfe. Finanziert wird das Projekt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung der Bürgerschaft sind entscheidend für den Erfolg von Natur- und Artenschutzmaßnahmen - auch für Insekten. Das Frankfurter Bildungsprogramm "Entdecken, Forschen, Lernen" erreicht jährlich über 20.000 Interessierte aller Altersklassen, so dass durch gezielte Naturerfahrung und Naturerlebnisse, u.a. auch mit Insekten als Schwerpunkt, der Wert der Natur ins Bewusstsein rückt und das Entstehen von gesellschaftlichem Engagement unterstützt wird. Darüber hinaus werden u.a. Kindertagesstätten und Schulen beim Vorkommen von Wildbienen vom Umweltamt beraten sowie z.B. die Errichtung des Insektenhotels am Alten Flugplatz Bonames/Kalbach medial begleitet. Städte wagen Wildnis Im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit geförderten Projekts können sich in zwei Modellgebieten in Frankfurt am Main - im Nordpark und am Monte Scherbelino - Stadtwildnis-Gebiete etablieren. Die eigendynamische Entwicklung von Stadtwildnis und das Zulassen ungesteuerter Prozesse bewirken das Entstehen weiterer, auch für Insekten attraktiver Lebensräume. Der Magistrat - Umweltamt - begrüßt grundsätzlich die standörtlich sinnvolle Errichtung von Insektenhotels im naturnahen und blütenreichen Offenland, wie dies z.B. vom NABU-Harheim am NSG Harheimer Ried erfolgt ist. Die dargestellten unterschiedlichen Programme und Konzepte zeigen auf, dass der Magistrat Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität einschließlich Maßnahmen gegen die Bestandsrückgänge von Insekten im Offenland im Rahmen der personellen Möglichkeiten ergreift. Um den effizienten Einsatz von Mitteln zu gewährleisten, liegt hierbei allerdings der Schwerpunkt auf dem Schutz des Lebensraumes. Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage: Anregung an den Magistrat vom 19.04.2018, OM 3060 Antrag vom 28.08.2018, OF 531/3