a) Griesheim: Benennung der Clubräume im Bürgerhaus Griesheim b) Saalbauten im Frankfurter Westen: Neue Namen für die Veranstaltungsräume prüfen
Stellungnahme des Magistrats
Der Magistrat hat die ABG FRANKFURT HOLDING (ABG) gebeten, zu der vorbezeichneten Thematik Stellung zu nehmen. Die ABG teilt hierzu mit, dass alle betroffenen Ortsbeiräte, so auch der Ortsbeirat 6, mit Schreiben vom 16.06.2021 an die Ortsvorsteherin über die beabsichtigten Umbenennungen der Veranstaltungsräume in den Saalbauten informiert worden seien. Die ABG teilt weiter mit, dass sie die Saalbauten als Veranstaltungshäuser verstünde, die allen Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern offenstehen und nicht speziell für einen Stadtteil. Entsprechend sind einige Veranstaltungsräume nach historischen Frankfurter Persönlichkeiten benannt worden, ohne dass diese in einer direkten Beziehung zu einem betreffenden Stadtteil gestanden hätten. Im Vorfeld der nun an den Magistrat herangetragenen Anregungen des Ortsbeirats 6 (OM 1309 und 1310 aus dem Jahr 2022) habe sich nach Auskunft der ABG keiner der Ortsbeiräte mit Änderungswünschen an die SAALBAU Betriebsgesellschaft mbH gewandt. Die neue Beschilderung aller Veranstaltungsräume sei bereits beauftragt. Der Magistrat teilt grundsätzlich die Ansicht der ABG, dass die Saalbauten allen Frankfurterinnen und Frankfurtern offenstehen. Dies steht aus Sicht des Magistrats nicht im Widerspruch zu einer frühzeitigen Einbindung des zuständigen Ortsbeirats in die Namensfindung, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Aufgabe der Ortsbezirke zuvorderst ist, die Beziehungen der im Stadtteil ansässigen Bürgerschaft zu den Organen der Stadt zu fördern und eine Identifikation der Stadtteilbevölkerung mit dem örtlichen Saalbau wünschenswert ist. Dabei ist nach Auffassung des Magistrats auch die Benennung von Räumen nach bedeutenden Persönlichkeiten aus dem Stadtteil als ein, aber nicht als ausschließliches Kriterium, wünschenswert. Der Magistrat wird der ABG nahelegen, zeitnah den Dialog mit dem zuständigen Ortsbeirat 6 zu suchen und ggf. eine Neubenennung in die Wege zu leiten, wo sich kein unmittelbarer Bezug zu Griesheim oder den umliegenden Stadtteilen oder zur Stadt Frankfurt am Main insgesamt herstellen lässt. Dies vorausgeschickt werden die Fragen wie folgt beantwortet: Zu 1.: Die Veranstaltungsräume in den Saalbauten trugen bislang, mit Ausnahme des Saalbaus Gutleut und des Saalbaus Rathaus Seckbach, nur wiederkehrende Funktionsnamen, zum Beispiel Saal, Großer Saal, Kleiner Saal oder Clubraum 1, Clubraum 2 etc. Für eine zeitgemäße, ansprechende Vermarktung der Veranstaltungsräume - insbesondere auch für nichtbezuschusste Veranstaltungen - sowie die eindeutige Identifizierung der Veranstaltungsräume im Verbund aller Saalbauten wurden nun sprechende, nur einmal vorkommende Namen vergeben. Zu 2. und 3.: Ein einheitliches Vorgehen bei der Namensfindung ließ sich nach Auffassung der SAALBAU Betriebsgesellschaft mbH angesichts der Fülle an Räumen nicht umsetzen. Häufig spielten die örtlichen oder historischen Gegebenheiten vor Ort eine zentrale Rolle. So sind beispielsweise für die Bezeichnungen Raum Hohengraben, Raum Lindenhag und Raum Sandkaute im Saalbau Nied historische Nieder Flurnamen die Namensgeber, die Veranstaltungsräume im Saalbau Stadthalle Zeilsheim dagegen sind nach Gipfeln des nahen Taunus benannt. Die Raumbenennungen im Saalbau BiKuZ Höchst, im Saalbau Volkshaus Sossenheim, im Saalbau Goldstein und im Saalbau Griesheim speisen sich aus der Geschichte des jeweiligen Stadtteils. Dabei wurden des Öfteren Veranstaltungsräume nach historischen Persönlichkeiten benannt, die entweder in dem jeweiligen Stadtteil gelebt hatten oder auf andere Weise mit diesem Stadtteil verbunden waren. Beispiele für das letztgenannte Benennungsmotiv sind zum Beispiel der Ernst May-Saal und der Heinrich Siesmeyer-Raum im Saalbau Goldstein sowie der Ludwig Hofmann-Raum im Saalbau Sossenheim. Zu 4.: Die Namensfindung erfolgte auf Grundlage von Vorschlägen von Mitarbeiter*innen des ABG-Konzerns, die Ortbeiräte wurden wie in der Vorbemerkung beschrieben einbezogen. Zu 5.: Chimborazo-Saal und August Euler-Raum Chimborazo lautet im Volksmund der Name einer Sanddüne in Griesheim bei Darmstadt. Dort starteten 1909 die in Deutschland ersten Flugversuche mit Motorflugzeugen. Doch auch der Exerzierplatz im heutigen Frankfurt-Griesheim wurde ab 1910/11 für frühe motorisierte Flugversuche genutzt. Bereits zuvor wurden vom Frankfurter Griesheim aus zahlreiche, von der Chemiefabrik Elektron Griesheim gesponserte Ballonfahrten zu wissenschaftlichen und später auch zu sportlichen Zwecken unternommen. Einer der wichtigsten Pioniere der motorisierten Luftfahrt in Deutschland war August Euler. Er gründete zunächst eine Fabrik für Motorflugzeuge in Griesheim bei Darmstadt, verlagerte diese jedoch 1912 nach Frankfurt. Hier wurde unter anderem der Gelbe Hund, ein Postflugzeug, gebaut. August Euler wurde in einem Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof von Frankfurt am Main bestattet. Erwähnenswert ist außerdem, dass sich August Euler ausschließlich für die zivile Luftfahrt interessierte. Mit den Namen Chimborazo-Saal und August Euler-Raum wird auf die Bedeutung des Frankfurter Griesheim in den Anfängen der motorisierten Luftfahrt hingewiesen. Dabei war es die Intention der SAALBAU Betriebsgesellschaft mbH, mit einem Augenzwinkern auch zu thematisieren, dass die "anderen" Griesheimer im Hinblick auf motorisierte Flugversuche ein wenig schneller waren. Auch, dass August Euler seine Fabrik nicht nach Frankfurt Griesheim verlagerte, sondern auf die andere Seite des Mains nahe Niederrad, ist kein Hinderungsgrund, einen Veranstaltungsraum im Saalbau Griesheim nach ihm zu benennen. So undurchlässig sollten die Stadtteilgrenzen in Frankfurt nicht sein. Ludwig Hofmann-Raum Ludwig Hofmann war Architekt und Denkmalpfleger. Von 1904 bis zu seinem Tod 1933 war er Kirchenbaumeister der Evangelischen Landeskirche in Nassau. Er plante und baute rund sechzig neue Kirchen, darunter die bereits 1889 fertiggestellte, denkmalgeschützte evangelische Kirche in Sossenheim, ein beeindruckender neugotischer Saalbau mit seitlichem Turm, der die Ortsmitte von Sossenheim entscheidend prägt. Raum Lindenberg Dieser Raum ist nicht nach einem noch lebenden Musiker benannt, sondern, ebenso wie alle Veranstaltungsräume im Saalbau Stadthalle Zeilsheim (Feldberg-Saal, Altkönig-Saal, Raum Rabenkopf und Raum Hohe Kanzel) nach einem Tanusgipfel. Der Lindenberg ist 541,3 Meter hoch, liegt bei Oberstedten im Hochtaunuskreis und ist ungefähr 13 Kilometer Luftlinie vom Saalbau Stadthalle Zeilsheim entfernt.