Gedenktafel zur Erinnerung an die Jüdische Gemeinde Niederursel
Vorlagentyp: OM
Inhalt
S A C H S T A N D :
Anregung an den Magistrat vom 20.06.2013, OM
2308 entstanden aus Vorlage:
OF 331/8 vom
05.06.2013 Betreff: Gedenktafel zur Erinnerung an die Jüdische
Gemeinde Niederursel Der Magistrat wird gebeten, mit dem Evangelischen
Regionalverband Frankfurt zu klären, ob an oder in dem Haus Alt-Niederursel 3,
derzeit noch Kindergarten der Ev. Kirchengemeinde Niederursel, eine Gedenktafel
zur Erinnerung an die Jüdische Gemeinde Niederursel angebracht werden kann.
Eine Finanzierung aus Mitteln seines Budgets stellt der Ortsbeirat in
Aussicht. Begründung: Die beiden Friedhöfe entlang des Oberurseler Weges
erinnern an die Existenz einer Jüdischen Gemeinde in Niederursel, die zwischen
dem frühen 18. und dem 20. Jahrhundert bestand. Nach der Realteilung des Dorfes
1714 war es Juden gegen die Zahlung eines "Schutzgeldes" erlaubt, in der zu
Solms-Rödelheim gehörenden Dorfhälfte zu siedeln. Die Gemeinde war zwar arm,
aber sie wuchs stetig (bis 1811 auf 130 Personen) und konnte sich 1848 durch
den Bau einer Synagoge auf der heutigen Liegenschaft Alt-Niederursel 3
festigen. Antisemitische Vorfälle führten gleichwohl zu einem Rückzug der Juden
aus Niederursel. 1865 kam es zur Auflösung der Gemeinde sowie zur Schließung
der Synagoge. Manfred Gerner schreibt dazu in seinen "Chronikalischen
Aufzeichnungen" zu Niederursel: "Das Grundstück mit der Synagoge schenkte der
Jude Goldschmidt der evangelischen Gemeinde, die 1910 statt des Bethauses eine
Kleinkinderschule errichtete, bei deren Bau die Sockelsteine der Synagoge
mitverwendet wurden." 1898 lebten nur noch 13 Juden in Niederursel, 1933 waren
es nach Angaben der Volkszählung in diesem Jahr wieder 18; die beiden Friedhöfe
wurden in der NS-Zeit zerstört. Was aus der jüdischen Bevölkerung Niederursels
wurde, ist bislang nicht erforscht. Durch eine Dokumentation des Bundesarchivs
und der Internetplattform "Alemannia-Judaica" sind aber die Namen von zwei
gebürtigen Niederurselern bekannt, die im Getto Litzmannstadt beziehungsweise
im Konzentrationslager Auschwitz ums Leben kamen. Eine Gedenktafel am oder im
Gebäude der ehemaligen Synagoge könnte an die wechselhafte Geschichte der
Jüdischen Gemeinde des heutigen Frankfurter Stadtteils erinnern.
Antragstellender Ortsbeirat:
Ortsbeirat 8
Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage:
Stellungnahme des
Magistrats vom 06.09.2013, ST 1368
Anregung an den
Magistrat vom 03.11.2016, OM 844
Aktenzeichen: 41