Benennung des künftigen Eingangsplatzes des Jüdischen Museums als „Bertha-Pappenheim-Platz“
Vorlagentyp: OI
Inhalt
S A C H S T A N D :
Initiative vom 18.09.2018, OI 22 entstanden aus Vorlage:
OF 707/1 vom
03.09.2018 Betreff: Benennung des künftigen Eingangsplatzes des
Jüdischen Museums als "Bertha-Pappenheim-Platz"
Der Magistrat wird gemäß § 3
Absatz 3 Satz 2 Ziffer 1 der Geschäftsordnung der Ortsbeiräte aufgefordert, den
im Entstehen begriffenen Eingangsplatz des Jüdischen Museums - ein Platz
zwischen Rothschild-Palais und dem (neuen) Erweiterungsbau, der sich Richtung
Untermainanlage öffnet und nunmehr den Zugang zum neuen Jüdischen Museum bilden
wird - in "Bertha-Pappenheim-Platz" zu benennen und dies außerdem zur Adresse des
Jüdischen Museums zu machen. Das erneuerte und nunmehr erweiterte Jüdische Museum
wird durch den Umbau auch einen neuen repräsentativen Eingang erhalten. Der
Zugang erfolgt über einen Platz zwischen Rothschild-Palais und Erweiterungsbau,
der sich Richtung Untermainanlage hin öffnet. Bereits früh entstand unter den Mitgliedern und
Verantwortlichen des Jüdischen Museums der Wunsch, diesen Platz nach einer
wichtigen jüdischen Persönlichkeit aus Frankfurt zu benennen und zur neuen
Adresse des Jüdischen Museums zu machen. Daher haben die handelnden Personen des Jüdischen
Museums bei mehreren Gelegenheiten ihr Publikum befragt, welche
Persönlichkeiten dafür infrage kommen. Mit großem Abstand zu allen anderen
Personen erwies sich dabei die Sozialarbeiterin und Frauenrechtlerin Bertha
Pappenheim als eindeutige Favoritin. So wurden sowohl die Besucherinnen und Besucher des
Pop Up Monuments als auch die des Pop Up Boats in den vergangenen Jahren auf
partizipative Art und Weise an den Themen des Jüdischen Museums beteiligt. Im
letzten Jahr wurde etwa gefragt: "Wie sollte der neue Museumsvorplatz heißen?",
"Welche Persönlichkeit aus Geschichte und Gegenwart würden Sie gerne näher
kennenlernen?" Beide Befragungen kamen zu demselben
Ergebnis: Die Besucherinnen und Besucher entschieden sich für Bertha
Pappenheim. Dies ist unter anderem deshalb erstaunlich, weil die Frauen- und
Sozialrechtlerin im ersten Fall gar nicht als mögliche Namensgeberin des
Platzes vorgeschlagen wurde und sie sich im zweiten Fall gegen so illustre
Persönlichkeiten wie Fritz Bauer und Martin Buber durchsetzen konnte. Dieses
Votum wird als ein klarer Auftrag an das Museum gesehen, nämlich Bertha
Pappenheim in Frankfurt, ihrem Wohn- und Wirkungsort, eben die Würdigung
zukommen zu lassen, die ihr gebührt. Bertha Pappenheim (1859-1936) wurde als eine der
ersten von Sigmund Freud behandelten Hysterikerinnen unter dem Pseudonym "Anna
O." bekannt und war eine der wichtigsten deutschsprachigen Frauenrechtlerinnen
und Sozialreformerinnen des frühen 20. Jahrhunderts. 1859 in Wien geboren, zog Bertha Pappenheim 1888 nach
Frankfurt und arbeitete zunächst ehrenamtlich in verschiedenen sozialen
Einrichtungen. 1904 gründete sie in Frankfurt den Jüdischen Frauenbund. Zu den
Maßnahmen des Frauenbundes gehörte die Errichtung eines Mädchenwohnheims im
nahe gelegenen Neu-Isenburg, um nicht ehelichen oder von Mädchenhandel und
Prostitution bedrohten jüdischen Frauen Unterstützung zu bieten. Das Haus war
Pappenheims Lebenswerk und wurde von ihr bis zu ihrem Tod 1936 geleitet.
Die Frauenrechtlerin forderte mehr Mitspracherechte
in den jüdischen Gemeinden und eine Reform der Liturgie, die eine aktive
Beteiligung von Frauen am Gottesdienst ermöglichen sollte. Darüber hinaus
spürte sie den weiblichen Traditionen im aschkenasischen Judentum nach und
entdeckte dabei die von und für Frauen geschriebenen Texte der Frühen
Neuzeit. Nach einer Vorladung bei der Geheimen
Staatspolizei starb sie am 28. Mai 1936 in Neu-Isenburg. In der Sammlung des Jüdischen Museums befindet sich
ein Teil des Nachlasses von Bertha Pappenheim - auch dies ist ein Grund, warum
sich das Jüdische Museum gerne dafür einsetzt, ihr in Frankfurt einen
sichtbaren öffentlichen Ort zu verschaffen, indem der zukünftige
Museumsvorplatz in "Bertha-Pappenheim-Platz" benannt werden sollte. Bisher war Bertha Pappenheim nur mit einem kleinen
Weg im Neubaugebiet Riedberg gewürdigt worden, was der Bedeutung Bertha
Pappenheims in keiner Weise gerecht w ird. Dieser Weg
wurde im Juni in Frida-Amram-Weg umbenannt, sodass der Benennung einer anderen
Fläche nach Bertha Pappenheim nichts im Wege steht. Antragstellender Ortsbeirat:
Ortsbeirat 1
Vertraulichkeit: Nein Versandpaket: 26.09.2018
Aktenzeichen: 62 2