Frankfurt endet nicht am Main - die Sperrung des Mainkais und die Folgen für den Frankfurter Süden
Vorlagentyp: OF fraktionslos
Begründung
Der Main ist die wichtigste Lebensader der Stadt. Er nimmt eine zentrale Bedeutung für die Stadt Frankfurt am Main ein - auf der nördlichen und auf der südlichen Seite. Die Stadt scheint völlig auf Planungen in der Innenstadt mit kaum 11.000 Einwohnern fixiert zu sein, vor allem darauf, den Mainkai zu sperren. Es stellt sich die Frage: gibt es keine dringenderen Probleme in der Stadt, als dies Paradebeispiel einer gerechten Straßenaufteilung mit breiten Fuß-und Radwegen zu sperren? Warum kümmert sich die Stadt nicht zunächst um die Grundversorgung in der Stadt, um die zahlreichen maroden Straßen und Brücken, um einen funktionierenden ÖPNV und um fehlende Rad- und Fußwege und um Schulwegsicherung? Die mehr als 100.000 Menschen in den südlichen Stadtteilen sind jedenfalls im besonderen Maße Lärm und Schadstoffen aus Pendler- und Flugverkehr ausgesetzt. Die Belastungsgrenze ist bereits erreicht.
Inhalt
S A C H S T A N D :
Antrag vom 05.11.2023,
OF 973/5 Betreff: Frankfurt endet nicht am Main -
die Sperrung des Mainkais und die Folgen für den Frankfurter Süden
Vorgang: OM 4109/23 OBR 5;
ST 2054/23 Der Ortsbeirat bittet den
Magistrat, vor einer Sperrung des Mainkais folgende Punkte zu
berücksichtigen: Die Folgen einer Sperrung dieser Ost-West Verbindung
auf der nördlichen Mainseite für die Infrastruktur auf der südlichen Seite sind
zu minimieren: Ein dicht
besiedeltes Wohngebiet mit neun Schulen, ein Krankenhaus, zwei Alten- und
Pflegeheime, zahlreiche Kitas und das international bekannte Museumsufer
befinden sich gegenüber dem Mainkai. Fast alle Straßen sind als Schulwege
klassifiziert. Sachsenhausen ist der kinderreichste Stadtteil Frankfurts. Die
Sicherheit der Schulkinder, wie auch des Fuß- und Radverkehrs muss auch in
Sachsenhausen oberste Priorität haben. In der ST 2054 antwortet die Stadt Frankfurt auf die
Bitte des Ortsbeirats um ein Verkehrskonzept (OM 4109), dass sich laut einer
Studie der Verkehr bei einer Straßensperrung einfach vaporisiert.
("Traffic evaporation"). Das mag in manchen Städten so sein. In einer
Stadt mit 500.000 Ein- und Auspendlern täglich löst sich der Verkehr nicht
einfach in Luft auf, wenn man eine Straße sperrt. Es wird bezweifelt, dass
diese Erklärung belastbar ist. Durch ein valides Verkehrskonzept, Verbesserung des
ÖPNV Angebots und P&R Möglichkeiten ist dafür zu sorgen, den motorisierte
Pendlerverkehr durch Sachsenhausen in die Innenstadt zu reduzieren. Es muss
möglich sein, auch ohne Auto gut und sicher in die Stadt zu kommen. Der Punkt im Koalitionsvertrag :"Die Stadtteile - vor
allem Sachsenhausen - sollen durch den autofreien Mainkai nicht zusätzlich
belastet werden..." ist zu beachten. Dazu sollen in einem transparenten Verfahren valide
Zahlen auf der Basis qualifizierter Verkehrszählungen zu Verkehrsaufkommen und
Fahrzeugkategorie erhoben und veröffentlicht werden. Es geht vor allem um die
Vergleichswerte in den Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags. Der
Ortsbeirat ist in den Prozess einzubeziehen. Vor einer erneuten Sperrung des Mainkais ist
darzulegen, wie sich der Kfz-Verkehr vor, während und nach der Versuchsphase
der Mainkaisperrung im Umfeld und insbesondere in Sachsenhausen verteilt hat.
Der diesbezügliche Bericht des Magistrates zu den Auswirkungen der
Mainkaisperrung im Sommer 2022 ist im Hinblick auf die Auswirkungen auf
Sachsenhausen unvollständig. Hier interessieren insbesondere entsprechende
Verkehrsbelastungen (als DTV-Werte, differenziert nach Fahrzeugkategorien) an
neuralgischen Streckenzügen und Knotenpunkten in Sachsenhausen, auch am
Schweizer Platz.
Begründung: Der Main ist die wichtigste Lebensader der Stadt. Er
nimmt eine zentrale Bedeutung für die Stadt Frankfurt am Main ein - auf der
nördlichen und auf der südlichen Seite. Die Stadt scheint völlig auf Planungen in der
Innenstadt mit kaum 11.000 Einwohnern fixiert zu sein, vor allem darauf, den
Mainkai zu sperren. Es stellt sich die Frage: gibt es keine dringenderen
Probleme in der Stadt, als dies Paradebeispiel einer gerechten
Straßenaufteilung mit breiten Fuß-und Radwegen zu sperren? Warum kümmert sich
die Stadt nicht zunächst um die Grundversorgung in der Stadt, um die
zahlreichen maroden Straßen und Brücken, um einen funktionierenden ÖPNV und um
fehlende Rad- und Fußwege und um Schulwegsicherung? Die mehr als 100.000 Menschen in den südlichen
Stadtteilen sind jedenfalls im besonderen Maße Lärm und Schadstoffen aus
Pendler- und Flugverkehr ausgesetzt. Die Belastungsgrenze ist bereits erreicht.
Das Verkehrschaos durch die Sperrung
des Mainkais auf der südlichen Main Seite, wird von den Verantwortlichen in der
Stadt ignoriert. In der ST 2054 soll diese verantwortungslose Haltung
anscheinend legitimiert werden: "Traffic evaporation" besagt, dass das
Verkehrsaufkommen nicht wie Flüssigkeit eins zu eins an anderer Stelle
abfließt, sondern sich insgesamt - im Anschluss an die Intervention und
Straßenumgestaltung - verringert. Für diesen englischsprachigen Terminus gibt
es bisher im Deutschen keinen treffenden Fachbegriff. Jedoch liegen u.a. mit
der oben genannten wissenschaftlichen Untersuchung des Deutschen Instituts für
Urbanistik (Difu) auch Forschungsergebnisse aus deutschen Städten vor, die das
Phänomen bestätigen. Das mag in manchen Städten funktionieren. In einer
Stadt mit 400.000 Ein- und 100.000 Auspendlern täglich vaporisiert der Verkehr
nicht einfach. In der besagten Studie wurden hauptsächlich Straßen in Mittel
und Kleinstädten und vor allem keine wichtigen Verkehrsachsen in Städten mit
großem Pendleraufkommen gesperrt. Laut "Masterplan Mobilität" nutzen 70 % der Menschen,
die von mehr als 10 km außerhalb kommen, das Auto - aber nur ca. 20% der
Menschen, die in Frankfurt leben. In Ermangelung von Alternativen ist es
Pendlern aufgrund unzureichender Versorgung mit ÖV oft überhaupt nicht möglich,
auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Daher sollten substantielle Veränderungen im
innerstädtischen Straßennetz wie die Sperrung des Mainkais für den Kfz-Verkehr
in ein verkehrliches Gesamtkonzept eingebettet werden. Bislang wird nicht hinreichend dargelegt, mit welchen
Maßnahmen eine neuerliche unverhältnismäßig hohe Belastung durch die
Verkehrsverlagerung in die südlichen Stadtteile verhindert werden soll. Antragsteller:
fraktionslos
Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage:
Anregung an den
Magistrat vom 16.06.2023, OM 4109
Stellungnahme des
Magistrats vom 06.10.2023, ST 2054
Beratung im Ortsbeirat: 5 Beratungsergebnisse: 25. Sitzung des OBR 5
am 24.11.2023, TO I, TOP 34 Beschluss: Anregung an den Magistrat OM 4745 2023
Die Vorlage OF 973/5 wird in der vorgelegten
Fassung beschlossen.
Abstimmung:
CDU, SPD, FDP, LINKE., AfD, BFF und fraktionslos
gegen GRÜNE (= Ablehnung)
Beratungsverlauf
1 Sitzung
25
25. Sitzung OBR 5
TO I
✓ Angenommen
CDU, SPD, FDP, LINKE., AfD, BFF und fraktionslos gegen GRÜNE (= Ablehnung)